Sommernacht-clubbesuch


Tja, da ist man nach dem WGT und nach langer Zeit mal wieder bei einer Clubveranstaltung und nach den ersten Liedern die ich so mitkriege fällt mir nur ein:
Der ultimative DJ-Dislike
Kopfhörer ans Smartphone anschließen, aufziehen, in der Mitte der Tanzfläche erscheinen und zu Witchery headbangend Solo-Moshen.
Youtubed mal „Burnin‘ Paradise“ von denen.
Oder „World Wide War“ von Ritual Carnage.
Kommt auch gut.

Möcht‘ jetzt nicht allzu bös‘ sein. Allen Anderen scheints ja zu gefallen. Der Veranstaltungsort mit Biergarten ist ja im Sommer auch eine super Sache. Aber wie ich jemanden ganz bestimmten vorhin auf Grund der musikalischen Lautstärke ans Ohr brüllte:“Schatz, hätte ich erst durch dich die schwarze Szene kennengelernt und es wär‘ unser erster Clubbesuch, ich hätt jetzt gesagt:’Also viel Spaß noch, wir bleiben dann ja in Kontakt und hören mal voneinander.‘
Aber ich kenn‘ ja schon besseres. Also rein musikalisch gesehen.
Möglich das ich ja noch WGT-verwöhnt bin. Ist ja auch schön sich im Freundeskreis zu treffen. Sollte man öfters machen.
Und sich die Namen der DJs merken.
Nur zur Sicherheit.

Gut, vielleicht haben die DJs nur einen schlechten Tag. Oder das Motto ‚Born to Rock‚ ist zu irreführend. Oder wir kamen zu früh mit zuviel teck-no-iden Uffta-Uffta und Future-Pop einlagen, um dann disruptiv von nicht passenden Gitarrengeschredder abgelöst zu werden. Als wenn es keine guten musikalischen Übergänge geben würde. Die besseren Lieder kamen sowieso erst später. Doch dank des gemütlichen Außenbereichs und günstigen Preisen ist Nachtgalerie auch gut geeignet für ein geselliges Beisammensein. Sollte ich die Durchsage richtig verstanden haben, findet diese Veranstaltungsreihe ab August regelmäßig einmal im Monat hier statt. Da kann man getrost der Veranstaltung noch mal eine Change geben. Zumindest im Sommer mit Biergarten eine gute Idee.

Andererseits wird es endlich wieder Zeit für ein Einkehren ins NERODOM. Vor allem nächsten Freitag mit dem Spezial ‚Szene Classics‚. Bekanntes und Bewährtes. Wahrscheinlich auch etwas für ältere Menschen. Wie mich.
Und hoffentlich wohl ohne eine basslastige Technoversion von ‚Destillat‘, wie vorhin erlitten. Von wegen Das Ich. Wohl eher Das Nicht! Atheismus hin oder her: Für solch einen Frevel gehören der Schöpfer solch Ohrenbeleidigendes wie dessen DiscJockey gekreuzigt. Und davor ausgepeitscht. Und danach auch. Also nach dem verdienten viertägigen Kruzifixierungstod.
Wobei viele Clubgäste wieder einmal die friedliche tolerante Einstellung der Szene zeigten und zu diesem „Lied“ tanzten. Sie hätten ja auch mit dem Steinigen anfangen können.
Gott, was bin ich heute wieder für ein böser Schelm.
Trotzdem war es eine schöne Art bei einer Geburtstagsfeier dabei zu sein.

These zur Antithese

Der endgültige Beweis für die Nichtexistenz Gottes:

Zu heiß – zu kalt
zu viele Wolken – zu viel Sonne
so dürr – ständig Regen
viel zu windig – so drückend

Immer diese Kapriolen übers Wetter.
Welcher noch so gütiger Gott könnte dies über all die Zeiten ertragen?
Wäre es nicht ein zu großes Kreuz mit der Menschheit, mit diesen Plagen?
Wäre es nicht schon längst mal Zeit gewesen mit einem Fingerschnippen (metaphorisch gesprochen) die Schöpfung entschwinden
zu lassen um mal Ruhe in der Stube zu haben?

Wäre ich Gott (würde es mich geben),
fluten würde ich den kompletten Laden.

26. Wave-Gotik- Treffen vom 2. Juni – 5. Juni 2017

Freitag, der 2.6.2017

Es ist schon länger her, da sind Walter, Freund und Arbeitskollege, und ich zum damals noch existierenden Pulverturm gefahren. Allerdings sind wir einfach los gefahren ohne uns nochmal zu erkundigen. Wenn ich mich recht erinnere war es Freitag und wir waren etwas früh dran.
Zur Reggae Nacht.
Ist zwar auch irgendwie schwarze Szene.
Aber musikalisch dann doch nicht so ganz unser Geschmack.
Wir sind also an einem Samstag zur rechten Zeit wieder hin. Gothic Rock dröhnte aus den Lautsprechern. Trockeneisnebel waberte. Es wurde getanzt. Wir standen an der Bar, um uns herum lauter schwarz gewandete, geraedzu typisch auf Wave frisierte und geschminkte Musikliebhaber.  Schauten uns an. Walter sagte:“Endlich wieder normale Leute!“
Nun, was das mit dem diesjährigen Wave Gotik Treffen zu tun hat?

Der Freitag fing im heidnischen Dorf mit der Band Ragnaröck an, von denen wir leider nur die letzten beiden Lieder mitbekamen. Der fünfköpfige Punkrock mit Dudelsack war guter Stimmung und verbreitete dieselbe im Publikum. Das sich die Band auf der Bühne dann dankbar gen Publikum niederkniete, obwohl leider noch nicht so zahlreich vor der Bühne vorhanden, machte sie glatt noch ein wenig sympathischer.
Danach spielten Metusa auf. 6 Spielsleut‘ inklusive einer Geigerin und einer Dudelsackspielerin. Stimmungsvoll und gut gelaunt wurde eine schöne Bandbreite an Liedern gebracht, die allesamt ins Bein gingen, mehr Publikum anlockte, und deren Texte sehr wohl auch in die Tiefe gingen. Das Publikum tanzte fröhlich zur Musik der Schwaben, welche beim sich verausgaben für die Anwesenden ganz und gar nicht sparsam waren. Selber sah ich zum ersten Mal keine Luftgitarre Spielende, nein, es war eine Luftgeigerin! Was aber eigentlich auch nicht verwundern darf wenn ihr Folk so schön punkig rüberkommt. 
Noch ein wenig über den Markt geschlendert, ein wenig geratscht und später ging es zur Moritzbastei um den ersten Auftritt von The Firm Incorporated mitzuerleben.

Wir kamen rechtzeitig genug um noch in den Keller gelassen zu werden. Komplett voll, gefühlt ein wenig überfüllt, inklusive anstehen an der Glastür für jene welche etwas später kamen, hätte das neue Projekt von Jens Kästel und Guido Henning allemal auch einen etwas größeren Veranstaltungsort füllen können. Beziehungsweise ohne Probleme auch in der Setlist einer größeren Halle dabei sein können. Das Elektro-Team rockte den ganzen Saal. Naja, Saal liest sich ein wenig seltsam in Bezug auf die Moritzbastei. Aber so fühlte es sich an. Und dazu tat es gut zu sehen wie jemand dermaßen von seiner Musik begeistert ist. Als würde er vor der Bühne tanzen. Und nicht auf ihr stehen. Also eher mehr auf ihr tanzen als stehen. Ich gewann den Eindruck das die Musik samt ihren Texten von den Musikern in erster Linie für sich selbst geschrieben wurde. Ohne auf irgendwelche Charts zu schielen.
Sowas ist ja leider nicht selbstverständlich.
Anschließend traten Angels & Agony auf, deren Future-Pop-lastiger Sound uns nicht taugte. Nichts gegen deren handwerklichen Fähigkeiten, doch das war einfach nicht unsers. Wir gingen vor dem Ende des Konzerts. Bis dahin waren Gesang und Sound gut aber nicht mitreißend für uns. Ihre Fans feierten zu genüge und an der Tür standen noch einige an.

Samstag, der 3.6.

Zuerst ging es heute ins Museum der bildenden Künste in Leipzig. Es dauerte nicht lange bis ich bereute nicht gleich zum Beginn der Besuchszeit hingegangen zu sein. Denn mit mehr Zeit und Muse, dem Fotopass für 2,50€ (was ja nun wirklich nicht die Welt ist) und noch eine gescheide Digitalkamera statt meiner zwar guten aber doch ihre Grenzen habenden Smartphonecamera wäre eine paar sehr schöne Bilder entstanden. Die ständige Ausstellung hat reihenweise beeindruckende Bilder und Skulpturen, für die es aber auch Zeit braucht um sie wirken und aufnehmen zu lassen. Selbst ohne spezielle Führung wie im letztem Jahr für WGT-Besucher zum Treffen-Jubiläum sind die Etagen des Museums . Auch die derzeitige Ausstellung „Nolde und die Brücke“ war hochinteressant, konnte von mir aber nur noch zum Teil gesehen werden, da die Öffnungszeit ihrem Ende entgegen eilte. Und ich wiederum Richtung Haus Leipzig.
Denn so kam ich noch rechtzeitig zu Lydia Benekes Vortrag über Psychopathinnen. Zwar interessant, informativ und auch makaber-unterhaltsam wie ihre anderen Vorträge, war mir die Präsentation ihrer Leinwand-Charts zum Thema jedoch leider ein wenig zu stichpunktartig. Was wiederum an der knapp bemessenen Zeit lag. Der Vortrag am Sonntag Abend ist länger und ausführlicher, jedoch besuche ich dann lieber eine ihrer „Tour-Präsentationen“. Den die sind nochmals detaillierter. Der kleinere Rahmen im Münchner Schlachthof (nebenbei bemerkt überaus passender Standortname für derartige Themen, wie ich finde) erhöht auch die Atmosphäre im Vergleich zum Saal im Haus Leipzig. Das es eine Tour Ende des Jahres gibt, da geh‘ ich jetzt mal stark von aus, hat sie doch die Veröffentlichung eines neuen Buch zum Thema für diesen Zeitraum angekündigt.
Den Abschluss des Tages bildete ein Besuch des kleinen Mittelaltermarktes auf der Moritzbastei und dem genießen der Künstler am dortigem Bühnenstand.
Nachtwindheim als instrumentales Gute-Laune-Trio feierten bei der Gelegenheit den Geburtstag des Trommlers, wobei ich mir nicht sicher bin ob nicht einer der Drei bei jedem Auftritt irgendwie Geburtstag hat. Die Neuinterpretation des guten alten Hänsel & Gretel Märchens war dabei gerade noch jugendfrei und eine amüsante Idee. Die Coverversion von Black Sabbaths Paranoid lies sich ebenfalls gut hören.
Ab Infernis brachten ebenso gut gelaunt und mittelalterlich instrumentiert mehr Menschen (das Wetter war nicht mehr so vernieselt und es trauten sich ein paar mehr „Open Air“) unterschiedlichen Alters zum tanzen. Zum Abschluß eher etwas ruhigeres wie ‚House of the rising Sun‘ zu covern ist auch mal eine hörenswerte Idee.
Das anschließende Feuerspektakel der Gauklergruppe war dann der feurig beeindruckende Abschluss des Abends.

Sonntag, der 4.6.

Am späten Mittag wollte ich beim Bundesverband Verwaiste Eltern und trauernde Geschwister in Deutschland (VEID) e.V. Luci van Org und danach den HardChor Stimmgewalt hören. Dumm nur in Bezug auf die Aufnahmekapazität der Räumlichkeiten das ich nicht einer von wenigen sondern unter vielen war, die das auch vorhatten. Ich kam an und es kamen mir schon einige entgegen. Im Treppenhaus standen noch welche geduldig. Wenn ich mir mal den Wortwitz erlauben darf: Das Kreuz mit dem Wave Gotik Treffen ist halt das die kleineren Veranstaltungsorte schnell überfüllt sind. Oder man ist nicht nur rechtzeitig sondern sehr frühzeitig da.
Das Besondere bei einem Festival wie diesem, welches sich über eine ganze Stadt verteilt, ist das man auf dem Weg schöne Überraschungen erleben darf. In diesem Fall war es das Näh-, Strick- und Bastelgeschäft Sarajana am Roßplatz 11. Ja, das ist jetzt Werbung. Allerdings für einen kleinen aber feinen, sehr kompetenten und kundenfreundlichen Laden. Welcher am Pfingstwochenende rein zufälligerweise Hausmesse hat. Wer selber an seiner Kleidung arbeitet, egal ob alltags- oder Festivaltauglich, oder auch handwerklich gerne mal über diverse Genregrenzen hinaus schaut, wird dieses kleine Schmuckstück im Herzen Leipzigs zu schätzen wissen. Eine kleine Auswahl vom Angebot gibt es auch übers Netz zu sehen bei:
https://www.sarajana.de/
Bei der Gelegenheit fällt mir ein das ich zwar nähen aber immer noch nicht stricken kann. Und das obwohl während des WGT es den Stricknachmittag für Schwarzromantiker gibt!
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Selten erlebt das gleich bei der ersten Band so voll war.
Selten erlebt das die ersten Takte fast jedem Liedes so angefeiert wurden.
Und selten erlebt das bei der ersten Band so durchgehend mitgetanzt wurde.
Als wenn ein Teil der Szene nur auf She past away gewartet hätten. Im Gegensatz zu einer anderen Formation des Abends klingen sie nicht nach der rockigen Version bestimmter Gruppen, sondern als wenn sie die Essenz eines ganzen Musikstil destilliert hätten und ihn auf ihre Weise interpretieren. Eines Musikstiles den die schwarze Szene so schon lange nicht mehr so zu hören bekam. Dazu gut ausgesteuert kam der Sound der Band selbst in der Agra spitze rüber. Praktisch ohne verbale Kommunikation mit dem Publikum (abgesehen von hier und da einem „Danke!“) sprach praktisch nur die Musik und ihre Stimmung zu den Leuten. Ich vermute zumindest das nicht allzu viele in der Halle des türkischem mächtig waren. Pointierterweise schätze ich das durch das weglassen von Zwischenansagen und Sprüchen prompt ein Lied mehr gespielt werden konnte.
Gene loves Jezebel war die positive Neu Entdeckung des Abends. Mir zuvor unbekannt habe ich bei der Beschreibung Alternativ Rock in der WGT-app zwar erst schlimmes befürchtet, war dann aber um so positiver überrascht von der etwas düsteren Spielart der Musik dieser Gruppe. Band wie Musik kommen auch ehrlicher und erdiger rüber als das meiste was sonst so aus der Ecke kommt. Wobei mich ja schon die Bezeichnung stört. Alternative Rock. Was’n des? Auf andere Art Rock zu spielen? Na, Gene loves Jezebel können das jedenfalls sehr gut.
Wenn es ,Extreme Music for extreme People gibt‘, dann gibt es auch ‚Gothic Rock for gothic Girls‘ Und The 69 Eyes gehören dazu. Handwerklich top wissen sie schon zu gefallen. Nur höre ich kaum etwas eigenes. Ist jetzt für die Stimmung nicht unbedingt so wichtig und die Halle war zwar voller begeisterter Fans, doch fallen sie mir persönlich an diesem Abend mit lauter eigenständigen Gruppen eher unangenehm aus dem Rahmen. Oder anders formuliert: Wenn schon Musiker dieser Spielart mit aufgesetzten Sonnenbrillen auf die Bühne kommen, dann fehlen mir eigentlich nur noch die Cowboyhüte, verdammt viel Nebel (so dass fast nur Schemen zu erkennen sind) und meinetwegen noch Staubmäntel. da könnten ja gleich die Sisters of Mercy oder The Mission auftreten. Oh! Moment!….The Mission kommen ja gleich anschließend! Also warum nicht gleich….? Ok, liest sich bei der handwerklichen Qualität der 69 Eyes jetzt vielleicht gemeiner als sie sind. Die Halle war voll und die Fans waren begeistert. Ich halt nicht.
Gnadenvoll fantastisch wurde es bei The Mission. Damit könnte eigentlich schon alles gesagt sein. Wahrscheinlich gab es schon mal ein weniger gutes oder vielleicht sogar schlechtes Konzert der Band. Doch nicht diesmal. Und auch nicht vor guten 15 Jahren als ich The Mission zum ersten Mal sah.. Eigentlich war dies erst der zweite Auftritt den ich erlebte. Doch mir kam es vor als wenn es erst gestern war. Als wenn keine Zeit vergangen wär spielten sie so frisch und mit Elan. Begeistert feierten alle Anwesenden die Lieder. Ja, bei ´Severina‘ standen 2 weibliche Fans den kompletten Song aufrecht auf Schultern, sangen mit der Begleitsängerin mit, waren im Lied. Die Atmosphäre war tatsächlich einfach fantastisch. Das einzige Manko war das der Sound mir ein wenig zu sehr laut getrimmt war und etwas verwaschen daher kam. Was sich dann bei der Begleitsängerin und insbesondere beim deutschsprachigen Part von ‚Marian‘ unangenehm bemerkbar machte. Hätte ich gern klarer gehört. Andererseits: wenn man schon seine eigene Stimme beim mitsingen nicht mehr hörte, was soll´s. Spaß machte es und weder Kopfschmerzen noch Tinitus waren die folgen. Apropo ‚Marian‘: Klang natürlich anders wie bei den Sisters of Mercy. Aber verdammt noch mal genau so gut! Und ‚Wasteland‘ anspielen, mal kurz Pause machen um einen Schluck zu trinken und dann loslegen, das hatte was von entspannter natürlicher Coolness.
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1 Stunde Pause bis Skinny Puppy und ich machte den Fehler gleich nach The Mission nicht weiter vorzugehen. Denn das erste Drittel war schnell bevölkert. Doch auch von meinem eher mittigem Platz aus hatte ich einen guten Blick zur Bühne. Der war auch nötig, denn bei Skinny Puppy könnte ich mich eigentlich ebenso klar und kurz fassen wir bei The Mission: Ein Ereignis! Jedoch mit mehr Theatralik. Musikalisch wie Optisch ein Meisterwerk. Sänger Niveg Ogre sah Anfangs aus wie eine Mumie, Erst später erkannte ich das er eher einen Bandagierten darstellte. In seinem Kostüm steckten übergroße Arztspritzen, welche von einem Stierköpfigen mit rotleuchtenden Augen während der Aufführung stets erneuert wurden. Dazu das Backvideo mit verfremdeten Einspielern. Auch wenn ich schon mitbekommen habe das Skinny Puppy mit ihrer Lyrik was zu sagen haben, das die Texte tiefer gehen, so bin ich doch nicht so versiert in meiner Kenntnis darüber um diesen Auftritt sicher zu interpretieren. War es eine Referenz an den Drogentod von Dwayne Goettel? Ging es um die Verführer, Sucht und Aufputschmittel der menschlichen Gesellschaft? Mach ich mir da zuviel Gedanken? Ich denke nicht. Zumindest war die Darbietung interpretationswürdig und bedeutungstief genug das sich das Gros der kunststudierten und sonstige Artisten eine Scheibe davon abschneiden könnten. Und von der Härte und Eingängigkeit der Beats die meisten EBM-Bands. Und so eine Schnittmenge muss man auch erst mal hinkriegen. Noch nötig zu erwähnen das die Halle proppevoll war mit Begeisterten?
Einmal hätte ich noch ein wenig Saft im Akku gebraucht. Einmal nur. Andererseits hätt‘ ich wohl eh nicht allzu still stehen können. Oder die Show wäre bei weitem nicht so in die Knochen gefahren beim Aufnehmen. Der Auftritt Skinny Puppys als künstlerisches Konzept wird mir zwar im Gedächtnis hängen bleiben aber ein oder zwei Fotos wären schon ganz genehm gewesen.

Montag, der 5.6.

Nach einem zweitem Besuch des kleinem Mittelaltermarktes machten wir uns auf dem Weg zum Kohlrabizirkus.
Zum Beginn von Cephalgy rechtzeitig angekommen mussten wir leider feststellen, das die zwar einen guten Beat aber insgesamt eher unspektakulär sind. Beim Duett und der Solo-Nummer der Sängerin meinten wir sogar einen leichten Hang zum „Dunkel-Schlager a la Fischerin Helene“ wahrzunehmen. Inklusive Aufforderung zum Klatschen. Was mitunter ein wenig gezwungen rüberkam. Schlecht waren sie nicht. Nur gezündet hat es bei uns nicht. Den meisten anderen Anwesenden ging es da schon anders. Jedoch warteten auch ein paar andere Auf Dorsetshire.
Davor allerdings kam noch Schneewittchen. Für mich die positive Überraschung des diesjährigen WGT. Mir scheint das Duo ist stark vom französischem Chanson beeinflusst. Hier und da ein wenig Schlager zwar, aber passend und natürlich wirkend. Dazu Liedtexte die tiefer gehen, nie platt und aufgesetzt wirken. Mit einer interessanten Bühnenshow und ehrlicher Spielfreude bringen sie auch das Publikum dazu von alleine mitzugehen. Ganz ohne zwangartige Aufforderungen. Mit Oberer Totpunkt als eigene Gäste und Freunde, welche bei einem Song mit auf die Bühne kamen, gab es einen weiteren interessanten Act zu entdecken. Ein schöner Bonus zu einer mitreißenden Show. Live kommen sie ein düsterer und etwas härter rüber als auf Platte, wie mir später beim hören der frisch gekauften CD auffiel. Inklusive Autogramme, welche sie nach der Show am Stand gaben. Ausgesucht höflich und geduldig bei den zahlreichen Fans am Stand. Wenn ich das noch hinzufügen darf.
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Dorsetshire & Gäste beziehungsweise und besser …& Friends waren dann der krönende Abschluß des Wave Gotik Treffen 2017! ZUvor hatte ich noch so meine Zweifel. Manche Wiedervereinigungen und Comebacks hätts nicht gebraucht. Doch dieser ganz spezielle Auftritt mit alten Weggefährten war schon was ganz besonderes und lud zum Abtanzen geradezu ein. Mit Bruno Kramm (Das Ich) während des ganzen Gigs und Thomas Lüdke (The Invincible Spirit), Cephalgy und jemanden den ich als Eldritch-Hommage ansehe. Und entsprechend gut gesungen hat. Das dazu Push, Gottes Tod und Destillat gemeinsam zum Besten gegeben wurde, rundete die Wiederwillkommensfeier vom feinsten ab. Einfach ein großartiger Auftritt der von den Fans gefeiert wurde und ein mehr als würdiger Abschluß des WGT.
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Epilog
Auch bei diesem WGT gab es vieles neu zu erleben, nicht alles zu sehen und fürs nächste Mal noch zu entdecken. Zum ersten Mal viel mir auf, leider zu spät, das es Dienstags noch einen „Schwarz Spielt“ Gesellschaftsspieleabend. Das könnte wirklich ein fein erlebter Epilog werden. Aber gut, fürs nächste Mal vorgemerkt. Musikalische Neuentdeckung sind Metusa, Schneewittchen und Oberer Totpunkt. Und alte Helden in Bestform erlebt. Auch wieder in Leipzig zu Gast zu sein war eine sehr entspannte Sache, trotz gleichzeitig stattfindenden Stadtfest. Das Wetter war ein wenig aprilhaft, was wir wiederum mit Humor nahmen.
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Und so freuen wir uns bereits auf das nächste Mal!

Mal sehen welch‘ außergewöhnliche Künstler es das nächste Mal zu bestaunen gibt. Im offiziellen wie inoffiziellen Programm oder Menschen wie diesen Straßenkünstler vor der Agra-Halle, der bekannte Märchen nicht ganz jugendfrei und umarrangiert im Black Metal darbietet. Leider konnte ich nur eine Geschichte mitnehmen, da ich wieder in die Halle wollte bevor The Mission anfingen. So verpasste ich sein eigenes Märchen über die böse Hexe Babayaka, ihrem verfickten Holzlöffen, Orgien in einem intergalaktischen Müllreingungsraumschiff und dem Mysterium des verschwundenen Zündschlüssels des klingonischem Kampfraumschiffes. Womit der werte Künstler allerdings bei der Ansage schon innovativer war als The 69 Eyes.
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Abschlußrede philosophische Rhedorik I

Warum brauchen wir Philosophie?
Oder genauer:
Warum brauchen wir Philosophie in der heutigen Zeit?

Nun, es gibt keine dummen Fragen. Es gibt nur dumme Antworten.
Manchmal fällt es mir sehr schwer ernsthafte Antworten zu geben.
Auf Fragen die sich mir nicht stellen. Weil ich den Grund der Frage für derart natürlich halte, das sich mir eine ernsthafte Frage nicht stellt.

Also anstatt mit einem einfachen:“Warum denn nicht? Denkt mal drüber nach. Wir sehen uns später beim Buffett..“ zu antworten,,,,

War denn Philosophie jemals nicht wichtig?
War Philosophie je nicht brauchbar?
Die Liebe zur Weisheit, das Streben nach Erkenntnis ist so alt wie die Menschheit. Naturwissenschaftlich gesehen vielleicht sogar älter. Denn die 0.7% Unterschied in der Genetik der Primaten Mensch und Affe sind vielleicht schon dieser kleine entscheidende Unterschied, der Funke (nennt ihn von mir aus göttlich) welche den Motor der geistigen Evolution anwarf. Der den Menschen stets dazu bringt sich weiter zu entwickeln. Mehr zu erfahren. Mehr zu wissen. Weisheit zu erlangen. Die nächste Stufe zu erklimmen. Stets beseelt von den großen und kleinen Fragen Wie und Warum etwas ist wie ist. Warum es so war und wie es wird.

Ja, die Fragen der Menschen drehen sich häufig um das hier und jetzt. Und zumindest anscheinend geht es dem Mensch dabei mehr um materielle Güter. Doch stets gibt es auch das Streben nach Erkenntnis, die Liebe zur Weisheit, dem Weg der Menschheit.
Jede Epoche beantwortete sich diese Fragen auf ihre Weise. Ja, inzwischen kann man sogar davon sprechen das jede Generation ihren Weg sucht, ihre Antworten findet. Jeder einzelne Mensch einer Generation setzt für sich neue Ziele in seinem Leben. Viele Menschen einer Generation wollen an der Erreichbarkeit von höhere Zielen für die Menschheit und ihrer Umwelt arbeiten. Um diese Gesamtheit zu umfassen kann man da durchaus sinnig von der Schöpfung sprechen.

Vielleicht ist das geübte Nachdenken über Zusammenhänge und Gesetzmäßigkeiten der Welt das einzige was einem zum Intellektuellen macht.
Vielleicht ist das Streben nach dem Sinn, nach der Weisheit des Wissens das einzige was einem zu Philosophen macht.
Vielleicht ist der praktische Philosoph auch nur der welcher seine Weisheit in der Realität der Welt anwenden will – im Großen wie im Kleinem.
Und vielleicht sind diejenigen, welche als Otto Normalverbraucher bezeichnet werden, auch nur Philosophen welche sich im großen und ganzem nicht für größere Zusammenhänge interessieren. Die nur mal kurz sich danach fragen, aber ihre Philosophie des Alltags im respektvollem achtsamen Umgang miteinander praktisch leben. Vielleicht auch Vorbild sind durch ihr Engagement für andere.

Diese Zeit, unsere Zeit in unserer Gesellschaft erscheint vielen so gehetzt und so schrecklich oberflächlich. Auf Selbstoptimierung getrimmt, immer erreichbar und immer dabei, weltweit, am Puls der Zeit. Bis kurz vorm Herzkaschperl, dann wird ein wenig Yoga gemacht, ein wenig buddhistisch sein, ein paar Stunden Wellness buchen. Nur um dann weiter im selbstgebauten Hamsterrad zu rennen. Darüber jammern und doch mitmachen, Klatschblasen produzierend…
….was könnt ich jetzt vom Leder ziehen!
Vielleicht ein anderes Mal zu einer anderen Zeit, denn….

Ist das wirklich alles was die modernen Zeiten zeigen?
Oder kann man auch Zeichen für angewandte Philosophie sehen?
Was ist mit diesen Sätzen, welche mir immer wieder zu Ohren kommen? Sätze wie: Sei ein Held! Helden des Alltags.
Es gibt diese Helden über die man aus den Medien was erfahren kann. Von denen einem erzählt wird. Und es gibt diese unbekannten unbesungen Helden von denen so gut wie nie etwas erwähnt wird. Jetzt, in diesem Moment sind Tausende davon da draußen unterwegs. Sind für andere da. Helfen ihnen. Für nichts weiter als das Gefühl etwas Gutes zu tun. Ich meine die Ehrenamtlichen, die Freiwilligen. Dieses Ehrenamt ist so breit gefächert in so vielen unterschiedlichen Organisationen, durchdringt so stark und tief alle Schichten dieser Gesellschaft, das es mir schwer
fällt da ein bestimmtes Beispiel raus zuziehen.
Vom ABC-Schützen für Flüchtlinge bis zum Spaziergang mit Depressiven und Rama Dama-Natur-Entmüllungsaktionen.. Nur so als Knotenpunkte erwähnt.
Menschen die für andere Menschen, für die Natur, für die Gesellschaft einen Teil ihrer Freizeit geben. Ohne Bezahlung oder große Anerkennung. Einfach nur weil sie es für richtig, für rechtens halten. Sie empfinden sich nicht als Helden, als außergewöhnlich, sondern sehen das als ganz normal, als selbstverständlich an.
Wenn vom sozialem Netz die Rede ist, sind damit eigentlich nur die Behörden gemeint, Institutionen, Regeln und Paragraphen. Die es geben muß. Damit die Zahnräder in der Maschinerie des Staates funktionieren. Damit der Staat läuft.
Doch das soziale Netz, von dem ich spreche, lebt. Geknüpft und gehalten von Menschen und so tragfähig das auch Fremde willkommen sind, die sich erst zurecht finden müssen um Teil des Ganzen zu werden.
Ein soziales Netz, geknüpft von der Spitze bis zur Basis. Wie eins dieser Kletterseilgerüste auf Spielplätzen. Es verbindet ganz unterschiedliche Positionen in einem Gebilde und fügt alles zusammen.

Wie philosophisch ist das denn?

Brauchen wir Philosophie in der heutigen Zeit?
Ja!
Aber muss man denn so explizit diese Frage stellen?
Nein!
Denn ob bewußt oder unbewußt: Wir gebrauchen sie doch schon bereits täglich aufs neue.
Philosophie begleitet und leitet den Mensch.
Der Mensch formt die Philosophie in seiner Realität aus durch sich und sein Handeln und beeinflußt dadurch das Geschick der Welt.
Philosophie wird immer gebraucht. Und das durchaus im wörtlichem Sinne.
Tag für Tag,
Jahr für Jahr,
Epoche für Epoche.
Der Mensch und seine Philosophie sind ein Paar
und doch untrennbar Eins.