Tiefere Optimierung

Zwar habe ich in meiner Abschlußrede negativ von Selbstoptimierung gesprochen, doch meinte ich damit diese Oberflächlichkeit. Vom Wunschgewicht, diese bestimmte Strecke schaffen, eine oberflächliche materielle Ebene halt. Nur aufs Ego gerichtet. Für jene, die dies so und aus solchen Gründen betreiben, mag es sich als lohnend erscheinen.

Doch jeder der sich verbessern will, arbeitet an sich selbst und seinen Fähigkeiten. Abgesehen von meiner Bescheidenheit kann ich vielleicht deswegen mit Lob nicht so gut umgehen weil ich oft weis oder fühle wie ichs hätte besser machen können. Beim Malen ist es manchmal am schlimmsten weil ich die visuelle Vorstellung direkt sehen kann wie es hätte sein können. Mir sind dann die Unzulänglichkeiten sehr offensichtlich. Manchmal liegt es an meinem Handwerk, manchmal am Material, manchmal an der Vorgehensweise.
Meine Vorstellung, meine Vision ist ein Ideal. Vielleicht nie erreichbar. Doch kann ich ihm jedes Mal näher kommen. Wenn ich es erneut angehe. Das Idealbild kenne nur ich und vielleicht spreche ich deswegen nicht so viel und eher selten über das was ich kann und mache. Wegen meiner Bescheidenheit und weil ich nicht die Phantasie anderer anregen will und sie mit der Realität enttäusche.

Das war jetzt ein Beispiel aus der künstlerischen Ebene, was aber im Prinzip für jede andere Ebene ebenso Geltung hat.
Auch für Verstand und Geist ebenso wie für Herz und Seele. Man wächst heran. Vom Neuling über den Lehrling zum Meister. Je bewußter man dieses Voranschreiten macht, je mehr man darauf achtet was, warum und wie man etwas macht oder warum es so ist und wie es werden könnte, desto tiefer begreift man etwas und desto nachhaltiger und tiefer verändert, verbessert, optimiert man sich.

Manchmal merkt man erst im nachhinein wie sehr man gereift ist. Manchmal sieht man erst im Rückblick: „He, diesen Fehler habe ich diesmal nicht gemacht‘. Dieses an-sich-arbeiten ist selten leicht und manchmal ist es so schwer etwas aufzubauen wie etwas was einen beschwert, was schmerzen mag, abzubauen. Man mag an seinen Aufgaben reifen, doch man reift ganz sicher an sich bewußt gemachten Erfahrungen.

Selbstbewußtsein wird meiner Meinung nach im alltäglichen Sprachgebrau eigentlich nur mit oberflächlich gezeigtem Ego gleichgesetzt. Doch setzt es sich doch aus den Wörtern „Selbst bewußt sein“ zusammen. Und das bedeutet doch so viel mehr als ein herrisches Auftreten irgendwelcher Firmenvorstände oder Villenbesitzer.
Eien Ironie dabei ist, wie ich finde, das diese innere Stärke im Gegensatz zur bewußt nach aussen gezeigten, mitunter vorgetäuschten, erscheinenden Stärke ganz unbewußt entsteht. Wenn man sich selbst seiner Stärken und Schwächen bewußt ist. Und wenn man sich bewußt mit Verstand und Herz der Stärkung des Positiven und der Schwächung des Negativen widmet.

Wenn einer süchtigen Person ein Rückfall passiert und er wieder seine Droge konsumiert, dann ist ihm eben kein Rückfall passiert. Er hat ihn gebaut. Selber. So ein Rückfall hat seine Vorgeschichte. Eine Zeitspanne in der alte Mechanismen doch wieder anfangen zu greifen. Mechanismen wie Verhaltensweisen oder auch unverarbeitete und deshalb unverheilte Erinnerungen. Dies führt dann Stein für Stein dazu das der Suchtdruck steigt bis es keinen anderen Weg mehr zu geben scheint außer den des Rückfalls.
Bei einer depressiven Person können äußere Einflüsse ebenso wie die innere Gefühlslage das Selbstbildnis trüben. Man zieht sich selbst bewusst über die Vorstellungskraft der Gedanken und unbewusst über die negativen Gefühle immer tiefer in eine Abwärtsspirale. Wie bei einen Wasserstrudel zieht man sich selbst immer tiefer während ein kleinerer Teil von einem selbst versucht dem Druck standzuhalten und dagegen ankämpft. Bis man nicht mehr kann und regungslos in Leere treibt.
In beiden geschilderten Fällen, und ich hoffe ich gebe sie passend wieder, gibt es einem Punkt an dem der Kampf verloren ist, man sich fallen lässt, für alle guten Worte und Gefühle unerreichbar und die Umwelt vielleicht nur noch das Schlimmste verhindern kann.
Bei beiden Beispielen ist Therapie ein passendes Hilfsmittel um Ursachen zu erkennen, zu verarbeiten und Mechanismen zu entwickeln um sich selbst zu schützen. Eine Selbsthilfegruppe wiederum bietet Schutz bei Menschen, welche die Problematik nur zu gut kennen und vielleicht sogar früh genug die unbewussten Veränderungen an einem erkennen, wen man wieder anfängt zurückzufallen.
Doch kann es sein das man schon sehr früh für gute Argumente, Beispiele, Lob und Gefühle nicht wirklich erreichbar ist. Sich selbst anfängt verzerrt wahrzunehmen und die unterschiedlichen Formen an Zuneigung und Zustimmung nur oberflächlich aufgenommen werden.

Ich habe da jetzt insgesamt ein paar Beispiele genannt, die auf den ersten Blick vielleicht nicht zueinander passen. Mir geht es jedoch nicht um einen direkten Vergleich, sondern um die dahinter liegenden Mechanismen. Vielleicht kann diese tiefere Selbstoptimierung, von der ich zuvor sprach, auch in diesen letzteren beiden Beispiele greifen. Wenn man nicht nur vom Verstand her weis was man schon alles erreicht und Gutes getan hat. Wenn man es nicht nur auch fühlt. Sondern wenn einem dieses tiefere eigene Selbst-Bewußt-Sein schon so durchdrungen hat, das man es schon innerlich spürt. Oder wenigstens eine Ahnung hat das da noch was anderes ist, das da mehr ist. Wenn sich das Unterbewusstsein regt.
Diese Art der Selbstoptimierung, welche je nach Persönlichkeit auf allen Ebenen, wie zum Beispiel der künstlerischen, der handwerklichen, der seelischen oder der psychischen, stattfindet ist ein schwieriger Weg. Bewusstsein und Unterbewusstsein beeinflussen sich gegenseitig. Rationale Gedanken können Gefühle beeinflussen, so wie Gefühle die Logik beeinflussen können. Dies bei sich selbst bewusst machen, und zwar soweit das die positiven Abläufe schon unbewusst vonstatten gehen, ist vielleicht auch mit den Worten einer inneren Selbstverteidigung gut umschrieben. Wie bei Kampfsportarten trainiert man sich, bis die Abläufe automatisiert sind. Es ist schon ein besonders schwieriger Lehrgang.
Denn es aber tatsächlich lohnt zu gehen.

Rege dich nicht über Kleinigkeiten auf

Der tägliche Stoiker vom 22.8.
Inspiriert durch das Buch „Der tägliche Stoiker“ von Ryan Holiday und daraus zitiert.

„Es ist wichtig, dass die Beachtung, die du jeder Tat beimisst, proportional zu ihrem Wert steht, denn dann wirst du nicht so schnell müde werden und aufgeben, was passiert, wenn du dich mit Kleinigkeiten beschäftigst, die mehr Aufmerksamkeit beanspruchen, als sie verdienen.“
Marc Aurel, Selbstbetrachtungen, 4.32b

Es heisst zwar das der Teufel im Detail steckt, das die Pinselstriche das Gemälde bilden und das die Einzelheiten das Gesamte ausmachen. Doch kann man sich nur zu leicht im Detail verlieren, sich mit Kleinigkeiten aufhalten, erst die Übersicht, dann die Geduld entnervt abhaken.
Doch egal ob Arbeit, Hobby oder sonstige Freizeitaktivitäten: allem was man macht sollte man seine Aufmerksamkeit schenken und in dieser Zeit auch bei der Sache sein. Zumindest nicht zu sehr ablenken lassen. Sonst verliert man den Faden. Oder man verliert sich in der aktuellen Tat. Gibt dem zuviel Zeit, Raum und Kraft und kommt dann nicht zu dem was man ja eigentlich machen oder eigentlich weitermachen wollte.
Auch hier geht es wie so oft darum das Wichtige vom Unwichtigen, beziehungsweise nicht ganz so Wichtigem zu trennen.
Frank, Polyblob

Sei nicht schon vorher missmutig

Der tägliche Stoiker vom 21.8.
Inspiriert durch das Buch „Der tägliche Stoiker“ von Ryan Holiday und daraus zitiert.

„Es schadet der Seele, wenn man die Zukunft fürchtet und sich schon elend fühlt, bevor das Unglück überhaupt über einen hereingebrochen ist, oder wenn man fürchtet, daß das, was man begehrt, einen nicht bis zum Lebensende erhalten bleiben wird. Denn solch eine Seele kann nie zur Ruhe kommen – sie ist so darauf bedacht, Zukünftiges herbeizusehnen, daß sie die Fähigkeit verliert, die Gegenwart zu genießen.“
Seneca, Moralische Briefe, 98.5b-6a

Wenn man zu sehr darauf schaut was kommen mag, zu sehr fürchtet wie sich das Leben entwickelt, dann nimmt man sich selbst gefangen. Es werden Möglichkeiten übersehen und Chancen verpasst, da man in seinen Gedankengängen stets eine negative Spirale sieht. Man steht sich nicht nur selbst im Weg, vielleicht sieht man dann wuch nur noch in einer Art Tunnelblick nur noch wie etwas schlimmer wird. Man sieht nur noch ein bitteres Ende und was man alles verliert, jedoch nicht was man alles hatte und haben könnte.
Durch eine rosarote Brille traumtänzelnd durch das Leben schweben ist das eine Extrem. Stets nur das Schlimmste erwarten und ein trauriges Ende voraussehen ist das andere Extrem.
Gelassenheit, innere Ruhe und eine entspannte Seele erreicht einen in etwa im Mittelpunkt dieses Extreme.
Frank, Polyblob

Wann es zählt

Der tägliche Stoiker vom 20.8.
Inspiriert durch das Buch „Der tägliche Stoiker“ von Ryan Holiday und daraus zitiert.

„In unseren Innern sollten wir in jederlei Hinsicht anders sein, aber mit unser Erscheinung sollten wir in der Menge nicht auffallen.“
Seneca, Moralische Briefe, 5.2

Ryan Holiday erwähnt als Beispiel seiner Interpretation den Kyniker Diogenes, welcher wie ein Obdachloser durch die Straßen zog. Zumindest den Anekdoten nach, die von ihm erzählt werden. Denn laut Tante Wiki ist bei diesem Diogenes nicht viel historisch gesichert an Lebenslauf.
Ich weis nicht in welchem Kontext Senecas Zitat stand als er es niederschrieb. Was ich weis ist das die innere Weiterentwicklung tatsächlich wichtiger ist als die äußere Erscheinung und deren Veränderung.
Was ich persönlich weis ist das ich gar nicht bewußt anders aussehen oder mich bewußt anders verhalten will als ‚die Menge‘. Ich bin´s halt. Was mir beim ersten Lesen des Zitats an Gedanken kam ist allerdings das es Momente geben mag in denen ein Dialog, eine Konversation, ein Gedankenaustausch einfacher begingen mag wenn man den Punkt des `Ach, das ist ja gar keiner dieser kinderfressender, Jungfrauen opfernder und schwarze Katzen samt Ziegenböcke an Walburgisnacht opfernder, psychopatisch, Selbstmord-dauer-depressiver Satanist` aussparen kann.
Man muss sein Anderssein der Gesellschaft nicht aufs Auge drücken.
Man muss sich aber auch nicht durch die Wahl seines Erscheinungsbildes der Gesellschaft anbiedern.
Frank, Polyblob

Begrenze das Unnötige

Der tägliche Stoiker vom 19.8.
Inspiriert durch das Buch „Der tägliche Stoiker“ von Ryan Holiday und daraus zitiert.

„Es heißt, wenn du innere Ruhe suchst, beschäftige dich mit wenig. Aber wäre dies nicht ein bessere Motto: ‚Tu, was du musst, und zwar so, wie es von einem rationalen Wesen, das in öffentlichen Ämtern steht, erwartet wird.‘ Denn dies bringt nicht nur die innere Ruhe, die man auch erlangt, wenn man nur wenige Dinge tut, sondern den tiefen inneren Frieden, der einkehrt, wenn man seine Sache gut gemacht hat. Da der Großteil unserer Worte und Taten unnötig ist, sollten wir sie begrenzen – das wird zu reichlich Ruhe und Muße führen. Dementsprechend sollten wir uns in jedem Moment daran erinnern, uns zu fragen: Gehört dies zu den unnötigen Dingen? Wir müssen aber nicht nur unnötige Taten begrenzen, sondern auch unnötige Gedanken, damit sie keine unnötigen Taten nach sich ziehen.“
Marc Aurel, Selbstbetrachtungen, 4.24

„Hach…jetzt ist schon wieder soviel Zeit vergangen, dabei wollte ich doch….“
„Brauch‘ ich das jetzt wirklich? Tut ein wenig Ablenkung gut? Oder ist das schon zu viel davon? Verzettel ich mich und lenke mich ab von dem was ich eigentlich tun wollte?“ Die eigene Handlungsweise hinterfragen ist das eine, doch wäre es sinnvoller schon vorher ansetzten. Beim Gedanken: „Wäre das nötig? Gebe es nicht Wichtigeres, Besseres zu machen?“ Besser ist es das Tun zu hinterfragen bevor man handelt und sich auf das Wesentliche konzentriert.
Der Mensch hat nun mal meistens nur einen Kopf, ein Herz, zwei Hände und zwei Füße. Die Reduzierung von Worten und Taten führt zur Besserung in dem was man tatsächlich sagen und tuen will. Was wiederum zu Zufriedenheit und inneren Ruhe führt.
Frank, Polyblob

Project Pitchfork & Solar Fake in der Festung Königsstein am 29.7.2017

Solar Fake waren für mich live überraschend gut. Von der Platte eigentlich musikalisch nicht ganz mein Ding, wussten sie bei ihrem Auftritt voll zu überzeugen. Gut ausgesteuert und in bester Spiellaune zeigten Sven Friedrich wie gut er singen und Andre Feller wie sehr er in der Musik eintauchen kann. Äußerst sympathisch und ehrlich kamen sie in der Kommunikation mit dem Publikum rüber, feuerten schon mal an wenn es nötig erschien und sorgten dafür das man gemeinsam seinen Spaß hat. Das Duett mit Spilles bei `The dividing Line´ mit einem „Wir covern jetzt ein Lied der Hauptband“ dezent zu umschreiben zeugt auch von einem humorvollen Sinn für Understatement.

Projekt Pitchfork zeigten wiederrum erneut was sie live für eine Bank sind und mit alten wie neuen, langsamen wie schnellen Lieder die Stimmung hoch halten und das Publikum begeistern. So sehr das ich nicht der einzige Anwesende war, der von der Moshpit gleich zu den ersten Takten des Konzertes überrascht war. Die gesamte Setlist kam mir wie eine Best of Variante vor und variierte von der des Vortages. So gesehen sehr schade das wir nicht an beiden Tagen da waren, zumal Solar Fake und Project Pitchfork die Reihenfolge wechselten und ich einfach mal vermute das Solar Fake ebenfalls ein paar andere Songs spielten. Die Band spielte fantastisch auf und getanzt wurde bis zum Schluss.

Von der Festung selber haben wir leider nicht soviel mitbekommen. Einen eigenen Besuch, bzw. einen Tag vor oder nach dem nächstem Konzert, ist dieser wunderschöne Ort allemal Wert. Bisher haben wir nur einen kleinen Teil gesehen, aber man soll die Festung ja auch als Ferienhotel buchen können. Die Aussicht jedenfalls ist sehr weitsichtig (um nicht zu sagen grandios) und für Konzerte ein einmaliger Veranstaltungsort mit einer Spitzenakustik.
Mit Stil geben sie dort Hinweise…

Völlig geschafft, durchgeschwitzt und rundum glücklich mit Vorfreude auf ein weiteres Mal machen wir uns…

Im Sturmgedicht

Im Sturm…
Es rauscht…
Plätschernd stürmt der Regen hinab
Donnernd flackert der Nachthimmel
Stark zieht der Wind durch den Tunnel
Es kühlt innerlich
Beruhigend die Gewalt der Natur
Seltsames sicheres Ausgeliefertsein

Wie ich es liebe des Gewitters grollen
Des Regenschauer schütterndes Naß
Die Blitze wie sie den Himmel spalten
Die Naturgewalten spielend miteinander
Morsche Äste abgerissen
Wie Zweigchen flatternd übern Boden
Blätter niedergedrückt vom Regen
Aufgehoben und wirbelnd von Windes Böen

So zerstörend der Sturm wirkend
So gebiert er Samen für Neues
Die festen gewaltigen Menschenbauten
Wie Plastikspielzeug Maßstab H0 schauend
Natur lässt alles schrumpfen was geschafft Menschenhand
Zornig und Wütend sie erscheint, sind Gefühle ihr doch fremd
Gotteszorn und Rache der Natur des Menschen Erfindung doch nur
In eine Schöpfung impliziert durch sich und seiner Schuld

Des Himmelswasser Rauschen, fest wie ein Wasserfall
In einem Selbst, in der Seele, erklingt
Wiederhallt als wär’s schon immer hier
Einen mitnimmt, sanft fließend
während das Wetter tobt
Zu einem gedankenfreien Ort
Wo Gefühle frei schweben und zerfasern
Blitze wohlig zucken sich zerfließen

Hineintastend in den Wolkennebel
Ohne Sicht, doch geborgen fühlen
Allein mit sich, doch ohne bewußtes Selbst
Seltsam glücklich ganz ohne irdisch Freud‘
Eins mit dem Rauschen, verbunden mit den Wolken
Der Blitze Kraft spüren, ihnen folgen
Übergleiten mit der Donner in die Wolken
Wie Zigarrenrauch sich verteilen
Aufgehend in den Wolken, doch nicht verwehen
Viel mehr sich damit verweben
Nicht Teil, sondern Eins sein
Mit Alledem

Nur Dummköpfe handeln unüberlegt

Der tägliche Stoiker vom 18.8.
Inspiriert durch das Buch „Der tägliche Stoiker“ von Ryan Holiday und daraus zitiert.

„Ein guter Mensch ist unbesiegbar, denn er stürzt sich nicht in einen Wettbewerb, bei dem er nicht der Stärkere ist. Willst du ihren Besitz? Dann nimmm in – nimm ihr Personal, ihren Beruf, ihren Körper. Doch du wirst sie nie von ihrem Ziel abbringen und sie nie in eine Falle locken können, wenn sie diese vermeiden wollen. Denn der gute Mensch begibt sicb nur in einen Wettbewerb mit seinem eigenen freien Willen. Wie kann so jemand nicht unbesiegbar sein?“
Epiktet, Lehrgespräche, 3.6.5-7

Eins für heutige Verhältnisse drastische Wortwahl aus der Antike, die vielleicht vom Kern ablenkt. Der Stärkere sein in einem Wettbewerb bedeutet nicht mit gleicher Münze heimzahlen, nicht einfach nur dagegenhalten. Sonderen sich besinnen auf die eigenen Stärken, diese im rechtem Maße anwenden und seine eigenen Schwächen vermeiden. Überlegt handeln. In der Konzentration nicht nachlassen. Und die Überlegung voranstellen: Ist es der Kampf wert?
Selbst wenn der Gegner meinen mag, er habe gesiegt und Beute gemacht, wie nachhaltig kann sein Sieg sein solange man seinen freien Willen un damit die freie Wahl der der Wege und Mittel hat?
Für mich beziehe ich dieses Zitat nicht alleine auf die äußere, externe Welt. Also auf einen Wettbewerb, eine Form von Kampf, der Menschen umd ihrer Organistationsformen miteinander. Sonder sehr wohl auch auf den inneren Kampf. Das Ringen mit sich selbst.
Frank, Polyblob

Himmel auf Erden

Der Versuch den Himmel auf Erden zu verwirklichen, produzierte stets die Hölle.Karl Popper, österreichisch-britischer Philosoph

Früher habe ich immer daran geglaubt, dass es in Beziehungen harmonisch ablaufen muss. Auch im Arbeitsleben habe ich nach Jobs und Umfeldern gesucht, wo alle harmonisch miteinander umgehen. Ich wollte auf Teufel komm raus Harmonie. Am Anfang hat es auch sehr gut funktioniert. Aber dann machte ich einen schwierigen inneren Prozess durch und die äußere Harmonie schien gefährdet. 

In meiner Beziehung versuchte ich alles perfekt zu machen, dass es keinen Anlass zur Kritik seitens meines Partners gab. Das war sehr ermüdend. Hat mich unendlich viel Kraft gekostet. Ich wollte alle Unannehmlichkeiten schultern, damit es den anderen gut geht. 

Denn mein Prinzip war „wenn es den anderen gut geht, geht es mir gut“. Ich habe versucht den Himmel auf Erden zu erreichen. Bin aber in meiner eigenen Hölle gelandet und mich dabei völlig verloren.

Und heute? 

Heute nehme ich es in Kauf, dass es auch mal unangenehm sein kann in Beziehungen. Dass ich Beziehungen riskieren darf, um mich zu vertreten, dass ich dem anderen auch etwas zumuten darf, dass er einen Teil der Aufgabe übernimmt. Heute habe ich keinen Anspruch auf Perfekt zu sein in Beziehungen. Heute ist es völlig in Ordnung, wenn es kracht. Das ist sehr reinigend. Und ich bin danach ziemlich stolz auf mich, dass ich es riskiert habe. 

Heute vermeide ich nicht Streitigkeiten. Ich spreche Unstimmigkeiten an. Ich sage, wie ein Verhalten bei mir ankam, wenn es störend oder verletzend war. Ich warte heute nicht mehr, dass der andere von alleine merkt, dass er mich verletzt hat.

Was habe ich davon? 

Authentische Beziehungen in denen ich mich nicht verliere. Denn nur wenn jemand die Hölle im Leben akzeptiert und damit umgehen kann, kann sich erlauben, den Himmel zu genießen, der sich ihm danach auftut.

 

 

 

Jetzt ist Schluß mit den Schuldzuweisungen

Der tägliche Stoiker vom 17.8.
Inspiriert durch das Buch „Der tägliche Stoiker“ von Ryan Holiday und daraus zitiert.

„Denn nichts, was sich außerhalb meiner Entscheidungsgewalt befindet, kann sie stören oder verletzen – das kann meine Entscheidungsgewalt nur sich selbst antun. Wenn wir uns jedesmal, wenn wir einen Fehler begehen, daran orientieren, das wir nur in uns selbst die Schuld zu suchen haben und wir uns daran erinnern, dass nichts anderes als unsere Meinung die Quelle aller Sorgen und Verunsicherungen ist, dann, so schwöre ich bei Gott, würden wir uns (endlich) weiterentwickeln.“
Epiktet, Lehrgespräche, 3.19.2-3

Für alles was in meiner Entscheidungsgewalt liegt, trage ich die Verantwortung. Ich alleine.
Bin ich zu dazu gezwungen worden? Wider besseren Willens? Oder habe ich nicht immer eine andere Möglichkeit? Einen anderen Weg zu gehen. Anders zu handeln?
Bin ich überredet worden? Jener oder jenes welches mich derart beeinflußt; hat diese Einflußquelle schuld? Oder liegt es nicht viel mehr an meiner Urteilskraft, die sich trüben lies? Also an mir? Zu sich selbst stehen bedeutet eben auch zu sich selbst und zu seinen Fehlern stehen. Sie überwinden bedeutet daraus lernen. Und an innerer Stärke gewinnen, weiser werden, weiter heranreifen.
Es gibt da alte Sprichwörter, Volksweisheiten, wie es so schön heist:’Wer stets den Fehler bei anderen sucht, hat meist selber Schuld‘, ‚Wer mit dem Zeigefinger auf andere zeigt, der richtet stets 3 Finger auf sich selbst‘ und auch:’Aus Schaden wird man klug‘.
Oft und leicht dahergesagt haben diese Sätze doch ihren wahren Kern.
Frank, Polyblob