Wer bekommt den Löwenanteil?

Der tägliche Stoiker vom 30.10.2017
Inspiriert durch das Buch „Der tägliche Stoiker“ von Ryan Holiday und daraus zitiert.

„Schämst du dich nicht, dass du für dich selbst nur die Reste deines Lebens vorbehältst und der Weisheit nur jene Zeit widmest, die du nicht deinen Geschäften widmen kannst?“
Seneca, Über die Kürze des Lebens, 3.5b

Harte Worte, fürwahr. Denn nach Arbeit, Haushalt, nach den Jobs die erledigt gehören, wie verbringen wir unsere Freizeit? Mit Familie und Freunden? Unseren Hobbys? Der Philosophie? Oder sandln wir „ein wenig“ rum?
Ein wenig am PC zocken kann was feines sein. Man baut in einem Spiel etwas auf, durchlebt spannende und sehr wohl auch tiefgründige Geschichten oder gibt sich ein wenig Adrenalin über Action. Du läßt den Alltag hinter dir, kommst im Privatleben an oder entspannst einfach ein wenig. Doch zu schnell vergeht die Zeit auf einmal und das was man ja noch erledigen wollte, was schon längst mal gemacht wollte sein: dafür ist nun doch keine Zeit mehr. Geschweige denn sich ein wenig um sich selbst kümmern über die vielfältigen Möglichkeiten der Philosophie und ihrer praktischen Anwendung.
Frank, Polyblob

Charakter ist Schicksal

Der tägliche Stoiker vom 29.10.2017
Inspiriert durch das Buch „Der tägliche Stoiker“ von Ryan Holiday und daraus zitiert.

„Jeder Mensch erwirbt seinen eigenen Charakter, aber seine offizielle Rolle wird durch Zufall geformt. Du solltest manche zu Tisch laden, weil sie verdienstvoll sind, andere, weil sie es vielleicht noch verdienen werden.“
Seneca, Moralische Briefe, 47.15b

Ob die offizielle Rolle, die Stellung in Beruf oder Gesellschaft, tatsächlich nur dem Zufall zu verdanken ist, wage ich für die heutigen Zeit doch ein wenig zu bezweifeln.
Man sollte stets überlegen ob man zu sich nach Hause Menschen einläd weil sie ihren Charakter formten, weil sie Charakterstark sind, oder weil sie von ihren gesellschaftlichen Rollen geformt wurden. Beziehungsweise weil sie nur etwas darstellen, aber nicht etwas sind.
Frank, Polyblob

Wir sind füreinander geschaffen

Der tägliche Stoiker vom 28.10.2017
Inspiriert durch das Buch „Der tägliche Stoiker“ von Ryan Holiday und daraus zitiert.

„Eher findest du etwas Irdisches, das ganz von der Erde losgelöst ist, als einen Menschen, der sich ganz und gar von anderen Menschen abgekapselt hat.“
Marc Aurel, Selbstbetrachtungen, 9.9.3

Niemand ist vollständig für sich alleine. Selbst ein Eremit in der Wüste hat Kontakt zum Sand unter ihm und der Sonne über ihm, wahrscheinlich sogar mehr als ihm lieb ist. Und selbst wenn ihm alles so passt in seiner Einsamkeit, so ist er doch nicht völlig unabhängig von der Welt um ihn und den Menschen auf ihr. Denn diese beeinflußen ihre Umwelt und somit die Wüste des Eremiten. Könnt‘ noch ein paar Grad heißer werden. Oder es regnet derart dauerhaft das er anfängt schwimmen zu lernen.
Jedes Lebenwesen ist direkt oder indirekt mit anderen Lebewesen verbunden. Ob es einen passt oder nicht. Erst recht in einer modernen Gesellschaft ist niemand vollkommen unabhänging und für sich alleine ab- und eingekapselt.
Frank, Polyblob

Das hungrige Leben eines Philosophen

Gude!
Das war jetzt hessisch für „Servus!“
Ich bin Hesse, Ich bin Metaller und, wenn jemand wie ich mal zu den Sternzeichen zeigen darf, ich bin Zwilling. Wir haben es nicht so mit der Integration und gehen eigene Wege. Wir dürfen das.

Das Ganze kann dann zu der schizophrenen Logik führen das ein atheistisches Arbeiterkind wie ich Mitglied einer philosophischen Schule mit theosophischen Elementen ist und über die Philosophie sinniert.
Abgesehen von diesem Sinnieren über die großen Fragen des Lebens, des Universums und des ganzen Restes; abgesehen von dem Arbeiten an sich selbst, des Erstrebens sich zu verbessern und des Verstehens; ergeben sich auch viele kleine Fragen. Zum Beispiel: „Wie behalt ich das Dach übern Kopf, einen Tisch darunter und Essen darauf?“
Für einen Philosophen im alten Griechenland mag es zwar eine Option gewesen sein, nackt im Holzfass auf der Agora zu nächtigen. Jedoch ist selbst mir als Germane das Wetter nördlich der Alpen doch ein wenig zu kühl um so meine Runden zu rollen.
Wie nun soll ich nur meinen Lebensunterhalt mir verdienen und dabei auch noch genügend Zeit haben zu philosophieren und mich wenigstens ein wenig mich den Künsten widmen? Also, praktisch gesehen, ein wenig denken und ein wenig Gefühle rauslassen.
Ein neuer Job könnte helfen. Weniger Arbeitszeit. Mehr Lohn. Variable Jobzeiten. Den studentischen Traum wahr werden lassen!
Vielleicht als Eventartist? Als Referent für Acrylmalerei? Für Hobbymaler. Also Typen wie mich, nur anders. So richtig extrovertiert im Mittelpunkt stehen. Bei Zweiduzend Hausfrauen und Feierabendmalern künstlerisch, oder zumindest handwerklich, wertvoll ein wenig malern. Mit Chianti und Brotzeit.
Also hocken die alle an ihren Plätzen vor der Tischstaffelei, nibbeln ein wenig an ihren Gläsern….
Dann kommt da einer wie ich in den Raum. So bös unrasiert. Mit Farbeimern von Schwarz, Rot, Bluesblau und spricht:
„Heute malen wir kein ‚Schmusekätzchen tanzt ab Abendsonnenstrand.‘ Heute malen wir: Hanging Man oder Mein Freund, der Baum. Suizidal, Bio, Spaß dabei und auch noch kompostierbar!‘ Die Damen können gerne auch ’nackte Schönheit in rotwässriger Badewanne.‘ malen. Aber bitte keine chemischen Reiniger ins Bild zeichnen. Das ist nicht gut für den ökologischen Fußabdruck. Und auch noch Schleichwerbung für Domestos! Ganz böse!“
Bin mir nur nicht sicher wie häufig solche Events mit mir wären….

Früher, so vor ein, zwei Generationen…da war das Leben als Philosoph noch einfacher. Da hatte man so als von der Weisheit Erleuchteter, so als Guru halt, da hatte man seine wissbegierigen Jüngerinnen, die geradezu darum baten von des Philosophen Fackel erleuchtet zu werden. Von innen heraus. Also halt dieses innere Leuchten. Dankbar kümmerten sie sich um den Haushalt.
Heutzutage, wenn einem per Nachrichtendienst was vor die Nase gehalten wird, wie ein Nusscreme-Cupcake zum Beispiel und Mann meldet Bedürfnisse an und fragt nach einem Tea-Sit-in-the-kittchen da kommen gleich Rückfragen wie: „Ja, wenn wir Kuchen und Cookies machen, was machst du dann?“, „Was für Tee hast du denn?“, „Sind die Teebeutel auch Vegan?“
Nicht das ich was gegen Veganes hätte. Wirklich nicht. Im Gegenteil, es kommt immer wieder vor das ich glaubhaft Ungläubigen erklären muß, das mir das Zeuxs tatsächlich schmeckt. Also so eine vegane Torte zum Beispiel ist durchaus was leckeres. Warum auch nicht? Man glaubt ja auch erst nicht wo überall tierische Nebenprodukte enthalten sind oder in der Produktion verwendet wird und wie unnötig es sein kann für einen schmackhaften Kuchen.

An  moralische Maßstäbe und ethisches Handeln sollte man auch glauben, ich denke aber, wenn derart  auf tierbefreit und fleischhaltig, auf rein und unrein, Halal und Haram geachtet wird, dann kann das auch leicht ein klitzekleineswenig fundamentalistisch werden. Und seien wir ehrlich: Wie Fundamentalisten haben es Veganer auch nun wirklich nicht leicht. Wenn dem geneigten Veggie-Fundi für sein mühsames und entbehrungsreiches Leben dann auch 72 Jungfrauen im Himmel erwarten, dann ist ja alles in Butter. Also in Soja-butter, selbstverständlich. Für die Ernährungsmärtyrierin warten natürlich im Jenseits erfahrene und einfühlsame 72 Jungmänner.

Is ja logisch. Oder warum sollte es im Himmel keine gerechte Gleichberechtigung geben? Sofern es das Jenseits gibt…
So lasst mich mit den Worten beschließen:
„Inshallah! Essen fassen!!“

Wir ernten, was wir säen

Der tägliche Stoiker vom 27.10.2017
Inspiriert durch das Buch „Der tägliche Stoiker“ von Ryan Holiday und daraus zitiert.

„Verbrechen kehren häufig zu ihrem Lehrer zurück.“
Seneca, Thyestes, 311

Das Holiday Seneca selber als Beispiel bringt ist zwar nicht ganz ohne Ironie, aber doch unpassend. Denn Seneca wird dem berühmt-berüchtigten Kaiser wohl kaum psychische Störungen, noch kaltblütigen Machthunger beigebracht haben. Das Seneca, aus welchen Gründen auch immer, auch nach dem Ende seiner Lehrtätigkeit im Machtdunst des Imperators blieb wurde ihm allerdings zum Verhängnis.
Doch negative Verhaltensweisen, ob Verbrechen oder „nur“ fragwürdiges Handeln, können sehr wohl auf einen zurückfallen. Direkt wie indirekt. Wer betrügt braucht sich nicht wundern wenn er selbst einmal übers Ohr gehauen wird. Das kann man auch Karma nennen. Oder das man die Folgen seines Handelns zu spüren bekommt.
Holidays Beispiel über die Erziehung finde ich da bei ihm schon passender. Was man seinen Kindern vorlebt und wie man sie erzieht, kann durchaus ganz direkt auf einen zurückfallen. Und auch welches Beispiel man im Freundes-, Bekannten-, und auch Arbeitskreis gibt kann auf einen zurück wirken. Nur allzu menschlich gefragt: Wen diese Person sich so verhält, warum sollte ich das nicht auch? Oder: Wie du mir, so ich dir. Wie leicht und schnell verhält sich doch der Mensch auch so.
Wie im Einzeln so auch im Größerem: Dieses Zitat passt ebenso auf Gesellschaften wie die ganze Menschheit.
Frank, Polyblob

Drei Teile, Ein Ziel

Der tägliche Stoiker vom 26.10.2017
Inspiriert durch das Buch „Der tägliche Stoiker“ von Ryan Holiday und daraus zitiert.

„Den besten und den meisten Autoren zufolge besteht die Philosophie aus drei Teilen: dem moralischen, dem natürlichen und den rationalen. Der erste heilt die Seele. Der zweite widmet sich der natürlichen Ordnung der Dinge. Der dritte untersucht die angemessene Bedeutung der Worte, ihre Zusammenstellung und die Beweisführung, was verhindert, das falsche Behauptungen sich reinschleichen, um Wahrheit zu verdrängen.“
Seneca, Moralische Briefe, 89.9

Liest sich verdächtig einfach nach Tortendiagramm an. Doch so einfach ist es nicht. Scharfe Kanten, welche die 3 Teile abgrenzen gibt es auf dem Papier aber nicht in diesem Sinne der Realität. Für mich sind diese drei Teile mehr wir ein Farbkreis. Oder besser noch wie eine Farbkugel.3 Primärtöne, doch in ihrer reinsten Form nur einzelne Punkte auf dem Globus. Erst die ganzen Nuancen, Höhen und Tiefen ergeben eine massive perfekte Kugel. Ein jeder mag seinen Schwerpunkt, seine Lieblingsfarbe an einem anderen Punkt setzen, wichtiger jedoch ist es das Ganze zu sehen. Zu umfassen.
Frank, Polyblob

Zwei Aufgaben

Der tägliche Stoiker vom 25.10.2017
Inspiriert durch das Buch „Der tägliche Stoiker“ von Ryan Holiday und daraus zitiert.

„Was also befreit einen Menschen von Hemmnissen und lässt ihn sich selbst bestimmen? Weder Reichtum noch höchste Ämter, der Staat oder das Königreich – vielmehr muss man etwas anderes finden … Was das Leben betrifft, ist es das Wissen darum, wie man leben sollte.“
Epiktet, Lehrgespräche, 4.1.62-64

Der Weg ist das Ziel. Und wenn ein Teilziel darin besteht leben zu können so wie man leben sollte, dann hat man schon ein paar metaphorische Meter geschafft. Der erste Schritt dahin ist das Wissen darum wie es sein sollte. Man hat ein Ziel. Den Weg dorthin zu finden und zu beschreiten ist wieder eine Stufe weiter. Doch diesen ersten Schritt zu nehmen. Das befreit. Hebt selbsterlegte Hemmungen auf. Man fühlt und sieht zumindest schon mal wie es voran gehen kann.
Frank, Polyblob

Die Quelle des Guten

Der tägliche Stoiker vom 24.10.2017
Inspiriert durch das Buch „Der tägliche Stoiker“ von Ryan Holiday und daraus zitiert.

„Gehe tief in dich. Denn es gibt in dir eine Quelle des Guten, die nie versiegt, wenn du nur tief genug gehst.“
Marc Aurel, Selbstbetrachtungen, 7.19

Heutzutage wird das Wort ‚Gutmensch‘ gerne abwertend benutzt. Doch kann grundsätzlich nichts Schlechtes daran sein an etwas zu appelieren, was tief in jedem Menschen liegt. Noch dazu wenn eine Form der Gewissheit an das Gute im Menschen in Europa als Humanismus bekannt und Bestandteil der abendländlichen europäischen Kultur ist. Es ist doch eher eine Frage auf welchen Wegen der Mensch Gutes vollbringt.
Die individuelle Ebene des Zitats bedeutet für mich mehr als diese Propagandasätze, diese „tröstenden Worte“, dieses Aufmunterungsgeschätz von „Alles wird gut“, „Das hat auch was Gutes“ und ähnlichem. Auch wenn Worte wie diese ernst gemeint sind von aufrichtigen, liebenden Menschen, so mögen sie einem doch nur fad vorkommen. Sofern man in sich nicht tatsächlich etwas Gute spüren kann. Etas was sich auch aus Erfahrung speist aber auch einfach da ist. Und möge es sich noch so winzig anfühlen.
Es gibt etwas unabhängig von zeitlicher Moral und Ethik, etwas Grundsätzliches, was den Menschen gut sein lassen kann. Sofern man Zugang dazu hat. Etwas wovon man weis und was man fühlt.
Frank, Polyblob

Zeige die Qualitäten, für die du geschaffen wurdest

Der tägliche Stoiker vom 23.10.2017
Inspiriert durch das Buch „Der tägliche Stoiker“ von Ryan Holiday und daraus zitiert.

Die Menschen staunen nicht über deinen scharfen Verstand? So sei es. Aber du hast viele andere Qualitäten, von denen du nicht behaupten kannst, dass du ihrer von Geburt an beraubt wurdest. Zeige die Qualitäten, die in deiner eigenen Macht stehen: Ehrlichkeit, Würde, Ausdauer, Keuchheit, Genügsamkeit, Sparsamkeit, Freundlichkeit, Unabhängigkeit, Beständigkeit, Großzügigkeit und das Vermeiden von Geschwätz.“
Marc Aurel, Selbstbetrachtungen, 5.5

Die Menschen brauchen tatsächlich nicht sehen wie weit mein Verstand reicht. Und wie weit nicht. Aber die Qualitäten für die ich stehe, da sollte man schon mitbekommen was und wer ich bin.
Frank, Polyblob