Wieder mal zurück

Nach einer weiteren verwaisten Zeit hier, ist es wieder soweit zum schreiben.

Ein Anfang macht das Letzte. Also zeitlich gesehen zuletzt geschrieben. Diesmal ist es meine Vorlage zur Abschlußrede des Rhetorikkurses. Aufgrund der Corona-Zeit fand er diesmal unter freien Himmel an den Stufen der Bavaria statt.

Der direkte Weg zu meinem Beitrag:  Rede zur Kraft durch Trauer 

Ich wünschte zwar, ich wäre in meiner gesprochenem Wort meiner geschriebenen Rede näher gekommen, andererseits ist dieses sauber in Ruhe ausgearbeitete Blatt Papier ja stets ein Ideal und somit nicht erreichbar. Zumindest nicht solange man es nicht auswendig lernt. Ob es auswendig vorgesagt auch die Kraft und Lebendigkeit hätte, sei einmal dahingestellt.

Menschen können mit Rhetorik erreicht, berührt werden. Das haben wir in unseren Reden. Was kann es da noch besser sein wenn es auswendig buchstabengetreu vorgetragen wird, solange das Wichtige – Essenzielle – übertragen wird?

 

Nach wie vor stört mich ein wenig die Art und Weise wie ich hier in WordPress meine Texte schreiben muß. Zumindest die Absatzregeln. Aber solange ich es nicht besser weis… sei es drum. Wenn ich nach einen Absatz aber keine Leerzeile will, muß ich mich wohl den Gegebenheiten anpassen und mir was einfallen lassen um Betonungen zu schaffen.

Und sonst noch? Mal sehen wie ich mit meinem Freizeitmanagement optimieren kann um wieder mehr zu schreiben. Aber es ist ja nicht nur dies. Es ist auch eine Frage der Disziplin und des Handwerks um aus einer Idee, einer Inspiration, ein paar Wörtern oder Zeilen mehr zu formen und es dabei aber nicht zu übertreiben.

Rede zur Kraft durch Trauer

„Ich bin ein freier Mann geboren und habe nie mein Haupt gebeugt.“

Diese Worte stammen von Friedrich Stoltze, einem Frankfurter Freigeist. Ein Literat, der mit Feder und Papier für Demokratie und eine republikanische Einheit Deutschlands kämpfte, inmitten einer monarchistischen Epoche. Gegen Ende seines Lebens war er das bekannteste und beliebteste Kind seiner Heimatstadt Frankfurt. Gleich nach Goethe.

Peinlich für mich, bin ich erst vor kurzem mit ihm und seinem Werk bekannt geworden.

Es war allerdings auch kein gewöhnlicher Familienbesuch zu dem Tansu und ich nach Frankfurt kamen und an dessen Ende wir in einem Cafe am Bartholomäus Dom saßen. Zur Toilette im vierten Stock wollte ich noch und landete in einer Dauerausstellung im zweitem und drittem Stock über Stoltze. Möglich das manche von Zufall reden, andere von Vorhersehung – von Bestimmung, ich sehe es als unwahrscheinlich erscheinende Wahrscheinlichkeit; dass ich ausgerechnet zu solch einem Moment in meinem Leben mit Friedrich Stoltzes Biographie in Berührung kam.

Diesmal waren wir dort im Kreise der Familie um Onkel Klaus zu bestatten. Er starb nicht an Corona. Ich sehe es so, er starb nicht mal direkt an seinem Lungenkrebs. Vielmehr hat der Kampf gegen den Krebs ihn zermürbt. Eineinhalb Jahre Chemo-Therapie. Am Schluß war er soweit den Gang ins Hospiz zu nehmen.

Nach dem Besichtigen von einem solchem, am Tag danach, schlief er auf seiner Couch ein und wachte nicht mehr auf. So sah es aus. Als wenn er sich gedacht hätte: ‚Da kann ich ja auch gleich zuhause sterben.‘ Es ist ein tröstlicher Gedanke zu wissen: Er starb wie er es sich wünschte: einschlafen ohne aufzuwachen, vom Schmerz befreit, in seinem Heim.

Wichtiger als diese Art von Trost ist die Erkenntnis: ein Teil von ihm wird immer bei mir bleiben – Mich mein Leben lang begleiten.

Wie ich auch durch ihn als Teil meiner Familie und Mitspieler lernte, Gesellschaftsspiele als gemeinsames Erleben zu spielen. Klar, gewinnen ist was schönes, doch wichtiger ist der gemeinschaftliche Spaß dabei. Seine ganzen Comics und Filme. Es mag sich profan anhören, doch sind dies Kunstformen. Sie inspirierten mich tiefer in diese einzutauchen, meinen Weg darin zu finden. Seine Hilfsbereitschaft, ebenso wie seine gelegentliche Wortkargheit; um dann von Zeit zu Zeit einen kurzen Kommentar loszulassen, bei dem man zwar anderer Ansicht sein konnte, es jedoch stets lohnte darüber nachzudenken.

Nur wenige Beispiele, welche leicht zu erzählen sind.

Es heist…    Jeder Mensch schafft sich seine eigene Hölle. Manche von uns wissen dies nur zu gut. Ich weis…    Jeder Mensch kann sich sein eigenes Paradies erschaffen. In seinem Herzen. In seiner Erinnerung. Für die Menschen, welche uns begleiteten, uns prägten, mit uns gingen in hellen wie durch dunkle Zeiten. Für Jene, die von uns gingen und uns doch nie verlassen.

Die gemeinsame Gegenwart ist nicht mehr, doch die Vergangenheit lebt und begleitet einen auch in die Zukunft. Dies ist mehr als Trost, mehr als versöhnliche Trauer, welche so ganz anders ist wie diese schmerzende drückende Trauer voller Vorwürfe gegenüber sich selbst und andere.

Es ist mehr als herzerwärmende Erinnerung, denn es bedeutet:

Wir können mit einem Lächeln zurückblicken und mit Zuversicht nach Vorne gehen. Zu fühlen und zu wissen, all jene welche körperlich gestorben sind, all ihre Werte, ihr handeln, denken, fühlen; all das Gute was wir durch sie erfahren haben, all jenes was wir durch ihre Hilfe lernten – all dies lebt in uns weiter.

Es stärkt uns nicht nur; es gibt uns Kraft selbst durch dunkelste Zeiten hindurch.

Wie ein Leuchtturm aus der Vergangenheit können sie uns immer noch helfen unseren Weg durch Zweifel und Düsternis hindurch zu finden. Wir können mit einem Lächeln zurückblicken und mit Zuversicht aufrecht nach vorne gehen. Es ist eine demütige, bescheidene Kraft. Weshalb ich in aller Bescheidenheit nicht mit meinen Worten enden will, sondern mit den Worten von Friedrich Stoltze. Welche er im Mai 1880, zwei Monate nach dem Tod seines Sohnes, fand.

„Nicht alle sind tot, deren Hügel sich hebt! Wir lieben, und was wir lieben, das lebt. Das lebt, bis uns selber das Leben zerrinnt. Nicht alle sind tot die begraben sind.“