Die Kerze & Der Raum

Stell dir vor, du stehst alleine in einem dunklen Raum, groß wie eine Halle. Vermutest du zumindest. Denn es ist so dunkel, du kannst nichts erkennen. Keine Wände, keine Decke, keinen Boden. Trotz der absoluten Stille klingt der Raum groß, groß und leer. Als würde der Schall deines Atems von irgendwo unhörbar widerhallen. Dabei atmest du ganz flach und ruhig.
So groß wie der Raum erscheint, so beengt fühlst du dich. Und kalt. Kalt auf der Haut, kalt unter der Haut. Nichts scheint zu existieren außer dieser Hülle mit dir unter ihr.
Kennst du diese Selbstwahrnehmung?
Ja?
Wie du in diesen Raum gekommen bist?
Diese Frage kannst du zu einem anderen Zeitpunkt in einem anderen Raum beantworten.
Wie du wieder aus diesem Raum heraus kommst?

Vielleicht hilft es dir ja eine Kerze anzuzünden.
Die Kerze deiner Erinnerungen.
Mag es unwirklich erscheinen in diesem fahlen Licht, jedoch schau dir in ihrem flackerndem Schein an was du schon wertvolles getan hast.
Wie du Menschen geholfen hast, für sie da warst.
Was du für dich schon alles erreicht hast.
Was hast du alles vollendet oder getan was dir für dich selber wichtig war?
Ich meine keine äußerlichen Statussymbole. Sowas wie Erfolge in der Arbeit oder Ausbildung.
Es sei denn dies hat dir innerlich was gegeben. Die Habilitation als Zeichen deines Wissensgewinns und deiner Fähigkeiten – nicht als Zertifikat an der Wand für deinen Beruf. Deine Stellung in deiner Arbeit als Zeichen für deine Fähigkeiten und deiner Erfahrung, aber nicht als Marker deines Kontostandes oder klingendes Wort um deine Visitenkarte aufzuhübschen.
Ich meine mehr was du im privaten geleistet hast. Was du für dein soziales Umfeld getan hast. Wenn du für ein anderes Lebewesen da warst und ihm oder ihr geholfen hast.
Was ist mit deinen Hobbys, Interessen und Passionen?
Egal ob du zum Beispiel ein Gemälde gemalt oder ein besonderes Buch gelesen hast, du für dich wichtige Erfolge im Sport hattest oder philosophierst. Was ist mit alldem was deiner Persönlichkeit wichtig ist und deiner Seele guttut?

In solch einem schwarzen Raum, wo du gerade stehst, sind solche Gedanken an Erinnerungen häufig kopfgesteuert. Dein Verstand erinnert sich. Selbst wenn leise liebevolle Stimmen, die wie aus dem Nichts oder wie von dunkelgrauen Schemen durch das Schwarz gesprochen, an deinen Ohren erklingen – selbst dann dringen diese Erinnerungen durch deine Ohren ins Gehirn, jedoch nie tiefer.
Sie sind wie eine Kerze mit Docht. Ein kalter Körper, ertastbar aber leblos. Das Lichtchen deiner Erinnerungen, mehr Schein als Sein, verweht wie eine Illusion im Raum.

Doch was ist, wenn du dich zu dieser Erinnerung noch an etwas Weiteres erinnerst?
Daran wie du dich mit jemanden gefreut hast, nachdem ihr zusammen schwere Zeiten gemeistert habt? An das gute Gefühl dich erinnerst, als du etwas für dich persönlich Bedeutsames in deinem Leben erreicht hast?

Wenn du dich erinnerst und fühlst, was du in diesen Momenten fühltest: an all die Liebe, die Freude, die Zuversicht, die Leichtigkeit des Seins!
Dies ist wie ein Funke der die Kerze entflammt. Du spürst die Wärme der brennenden Kerze, siehst ihr helles Licht und hinter ihr, um dich herum, erkennst du mit einmal:
Dieser Raum ist nicht nur riesig – er ist auch noch voll!
Gefüllt mit all diesen leuchtenden, silbernen und goldenen Schätzen von dem was dir wirklich wichtig ist, was dich ausmacht. Wie Diamanten funkeln darin deine guten Erfahrungen; Momente, in denen du dich mehr bewährtest als dir möglicherweise bisher bewußt war.

Jeder von uns hat diese Kerze und jeder von uns trägt diesen Funken in sich.
Niemand ist wirklich alleine und verloren, solange dieser Mensch weis das er seine Kerze für sich leuchten lassen kann!

Ein zweites Mal in einem Jahr

„Diese Reise ist zu Ende. Eine Neue beginnt. Es ist Zeit zu ruhen.“
Lorien, Babylon 5

Heute sah ich während kleinerer Umbauarbeiten die Abschlußfolge der Science Fiction Serie Babylon 5. Eine besondere Folge einer zu ihrer Zeit besonderen Serie. In dieser Folge ging es nicht nur um den Abschied von dieser Serie, sondern auch um das Abschiednehmen der Charaktere von einem der Hauptcharaktere. Wie passend, spürte ich, die Bearbeitung dieses Beitrages zu beenden und diesen mit einem Zitat aus der Serie zu beginnen. Stehen die Worte doch fast fertig schon ein paar Tage hier, es fehlte etwas.

 

Es ist wieder einer dieser Momente im Leben, in denen man sich sowas wie  in dieser Richtung denkt ‚Ich wollte ihn doch erst wieder besuchen. Jetzt wo man wieder darf. Also eigentlich auch seit 2 Wochen oder so darf man ja wieder…. Hätte ich nicht?… Warum so selten?…“. Doch die Zeit verging wie man sie sich nun mal gestaltete. Da hilft es nur noch für die Zukunft lernen.  Für Andere da sein und das eigene Leben nicht vergessen.

Gut kann ich mich daran erinnern wie wir gemeinsam wanderten. Er hatte manch herausfordernde Tour ausgesucht und manchmal mussten wir ihn helfen und stützen. Es passierte auch; andere Wanderer im Wald schauten verwundert und kopfschüttelnd aus einer Senke zu uns hoch, wie wir am Hang entlang über auf dem Weg drapiert liegende Baumstämme klettern mußten. Doch nicht wir bestimmten den Weg: Er bestimmte die Strecke. Auch wenn wir mal eine extra Ruhepause wegen solchen Herausforderungen einlegten, wir gingen jede Tour zu Ende. In gewisser Weise kommt es mir auch jetzt so vor. Es ist nicht so das er aufgegeben hätte. Oder das es vorbei wäre. Viel mehr wirkt es für mich als wenn er nach einer langen Ruhepause seine Wanderung woanders weitergeht.

Gut, schon vor der Operation war er nicht mehr bester Gesundheit und nach diesem (dezent formuliert) missglücktem Eingriff in seinem hohen Alter wurde er zum Pflegefall. So kann man es so sehen, sein Leiden hat nun ein Ende. Auf körperliche Ebene trifft dies sicherlich zu. Aber ob dies auch für Geist und Seele zutrifft? Ich weis nicht. Selbst als Atheist halte ich es für nicht unmöglich, daß er erst am Beginn eines neunen Abschnitts einer weiteren Wanderung steht. Ich ging gerne mit ihm zum Wandern, es reut mich nicht ein einziger Schritt und – wer mag es schon wissen – ich würde ihn wieder begleiten.

Ein ereignisreiches Leben liegt hinter ihm, er kann in Frieden ruhen. Bis es zu einer weiteren Reise kommen mag.

Wieder mal zurück

Nach einer weiteren verwaisten Zeit hier, ist es wieder soweit zum schreiben.

Ein Anfang macht das Letzte. Also zeitlich gesehen zuletzt geschrieben. Diesmal ist es meine Vorlage zur Abschlußrede des Rhetorikkurses. Aufgrund der Corona-Zeit fand er diesmal unter freien Himmel an den Stufen der Bavaria statt.

Der direkte Weg zu meinem Beitrag:  Rede zur Kraft durch Trauer 

Ich wünschte zwar, ich wäre in meiner gesprochenem Wort meiner geschriebenen Rede näher gekommen, andererseits ist dieses sauber in Ruhe ausgearbeitete Blatt Papier ja stets ein Ideal und somit nicht erreichbar. Zumindest nicht solange man es nicht auswendig lernt. Ob es auswendig vorgesagt auch die Kraft und Lebendigkeit hätte, sei einmal dahingestellt.

Menschen können mit Rhetorik erreicht, berührt werden. Das haben wir in unseren Reden. Was kann es da noch besser sein wenn es auswendig buchstabengetreu vorgetragen wird, solange das Wichtige – Essenzielle – übertragen wird?

 

Nach wie vor stört mich ein wenig die Art und Weise wie ich hier in WordPress meine Texte schreiben muß. Zumindest die Absatzregeln. Aber solange ich es nicht besser weis… sei es drum. Wenn ich nach einen Absatz aber keine Leerzeile will, muß ich mich wohl den Gegebenheiten anpassen und mir was einfallen lassen um Betonungen zu schaffen.

Und sonst noch? Mal sehen wie ich mit meinem Freizeitmanagement optimieren kann um wieder mehr zu schreiben. Aber es ist ja nicht nur dies. Es ist auch eine Frage der Disziplin und des Handwerks um aus einer Idee, einer Inspiration, ein paar Wörtern oder Zeilen mehr zu formen und es dabei aber nicht zu übertreiben.

Rede zur Kraft durch Trauer

„Ich bin ein freier Mann geboren und habe nie mein Haupt gebeugt.“

Diese Worte stammen von Friedrich Stoltze, einem Frankfurter Freigeist. Ein Literat, der mit Feder und Papier für Demokratie und eine republikanische Einheit Deutschlands kämpfte, inmitten einer monarchistischen Epoche. Gegen Ende seines Lebens war er das bekannteste und beliebteste Kind seiner Heimatstadt Frankfurt. Gleich nach Goethe.

Peinlich für mich, bin ich erst vor kurzem mit ihm und seinem Werk bekannt geworden.

Es war allerdings auch kein gewöhnlicher Familienbesuch zu dem Tansu und ich nach Frankfurt kamen und an dessen Ende wir in einem Cafe am Bartholomäus Dom saßen. Zur Toilette im vierten Stock wollte ich noch und landete in einer Dauerausstellung im zweitem und drittem Stock über Stoltze. Möglich das manche von Zufall reden, andere von Vorhersehung – von Bestimmung, ich sehe es als unwahrscheinlich erscheinende Wahrscheinlichkeit; dass ich ausgerechnet zu solch einem Moment in meinem Leben mit Friedrich Stoltzes Biographie in Berührung kam.

Diesmal waren wir dort im Kreise der Familie um Onkel Klaus zu bestatten. Er starb nicht an Corona. Ich sehe es so, er starb nicht mal direkt an seinem Lungenkrebs. Vielmehr hat der Kampf gegen den Krebs ihn zermürbt. Eineinhalb Jahre Chemo-Therapie. Am Schluß war er soweit den Gang ins Hospiz zu nehmen.

Nach dem Besichtigen von einem solchem, am Tag danach, schlief er auf seiner Couch ein und wachte nicht mehr auf. So sah es aus. Als wenn er sich gedacht hätte: ‚Da kann ich ja auch gleich zuhause sterben.‘ Es ist ein tröstlicher Gedanke zu wissen: Er starb wie er es sich wünschte: einschlafen ohne aufzuwachen, vom Schmerz befreit, in seinem Heim.

Wichtiger als diese Art von Trost ist die Erkenntnis: ein Teil von ihm wird immer bei mir bleiben – Mich mein Leben lang begleiten.

Wie ich auch durch ihn als Teil meiner Familie und Mitspieler lernte, Gesellschaftsspiele als gemeinsames Erleben zu spielen. Klar, gewinnen ist was schönes, doch wichtiger ist der gemeinschaftliche Spaß dabei. Seine ganzen Comics und Filme. Es mag sich profan anhören, doch sind dies Kunstformen. Sie inspirierten mich tiefer in diese einzutauchen, meinen Weg darin zu finden. Seine Hilfsbereitschaft, ebenso wie seine gelegentliche Wortkargheit; um dann von Zeit zu Zeit einen kurzen Kommentar loszulassen, bei dem man zwar anderer Ansicht sein konnte, es jedoch stets lohnte darüber nachzudenken.

Nur wenige Beispiele, welche leicht zu erzählen sind.

Es heist…    Jeder Mensch schafft sich seine eigene Hölle. Manche von uns wissen dies nur zu gut. Ich weis…    Jeder Mensch kann sich sein eigenes Paradies erschaffen. In seinem Herzen. In seiner Erinnerung. Für die Menschen, welche uns begleiteten, uns prägten, mit uns gingen in hellen wie durch dunkle Zeiten. Für Jene, die von uns gingen und uns doch nie verlassen.

Die gemeinsame Gegenwart ist nicht mehr, doch die Vergangenheit lebt und begleitet einen auch in die Zukunft. Dies ist mehr als Trost, mehr als versöhnliche Trauer, welche so ganz anders ist wie diese schmerzende drückende Trauer voller Vorwürfe gegenüber sich selbst und andere.

Es ist mehr als herzerwärmende Erinnerung, denn es bedeutet:

Wir können mit einem Lächeln zurückblicken und mit Zuversicht nach Vorne gehen. Zu fühlen und zu wissen, all jene welche körperlich gestorben sind, all ihre Werte, ihr handeln, denken, fühlen; all das Gute was wir durch sie erfahren haben, all jenes was wir durch ihre Hilfe lernten – all dies lebt in uns weiter.

Es stärkt uns nicht nur; es gibt uns Kraft selbst durch dunkelste Zeiten hindurch.

Wie ein Leuchtturm aus der Vergangenheit können sie uns immer noch helfen unseren Weg durch Zweifel und Düsternis hindurch zu finden. Wir können mit einem Lächeln zurückblicken und mit Zuversicht aufrecht nach vorne gehen. Es ist eine demütige, bescheidene Kraft. Weshalb ich in aller Bescheidenheit nicht mit meinen Worten enden will, sondern mit den Worten von Friedrich Stoltze. Welche er im Mai 1880, zwei Monate nach dem Tod seines Sohnes, fand.

„Nicht alle sind tot, deren Hügel sich hebt! Wir lieben, und was wir lieben, das lebt. Das lebt, bis uns selber das Leben zerrinnt. Nicht alle sind tot die begraben sind.“

Das erste Mal mit Rocky Horror

Oder genauer formuliert:

Das erste Mal live mit der Rocky Horror Picture Show im Kino. In dem Museum Lichtspiele direkt neben dem deutschen Museum in München. Ganz und gar nicht museal war allerdings das Erlebnis diesen Film in dieser Atmosphäre in diesem Kinosaal mit diesen Freunden erleben zu dürfen.

Ein wenig peinlich allerdings war es schon, solange gebraucht zu haben, bis wir es tatsächlich mal in die Lichtspiele schafften. Immerhin fahren wir ja schon seit ein paar Jahren in der Tram daran vorbei. Und immer wieder kam der Spruch auf: „Die Rocky Horror Picture Show schauen wir uns mal an im Kino“. Aber dieses ‚Machen wir mal‘ führt ja häufig dazu das man etwas eben eher nicht macht. So hat die moderne Zeit mit whatsapp und Konsorten durchaus seine Vorteile, wenn man sie nur zu nutzen weis. Eine Gruppe war schnell beisammen und ein gemeinsames Datum dann ebenfalls gefunden. Irgendjemand muß halt die Initiative ergreifen damit sich tatsächlich mal was macht. Sozusagen.

Zum Film selber… was kann ich schon noch groß dazu erzählen? Ein Teil populärer Kultur, den man wenigstens einmal gesehen haben sollte. Sofern man halbwegs was mit Liedern in Filmen anfangen kann. Ob er einen gefällt oder nicht ist dann wieder eine ganz andere Sache.

Atmosphärisch ist das Erlebnis im Kino unschlagbar. Zumal wenn es in enem derart künstlerischem einzigartigem liebevoll detailliert eingerichtetem Saal wie Diesem stattfindet.  Das Bild weiter unten gibt dies nicht annähernd wieder. Ganz ohne berühmt-berüchtigter Kostümierung des Publikums herrschte ausgelassene Partystimmung.

Uns gefiel es so gut, wir wollen in Zukunft das Jahr würdevoll mit einer Einkehr ins Lichtspiel zur Rocky Horror Picture Show beginnen. In diesen abgedrehten Zeiten ist es möglicherweise sogar der exakt richtige Weg Anfang Januar positiv auf- und abgedreht das neue Jahr zu beginnen.

Ach ja, es gibt nicht nur diesen Kinosaal für diesen Film. Das Museum Lichtspiel kann ich nur wärmstens empfehlen. Ein kleines und umso feineres Kino, bei dem der herzliche Empfang nicht in Lehrgängen einstudiert wurde, sondern so echt ist, daß das Personal es möglich macht trotz baulicher Behinderung einem Menschen im Rollstuhl den Genuss der Show zu ermöglichen. Leider heutzutage immer noch nicht selbstverständlich und umso erwähnenswerter.

 

Museum Lichtspiele

Treppenwitz der Geschichte

Kaum zu glauben: es ist schon wieder fast zwei Wochen her als dieser Artikel bei Spiegel Online erschien:

 Spiegel Online: Sexualität und Islam

Ein Buchtip meinerseits ohne dieses Buch „Liebe, Sex und Allah. Das unterdrückte erotische Erbe der Muslimevon Ali Ghandour überhaupt gelesen zu haben. Einfach weil mir nach dem Lesen des Artikels ein paar Gedanken kamen:

Laut dem Interview hat die viktorianische Sexualmoral im islamischen Raum ebenso ihren Einfluss gehabt wie in Indien.

Welch böse Ironie der Geschichte. Geradezu zynisch. Die restriktive christlich-viktorianische Sexualmoral unterdrückt die alten Traditionen des Orient und nur wenig später verhilft die – sich von eben dieser körper- und sinnesfeindlichen Moral befreienden – christlich geprägte westlichen Welt stockkonservative Islamisten an die Macht, welche den Westen im Grunde als Feind erachten.

Ein Treppenwitz der Geschichte, immer wieder gerne zum Besten gegeben von Teufel zu Teufel auf den Stufenabstieg in die Tiefen der Hölle.

Ich bin gespannt wie das Buch tatsächlich ist.

Nur wenn…

Nur wenn man zusammen durch tiefste Scheiße kroch, kann man so richtig schön gemeinsam über blühende Blumenwiesen tanzen.

 

Dafür sind doch Freunde eigentlich da. 

Feiern, Spaß und gute Laune miteinander haben – das geht auch ohne Freundschaft. Zwar nicht so schön und tiefgehend wie mit – aber es geht.

Die andere Seite des Lebens aber, jene harten und fordernden wie auch traurigen und dunklen Zeiten, die kann man meistens eher schlecht bis gar nicht ohne freundschaftliches Empfinden teilen.

Da lässt man Nähe nur bei den engsten Vertrauten zu, denn je heftiger es um und in Einem zugeht, desto verletzlicher ist man. Sicher fühlt man sich vielleicht noch bei sich selbst. Und bei wem sonst noch?

Wem traut man  zu – wem vertraut man sich soweit an – getragen zu werden, wenn man selbst nicht mehr gehen kann?

In solchen Zeiten beweisen die Menschen was sie tatsächlich unter Freundschaft verstehen, wie weit sie mit einem durchs Feuer gehen können. Oder wollen. Denn nicht wenige wenden sich gleich ab.

Doch jene, welche zusammen bleiben und gemeinsam dies durchhalten und da durchgehen, verbindet etwas besonderes. Woran man sich ein Leben lang erinnert. Was auch immer noch kommen mag, es bleibt durch alle Zeiten bestehen.
Dieses Band entfaltet in guten Zeiten eine ganz eigene Form an Magie mit der es sich auf besondere Art tiefgehend feiern lässt.

Macbeth in den Münchnern Kammerspielen am 10.12.2018

Mein erster Besuch der Kammerspiele war sehr beeindruckend. Ich habe zwar keine Ahnung ob szeneabhängige Videoinstallationen, Gesang und elektronische Musik theatertypisch sind; die Inszenierung aber aus Macbeth eine Vorstellung zu machen über eine Theatergruppe, welche Shakespeares schottisches Stück probt und dabei selbst in der Thematik wandelt, ist, zusammen mit aktuellen weltpolitischen Bezügen und dem durchaus vorkommenden Durchbrechen der sogenannten vierten Wand, ist erfrischend neu und zeigt neue Facetten und die Lebendigkeit des Themas.
Eine intellektuelle Inszenierung? Ja, aber total bodenständig. Die Art und Weise wie das Stück aufgebaut und gespielt wird, eben auch durch Gesang und Projektion, spricht Verstand wie Gefühl an.
Selbst ein Spiel mit den Sprachen, deren Übersetzungsmöglichkeiten und Interpretationen, wird ebenso ernsthaft wie leicht, jedoch nicht ohne Humor, dargebracht.
Ich habe mich zwar im Voraus gefragt wie ich mir Untertitel bei einem Theaterstück vorstellen darf, die dafür beidseitig und über der Bühne angebrachten Bildschirme erfüllten diesen Zweck aber voll und passen sogar hervorragend in das Jugendstilambiente der Kammerspiele.
Schauspieler und Inszenierung überzeugten voll, da sprachen die vier Vorhänge des Applaus für sich von der Wirkung auf das Publikum.
Sehr beeindruckend, sehr empfehlenswert und sehr wahrscheinlich das die Münchner Theaterspiele mich nicht zum letzten Mal sahen.

Ach ja, die Inszenierung ist, trotz der Warnung im Prolog mit einem ironischen, dezenten Hinweises auf einen bestimmten Fleckenteufel, tatsächlich kaum blutig. Der Verbrauch an Theaterblut ist nicht erwähnenswert, der Gebrauch des selbigen wäre nicht förderlich gewesen und diese Inszenierung hat es wirklich auch nicht nötig.

Schwer verständlich, so manche Menschen

Was es manchmal an Äußerungen zu hören oder lesen gibt; da ist es wirklich nicht einfach ruhig zu bleiben. Oder ich bin einfach baff jenes wirklich gerade mitbekommen zu haben.

Wie jetzt auch mit dem Christchurch-Anschlag. Ein guter alter Freund schreibt mir wie fassungslos er ist und um seine inneren Ruhe ringt, nachdem er mitbekommen hat, er kennt Menschen die sich dieses Video angeschaut haben, welches der Attentäter online stellte. Oder mir erzählt ein Kollege, wie ein Bekannter sich ihm gegenüber so äußerte ‚Jetzt wissen diese Moslems auch mal wie das ist mit den Terroranschlägen‘. Mein Kollege hat sich ebenfalls gefragt was des jetzt nun soll.

Es gibt Filme mit Momenten, bei denen man sich fragt „Habe ich das jetzt wirklich gesehen?“. Wie damals bei Story of Ricky. Hab noch die VHS zurückgespult um den Schmarrn nochmals zu sehen. Aber das sind Filme. Mindestens nicht real und selbst wenn das Gezeigte auf realen Ereignissen und Geschehnissen beruht, so ist es doch eine nachgestellte Darstellung dessen.
Wenn mir sowas in der Realität passiert, frage ich mich manchmal schon ob ich und die andere Person tatsächlich in der selben Welt leben. Irgendwie kaum fassbar was manche so von sich geben. Ich komme nicht darauf wie man nur so sein kann, wie offensichtlich diese andere Person tickt. Mitunter entzieht es sich meiner Menschenkenntis.
Persönlich bin ich der Überzeugung, auf andere Menschen herabblicken ist schon ein kleiner Schritt in Richtung Faschismus und Rassismus. Sich anderen dadurch indirekt überlegen fühlen. Naja, nicht unbedingt ein Schritt wie bei einen Weg beschreiten. Eher wie eine Skala, waagerecht gesehen auf dem Endpunkt der einen Hälfte: absolute Unterlegenheit, auf entgegengesetzten Seite: Überlegenheit, exakt in der Mitte: Gleichwertigkeit. So ist dies herabschauen auf andere eine Messeinheit ins Ungleichgewicht. Ins Ungerechte.
Ich schätze mich selbst als ein Mensch ein, welcher andere Menschen grundsätzlich als gleichwertig ansieht. Ungeachtet ihres Geschlechts, Hautfarbe, Herkunft, sozialen Ranges, politischen Ansichten oder sonstiger „Kategorien“.
Zynismus und Sarkasmus sind mir eher Werkzeuge und Ventile um mit bestimmten Situationen oder Gegebenheiten umzugehen.
Aber in manchen Momenten, bei manchen Mitmenschen – welche in der Regel ganz normal und gesellschaftlich geradezu unverdächtig erscheinen -, die machen es mir verdammt schwer sie nicht als Abschaum zu betrachten.

Eine andere Generationendifferenz

Früher riskierten Frauen Leib & Leben, ertrugen Hohn und Spott um für ihre Interessen zu kämpfen. Um Anerkennung, Respekt, um Gleichberechtigung. Dafür das Frau und Mann sich auf Augenhöhe begegnen und ohne Unterdrückung gemeinsam die Gesellschaft in allen Bereichen gestalten.

Heutzutage sitzen Frauen vor ihren Laptops oder spazieren mit ihren Smartphones durch die Weltgeschichte, zwitschern rum darüber wie sie belästigt werden, zeigen mit dem Finger auf andere, darauf dass Die sich so zu benehmen hätten wie es sich für aufgeklärte, zivilisierte Menschen gehören müßte.

Was ist nur mit der Empanzipation passiert? Vom aktiven Handeln zu einer eher passiven ‚Es muß sich was ändern/Die müssen sich ändern‘-Haltung. Soziale Netzwerke ersetzen halt keinen Tomatenwurf.
Eine Frau vom Schlage einer Alice Schwarzer auf der Straße ist mir allemal lieber als 1000 Tippsen vor ihren Notebooks.
Bei Ersteren bin ich mir sicher, da fängt eine Veränderung an. Eine Veränderung hin zum Positiven.
Bei Letzteren… ich weis nicht. Netzwerken können sie ja, die Frauen von Heute. Aber bei der Lohngerechtigkeit beißts sich schon aus. Man kann natürlich nach dem Gesetzgeber rufen, damit es über Paragrafen geregelt wird, sowie von der Gesellschaft verlangen die Gleichwertigkeit im Gehalt anzuerkennen und einzufordern. Doch wenn dies nicht so geschieht wie es sollte, Gewerkschaften in ihrem Kernkompetenzbereich versagen, wäre es da nicht besser selber für Streiks zu sorgen? Letztendlich agieren Arbeitgeber nach der Finanzkalkulation. Wenn der Einnahmenausfall durch Streik teurer wird als Lohngerechtigkeit, dann wird auch gerecht bezahlt. Ist zwar der nicht der optimale Weg, weil das Optimum wäre die Selbstverständlichkeit der gleichen Entlohnung für gleiche Arbeit, aber immerhin ein Anfang.
Eine Gewerkschaft und einen Streik managen ist halt Organisation. Netzwerken um sich gegenseitig zu unterstützen, man könnte auch ein wenig böswillig von „Vitamin B Pflege“ sprechen, ist was anderes.