Impressionen zu Platons Höhlengleichnis

Seit Geburt unwissend gefangen in einer Höhle

Wohlbehütet bequem gekettet an ihren Plätzen

Gebannt den Blick auf tanzende Schatten an der Höhlen Wand

Frrohlockend oder doch Grauenhaft, geworfen von jenseits des Felsen Loch

Eine einzige Person entwindet ihrer Fesseln

Von Neugier getrieben den Weg nach Außen fand

Erblickt hinter Schatten Sonne und Natur des Ganzen

Die Neugierige welche erklomm und Wahrheiten der Realität erkannt

Philosoph ist dies´ Person genannt

Die Neugierige welche erklomm, erkannt und zurück den Wege kam

Zu erzählen, zu zeigen, zum befreien

Gegen Widerstand und Unwahrheit bestand

Politiker, dies´ Person genannt

 

 

 

25. Wave-Gotik- Treffen 2016 vom 12.5. bis 16.5.2016

Freitag der 13.

Gestern kamen wir nach einer angenehmen und entspannten Anreise in einer Fahrgemeinschaft in Leipzig an. Nach dem Beziehen der Zimmer mussten wir leider feststellen das die Begriffe ‚WGT‘ und ‚Schlange stehen‘ untrennbar miteinander verschmolzen zu sein schein. Doch bei sonnigen Wetter und angenehmen Temperaturen blieb auch die Stimmung der Wartenden im grünen Bereich. Nicht ganz passend zu den diesjährigen violetten Bändchen.

Schlange stehen war bereits anschließend nach dem Zimmer beziehen beim Busservice zur  Eröffnungsfeier im Vergnügungspark Belantis angesagt. Mit einem derartigen Zuspruch für eine nächtliche Eröffnungsfeier samt Feuerwerk in einem Vergnügungspark zum Jubiläum hat anscheinend niemand gerechnet. Atmosphärisch toll hat jeder den wir trafen trotz Wartezeit bei Hin- und Rückfahrt dies Ereignis genossen.

Der eigentliche Start ins Treffen war dann die Lesung von Lydia Beneke über die ’satanische Weltverschwörung‘. Vielleicht lag es daran das wir mangels Ortkenntnise trotz hilfreicher Wegbeschreibung durch Leipziger leider eine Viertel Stunde zu spät waren, doch von einer eigentliche  Weltverschwörung war leider nichts zu erfahren. Dafür gab es viel ernsthaftes Hintergrundwissen wie die Nachrichten über angebliche satanische Riten wie Opferungen sich selbst ernähren und Nachrichtenmacher keine Skrupel haben ohne eigene Recherche dabei mehr oder weniger psychisch gestörte ‚Zeugen‘ zu benutzen. Oder gleich selber welche erfinden. Nachrichten wie Zeugen. Das sich der Vortrag sehr an LaVeys religiös beziehungsweise okkult begründeten Egozentrismus orientierte störte mich schon. Allerdings war dieser w8e auch der vom Samstag einstündige Vortrag nur eine komprimierte Fassung. In ihrer eigenen Vortragsreihe dauert die Lesung ganze interessante drei Stunden. Zumindest war es bei den bisherigen so gewesen, welche wir besuchten.

XTR Human spielten im Stadtbad einen Indie-Rock mit Post-Punk Einschlag spielten. Womit wir bei den Schubladen angekommen wären. Ein leidiges Thema zwar, hilft eben diese Katalogisierung bei der Beschreibung. Speziell bei einer eher außergewöhnlichen Band, die mich neugierig machte auf ihr Gesamtkonzept. Mit den im Hintergrund laufenden Filmen aus dem Berlin der 1920er und der Musik gewann ich zumindest den Eindruck als wenn mehr dahinter stecken würde als ´nur´ gute Musik machen zu wollen. Eine passendere Umschreibung eben jener guten Musik, die ich hörte fällt mir leider nicht ein.

Hearts of Black Sience folgten in der Setlist. Und einen sehr passenden Namen haben die Norweger da. Gewissermaßen einen A-ha Effekt erzeugten sie mit ihren atmosphärischen wie treibenden Kompositionen. Auf der Bühne haben die Beiden mehr Schwung und die Lieder ziehen einen etwas mehr in sich, während die Studioaufnahme einen doch etwas an ihre skandinavischen Brüder erinnert. Eben jene A-Ha. Doch das ist keinesfalls negativ gemeint. Hearts of Black Science klingen auf Scheibe wie der große, ernstere und düsterer Bruder wie die norwegische Synth-Pop Gruppe. Halt ohne Pop. Aber mit faszinierenden Melodien. Weitere Konzerte der Gruppe würde ich gerne erleben.

Hante. danach hatte nicht so verfangen. Nach den ersten Liedern sind wir gegangen. Von daher kann ich schlecht sagen wie sich ihr Auftritt noch entwickelte. Elektro-Musikalisch gut, fehlte ihrer Stimme das Volumen. Ob es die Aussteuerung oder die Sangeskunst war, kann ich so nicht sagen.

Peter Murphy, beziehungsweise Bauhaus, war überraschend überragend. Vielleicht weil er ‚Bela Lugosi is dead‘ mit Ansage nicht spielte, stattdessen ein paar andere atmosphärischere Kompositionen spielte. Gut, beim rockigeren Teil war ‚She’s in Parties‘ zwar dabei aber so ganz ohne Genreklassiker geht es halt dann doch nicht.

 

Samstag, der 14.

Das Museum der bildenden Künste wird mit oder ohne WGT ein zukünftiges Ziel sein. Vorzugsweise mit Führung. Denn so manches Detail, manche Interpretation erschließen sich einen nicht ohne fachkundige Hinweise. Mit fundierten Wissen wurden die verschiedenen Bilder und Plastiken aus dem Fundus des Museums präsentiert. Ob mit oder ohne WGT-Ticket besuche ich gerne diese Heimstatt der Kunst erneut.

Lydia Benekes zweiter Vortrag bei diesem WGT hatte das Thema ‚Hexenjagd – Scheinbar satanische Verbrechen‘. Natürlich kamen als Hauptfälle auch die Mörder Ruda, Vikernes und Möbius zu Sprache. Sattsam bekannt waren die Ausführungen in deren jeweiliges psychologisches Profil interessant. Die Verneinung einer religiösen Motivierung kam von Seiten Benekes für mich erst überzeugend nachdem sie eine Gegenüberstellung in der Berichterstattung der Medien brachte zwischen „Gott/Engel hat es mir befohlen“- und „Satan will es“-Täter. Die Einen sind natürlich ‚Psychos‘ und ebenso natürlich sind die anderen, letztgenannten gläubige, aus religiöser Überzeugung Handelnde.  Trotzdem scheint mir der Aspekt, auch bei anderen Fallbeispielen, das die religiös begründete und dadurch sich und das Verbrechen gegenüber der Welt, und wichtiger noch: sich selbst gegenüber, besser zu rechtfertigende Tat ein wenig vernachlässigt wird.Doch auch heute war es eine gekürzte Fassung eins an sich längeren Vortrages.

Anschließend ging es zu einem detaillierten Gang über den Agra-Markt da wir Leatherstrip verpassten und für die Krupps zu knapp dran waren. Manche Händler und Stände kannte man schon, doch gab es auch wieder schönes Neues zu entdecken und Zeit mit guten Freunden zu verbringen.

 

Sonntag der 15.5.2016

Inzwischen ist das Wetter wieder typisch April geworden. Wind, Regenschauer, Sonnenschein samt den Temperaturschwankungen. Nach einem kurzen Bummel durch den Marktplatz der Agra sind wir rüber in die Konzerthalle.

Darkhaus hatte WGT-Premiere. Einen zugegebenen guten Rock haben sie gespielt. Fast schon radiotauglich fehlte ein wenig die düstere Komponente. Die Instrumente waren etwas besser ausgesteuert als die Stimme des Sängers. Was schade war, da der Gesang sehr gut war.

Guterweise härter wie das was sonst an Rock so, besonders aus Deutschland, zu hören ist aber leider nicht mehr. Denn gut sind diese Musikanten allemal.

Diary of Dreams legten einen überzeugenden Auftritt hin. Es mag jetzt gehässig klingen, doch es würde mich nicht wundern wenn Adrian Hades bei einem Großteil des weiblichen Publikums zu spontanen Eisprüngen geführt hat. Der Mann kann singen, spielen und hat ein Charisma mit dazugehöriger Bühnenpräsenz die zumindest in der schwarzen Szene ihres Gleichen sucht. Dazu kommt noch das die gesamte Band wie aus einem Guss spielte und die gesamte Agra-Halle begeisterte.
Pfingstmontag

Heute Vormittag ging es in die Ausstellung ’25. Wave-Gotik-Treffen‘ im stadtgeschichtlichen Museum von Leipzig. Klein aber fein. Schön gestaltet mit guten interessanten Begleittexten waren die Räumlichkeiten selbst noch am Pfingstmontag gut besucht und das Buch dazu leider vergriffen. Hoffentlich wird es neu aufgelegt denn auch die Ausstellung geht in die Verlängerung.

Nicht alles muss fotografiert, doch manches sollte niedergeschrieben werden. So höre ich beim schreiben dieser Zeilen das Flötenspiel des alten graubärtigen (beinahe schrieb ich Seemann) Straßenmusikanten ein paar Meter zurück. Mehr im Vorbeigehen gab ich ihm etwas in seine Sammelbox. Er spielt sehr gut ein lustiges Lied und begeisterte damit eine junge Familie. Die beiden kleine Kinder waren hin und weg, durften ihn ebenfalls was in die Box geben. Der weise Flötenspieler ging in Hocke um auf Augenhöhe der Kinder für diese zu spielen und kam dann nochmals um sich ‚artig‘ mit Hände schütteln bei den Kleinen zu bedanken. Natürlich bückte er sich dafür zu den kleinen Menschen herab.

Während ich dies sitzend schrieb, spielte neben mir ein junger Duddelsackspieler auf. Da er den Eindruck machte aus der Szene zu stammen und sein Beutel bereits klimperte, gehe ich davon aus das er dieser Tage bei seiner Qualität sein Zubrot verdienen wird.

Vielleicht schreibe ich dies auch nur weil ich an die Kreidetafel des städtischen Museums auf die Frage „Was bedeutet das WGT für dich?“ als Antwort hinterließ: „Begegnungen“.

Das Faszinierende beim WGT ist ja das man etwas vorhat und dann ganz woanders landet, wo es einen ebenso in seinem Bann ziehen kann. So wollten wir heute Nachmittag eigentlich nur einen Kaffee in der Moritzbastei genießen und landeten in einem Vortrag namens Black Marigolds des Kunst Konzil #19 . Leider hatte ich mir nicht die Namen des Sprechers und Sprecherin notiert, denn ihre Interpretation englischer und ins englische übersetzter griechischer Lyrik war sehr mittragend. Auch wenn ich ehrlich gesagt nicht jedes Wort verstand, so entstand doch dieses gefühlte Vorstellung von Verlangen, Begehren, Melancholie und Neugier.

Ich hoffe das Photo fängt die Stimmung halbwegs ein:
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Velvet Acid Christ waren live zwar weitaus tanzbarer als von Platte, doch leider nicht so berührend wie mit Liedern wie ´Phucked Up Phreak´ oder ´Black Rainbows´, welche sie erst gar nicht spielten. War eigentlich zu erwarten bei einer Setlist wie dieser in der Agra-Halle vor Aesthetic Perfection und Agonozie, wo hauptsächlich aufs Tanzbein geschielt wird. Fazit: Gut, hätten aber noch viel besser sein können.

Aesthetic Perfection stellte mir die Frage ob das nun noch Hellectro oder schon Black Techno ist was da zu hören und sehen ist? Ich weis es nicht. Musikalisch ist es nicht mein Fall. Gut gemacht, tanzbar und erfreulicherweise kann der Sänger singen und nicht nur dank elektronischer Verzehrung ins Mikrofon kreischen.

Agonoize machen das mit ihrer Militaria & Psycho-Nummer nicht besser. Im Gegenteil: klar verloren gegen Aesthetic Perfection. Entweder ist es im Verlauf des Auftritts vor der Bühne enger geworden oder die Halle leerer.

Bei den Gruppen des heutigen Abends werde ich ein Gefühl einfach nicht los. Das Ganze ist gut gemachte Tanzmusik, mitunter auch dunkel und aggressiv, doch irgendwie fehlt mir das Echte.

Meiner ganz persönlichen Meinung nach: Die sollten einfach mal den Verzerrer ausgeschaltet lassen und sich von einem gescheiten Black und/oder Death Metal Sänger mal beibringen lassen wie das mit dem Grunzen & Kreischen so geht. Denn wenn jemand tatsächlich seine Wut, seinen Hass, seine Verzweiflung, seine Agonie rausschreit, rotzt, grunzt und singt; dann ist das so viel echter, so lebendiger. Besonders bei Aesthetic Perfection würde das viel bringen. Der Kerl kann tatsächlich singen und ein Wechsel zwischen klaren Gesang und echtem Grunzen und Kreischen würde seinen Texten weitaus mehr Tiefe geben. Bei dem Beat und Verzerrungen welche die vorlegen könnte auch ein Doppelbass-Schlagzeuger und Gitarrist auf der Bühne dem Auftritt Tiefe geben. Auf die Idee komme ich wohl weil mir es scheint das diese Band das Potenzial hat im Elektro Bereich das Meisterwerk zu erschaffen was im Death Metal Amorphis mit ihrer „Tales from thousend Lakes“ vollbrachten.

Da stell ich mir doch glatt ein Hip Hop inspiriertes Battle vor: Diese Hellectro-Typen gegen Black/Death/Thrasher. Ich bilde mir ein zu wissen wie es ausgehen würde. Jedenfalls spielt der Sänger von Mayhem, im Gegensatz zu dem von Agonoize, nicht mit rotgefärbten Wasser rum wenn er mit einem Messer auf die Bühne kommt. Da kann man von halten was man will. Aber das sind schon Unterschiede.

Die Organisatoren des 25. Wave-Gotik-Treffen werden schon ihre Gründe gehabt haben warum Agonoize der letzte Headliner sind. Warum nicht Project Pitchfork (welche momentan ihr 25. Jahr auf einer Jubiläumstour feiern), Welle: Erdball (welche seit über 20 Jahren dabei sind), Das Ich oder die Krupps (jene seit über 30 Jahren) diese Ehre haben. Jede dieser Gruppen war dieses Jahr beim WGT dabei. Jede dieser Gruppen prägten die schwarze Szene tiefer als es Agonoize je werden.

Und wenn schon von einem besonderem WGT gesprochen wird, dann bitte schön nicht nur am Anfang mit dem Belantis und der Ausstellung, sondern dann bis zum Schluß. Bis zum guten Ende. Die Agra-Halle wäre nicht um eine Maus leerer gewesen. Bis zum allerletzten Ton.

 

Doch möchte ich nicht lamentieren. Dem aprilhaften Wetter und dem Umstand trotzend das diverse Setlists und Auftrittsmöglichkeiten (wegen Überfüllung bitte Schlange stehen, draußen hören oder woanders hin) besser hätten laufen können war es wieder ein sehr gutes WGT mit schönen und interessanten Begegnungen innerhalb der Szene (beziehungsweise Szenen, so vielfältig wie das Ganze inzwischen ist), wie auch mit den Leipzigern und der Stadt Leipzig.

Es gab zwar am Anfang Unstimmigkeiten zwischen anreisenden WGT-Besuchern mit Obsorgkarte und der Security am Campingparkplatz (um das jetzt diplomatisch zu umschreiben) aber abgesehen davon waren die Ordner denen wir begegneten ausnahmslos höflich, zuvorkommend und hilfsbereit.

Was mir nicht schmeckte (um das jetzt appetitlich diplomatisch zu umschreiben) war zu hören das wohl manche Camper die nächstgelegene Behindertentoilette als ´Jauchegrube´ für ihre privaten Campingtoiletten-Verklappung. Dies soll dazu geführt haben das Gehbehinderte erstmal reinigen mussten bevor sie selber das stille Örtchen benutzen konnten.

Jenseits von diesem mangelhaften Sozialverhalten trafen wir Freunde und Bekannte, begegneten wir unbekannten Menschen die alle von sich aus darauf bedacht waren das die schwarze Szene dieses Treffen in einem freundschaftlichen Miteinander und einer positiven familiären Atmosphäre verbringt.

Ebenso hat sich bei uns der Eindruck verfestigt das die Leipziger ihr Wave-Gotik-Treffen angenommen haben. Stets bemüht in Rat und Tat weiterzuhelfen obwohl ich mir gut vorstellen kann das es ein vielleicht ein wenig nervt wenn man zum x-ten mal von einem schwarz Gewandeten nach dem Weg zu diesen oder jenem Ort gefragt wird. Keinen einzigen abschätzigen Blick sahen wir. Ich bekam zwar den Eindruck das die Trambahnfahrer Prämien bekommen je schneller sie von einer Haltestelle zur nächsten rauschen, doch auch das offizielle Leipzig war seinen Pfingstgästen stets freundlich und hilfsbereit entgegen kam.

Eigentlich wollte ich ja ein paar Fotos mehr einfügen, doch will mich im gesamten Beitrag mich auf ein paar Außergewöhnliche beschränken.

 

Wie dieses welches, wie ich meine, die Gemeinschaft gut einfängt. Das verbale Miteinander und die  Hilfe in der Tat untereinander.

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Vielleicht ist es auch an der Zeit das die schwarze Szene ihr Leipzig annimmt, sich dort zuhause und  willkommen fühlt. In diesem Sinne:

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Diverse orthographische und grammatikalische Fehler bitte ich zu entschuldigen.