Ist der gesunde Menschenverstand noch zu retten?

Vorwort
Im nachhinein habe ich mich gefragt warum mich dies so beschäftigte. Wo ich doch nicht mal dabei war und aus nur einen Satz bezüglich des Abends mir derart immer wieder Gedanken im Kopf rollten. Naja, auch im Magen – sinnbildlich gesprochen – grummelte es ein wenig.
Es geht mir nicht um die Person. Vielleicht war diese Persönlichkeit nicht mal so drauf an dem Abend, wie sie wohl ankam bei einer Zuhörerin.
Es geht mir um eine gewisse Sichtweise, welche leider so manchem Menschen zu eigen ist. Bei manchen als temporäres Empfinden, bei anderen als grundsätzliche Einstellung.

Der Begegnungsladen, in welchem ich ehrenamtlich tätig bin, hatte an einem jüngst vergangenen Freitagabend einen Gastvortrag eines Greenpeace-Aktivisten. Wenn ich mich richtig an den Programmkalender erinnere, ging es um Kunststoffe und davon rührenden Umweltschäden. Leider war ich nicht selber da, aber eine wirklich sehr gute Freundin – sozusagen meine Ehrenschwester – von mir fasste mir den Abend so zusammen:

„Eigentlich ist die Welt nicht zu retten!“

Aber was heist hier „die Welt retten“ eigentlich?
Welche endtäuschten Allmachtsphantasien hat den dieser Mensch wenn er derart daherredet? Diesen Planeten, mitsamt seiner Natur, gab es schon lange bevor das erste menschenartige Wesen sich erdreistete vom Baum runterzufallen und halbwegs aufrecht die Steppen heimzusuchen. Und es wird diese Welt noch geben wenn der Mensch inklusive seinen Spuren schon lange im Dunst der Zeit verschwunden ist. Sollte es nicht also besser lauten:

 

Ist der gesunde Menschenverstand nicht zu retten?

Geradezu im wahrsten Sinne des Wortes ’natürlich‘ sollte der Mensch die Natur schützen anstatt sie zu schädigen.
Ob er will oder nicht, er ist und bleibt ein Teil von ihr.
Wie jeder Mensch auf sich als Einzelnen achten könnte, so sollte Jeder auch auf Jenes achten zudem er gehört.

Vielen Menschen, wie auch mir persönlich, geht es um die Liebe zur Natur, um Respekt und Verantwortung zur Schöpfung – wenn ich mir als Atheist gestatte dies so einfach wie allumfassend auszudrücken.
Es geht um Wertschätzung.
Andere, eher materialistisch geeichte Menschen, schätzen lieber den Wert von Dingen. Mathematisch betrachtet scheint ihnen der wahre Kosten/Nutzen-Faktor nicht wirklich bewußt zu sein. Was auch daran liegen mag, daß ihnen noch niemand die Rechnung präsentiert hat. Welche die meisten von ihnen ja doch auch indirekt zu zahlen haben. Und wenn es „nur“ die Lieblingsurlaubsinsel ist, welche demnächst in ein paar Jahren abgesoffen sein dürfte; Aufgrund eines nicht unerheblichen Anteils der menschlichen Handlungsweise an der Erderwärmung.
Bei vielen Menschen habe ich den Eindruck es hakt ein wenig an der Gewichtung ihrer Verhaltensweise. Anders kann ich mir nicht erklären wie die Leute in Bioläden einkaufen, das Ganze in ihre SUV packen und damit nach Hause fahren können. In einer Großstadt. In Autos deren Design an Geländewagen erinnern soll, daherkommen wie Panzer aber eine Alm nicht senkrecht runterkommen, noch einen Granateinschlag aushalten und gerade mal auf asphaltierten ebenen Straßen recht gut fahrbar sind.
Global betrachtet wird dabei, so behaupte ich mal, im Jahr die selbe Menge Ruß in die Luft gepresst wie bei einem mittleren Vulkanausbruch. Im Kern das selbe Verhaltensmuster als wenn man mitten im Münchner Berufsverkehr bei Rot über die Ampel geht. Man wird nur nicht so schnell umgeholzt. So wie ein Dinosaurier seinen Tod auch erst mit Verzögerung feststellte. Als wenn beim vernunftbegabten Menschen eine getrübte Wahrnehmung des puren Egoismus der Selbsterhaltung besteht. Eine Art der kognitiven Störung.

Apropos Störung: Es heist ein Zyniker ist ein enttäuschter Idealist. Ich möchte noch hinzufügen: Ein Sarkast ist die humanistische Variante eines Zynikers.
Zwischen diesen Polen pendel‘ ich. Gewissermaßen eine tripolare Bewußtseinsstörung. So wie das Thema mich beschäftigt, dürfte dieser Beitrag ebenso pendeln.

Nun, einerseits scheint also das Interesse der Menschen an wahrer Nachhaltigkeit begrenzt zu sein. Oder es wird mit Tunnelblick drauflosgefahren. Sonst hätte dieser Greenpeaceler vielleicht nicht so diese Stimmung weitergegeben.

Also eigentlich ist die Welt nicht mehr zu retten?

So reden doch nur depressive Idealisten, wie dieser Umweltaktivist während seines Referats wohl war. Oder zumindest so rüberkam. Die ganze Thematik des Umweltschutzes ist ja auch komplex genug, da braucht es viele Experten. Dieser Referent könnte einer gewesen sein. Mit einem Tunnelblick der anderen Art. Fokussiert auf sein Thema der Kunststoffproblematik. Im Tunnel sieht man ja bekannterweise nur die nahen Wände und wohin sie führen. Die Sicht auf das große Ganze gibt es zur selben Zeit nicht.
Vielleicht braucht ein Mensch in gewisserweise sowas wie Zielpunkte, ein Form von Sinnbilder. Im Fokus stehende Baumarten, Wale oder Insekten wie Bienen. Um Beispiele zu nennen. Oder eben Negativexemplare wie die Kunststoffflut der letzten Jahrzehnte. Das Eine wie das Andere ist wohl von Nöten um besser zu verstehen um was es auf dieser Welt wirklich gehen sollte. Um es visualisieren zu können.
Als wenn man die Systeme von Fixsternen studiert und das ganze Universum drumherum links liegen läßt. So kommt mir manch einer vor. Doch das Ökosystem der Welt ist viel umfassender und komplexer als solche Fixpunkte.

Eines fernen Tages wird sich die Natur vom Menschen erholt haben. Sie braucht ihn nicht. Jedoch braucht der Mensch die Natur und sollte sie nach besten Wissen und Gewissen erhalten oder gar regenerieren.

Inzwischen ist Nachhaltigkeit etwas, was direkt schon mehrheitsfähig und Fair Trade kein Fremdwort ist. Auch auf Öko- und Bioabzeichen wird geachtet, mögen deren Kriterien mitunter fragwürdig sein.
Alles Schlagwörter welche vor gerade mal ein, zwei Generationen nur damals so bezeichnete deppische Ökos kannten. Und Die waren ja eh grundsätzlich verdächtig, allgemein suspekt, mindestens wehrkraftzersetzend, wenn nicht gar eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit.
Wer, bitte schön, würde heute noch so denken und reden?
Die Thematik von Respekt und Achtsamkeit, also auch von Nachhaltigkeit zur Umwelt mag noch nicht in der ganzen Bevölkerung angekommen und so tief verinnerlicht sein. Heutzutage geht es um das Wie und nicht um das Ob von Naturschutz.
Inzwischen ist vegetarische sowie vegane Ernährung so trendy, daß man schon flexigan ist, wenn man einfach nur weniger Fleisch und abwechslungsreicher ißt. Nicht weil man müsste, sondern weil man will. Es wir sogar die Frage aufgeworfen woher das Fleisch auf dem Teller kommt und ob das Tier unnötig hat leiden müssen. Die Antworten pendeln sich ein zwischen sanft zu Tode gestreichelten, preislich luxuriösen Kobe-Rind und billigen weil vollmedikamentierten, durch ganz Europa hin- und hertransportierten Massentierschlachtvieh.

Wenn ich für mich als Fleischfresser so darüber nachdenke hat dies irgendwie etwas von dem Bestreben zivilisierter Gesellschaften nach einer humanen Exekution der Todesstrafe.
Wobei – Unterschiede gibts ja schon…
detailliert und fokussiert betrachtet, jedoch nicht prinzipiell im Ganzen betrachtet.
Aber gut, ich pendel‘ wieder und schweife dabei auch noch ab.

Der Punkt ist, so wie viele Menschen immer mehr auf ihre Ernährung achten, so achten sie auch mehr auf die Natur, auf Wiederverwertung und Nachhaltigkeit. Selbst bei Ausreißern im Trend wie diesen Coffee-to-go Bechern entwickeln sich Verbesserungen wie Pfandvarianten oder Thermobecher, die man gleich von Zuhause mitnimmt und geleert wieder mit Heim bringt.

Was hätte dieser Greenpeace-Aktivist, Mitglied einer weltweiten Organisation, vor 120 – 150 Jahren in Deutschland gemacht?
Als es hier so richtig rund ging mit der Industrialisierung. Samt massiven Kohleabbau inklusiver Kinderarbeit in den Minen, sowie rücksichtloser Waldrodungen und Nutzbarmachung von unbebauten Flächen.
Mit dem Wissen was los ist und Prognosen wohin die Reise geht, gestützt auf gewissenhaft zusammengetragenen – wohlgemerkt damals – aktuellen Daten; was hätte er gemacht?
Wäre er zwecks Selbsttötung durch Vergiftung im Rhein geschwommen?
Wobei das ökologische System des Rheins soll ja erst im Laufe des deutschen Wirtschaftswunders gekippt sein. Allerdings auch nicht endgültig. es ist inzwischen wieder dabei sich zu erholen.

Worauf ich insgesamt hinaus will:
Es gibt keine Garantie darauf das alles besser wird. Keinen Automatismus für ‚Es wird schon gut gehen.‘ Aber auch keinen zur Verdammnis des Untergangs. So wenig wie der Mensch die Krone der Schöpfung ist, alles Wissen erfahren hat und eben über diese Schöpfung herrscht; so wenig ist er fähig sie total zu zerstören oder zu retten.
Der Mensch ist im großen und ganzen bemüht sich zu verbessern und richtig zu handeln. Leider nicht of genug und im rechten Maße. Diverse Rückschläge und individuelle Ausnahmen mit einbezogen.
Die Frage ist doch nicht ob die Welt noch zu retten ist. Die hat sich schon oft genug selbst gerettet. Ob Asteroidenkollisionen, globale Vulkanausbrüche, einfrieren zur Eiskugel oder gekippte Ökosysteme – alles schon dagewesen und stets hat es die Welt überlebt und weitergemacht.
Die Frage ist nicht ob die Schöpfung sich von den Spuren des Menschen erholen wird. Denn das wird sie und dies ist so sicher wie das Amen in der Kirche.
Die Frage ist ob der Mensch das noch erleben wird.

Und bis dahin…
Halte ich es für besser wenn Idealisten in ihren melancholischen, pessimistischen, depressiv angehauchten Phasen nicht vor emphatischen Publikum sprechen.

Seitenhieb:
Ein kurzer Schlenker zum Bereich der Glosse…

Was depressiv angehauchte Idealisten besser machen sollten, bevor sie vor empathischen Publikum sprechen

Und ja, das war bitterer Sarkasmus meinerseits. Geradezu gehässig. Nichtsdestotrotz mußte es raus. Ganz so Stoa bin ich nun ja noch nicht, als das ich darauf verzichten könnte.

Wir leben irgendwie in interessanten Zeiten

In der Türkei hat Erdogan die Wahl mit um die 52% gewonnen. Sagte zumindest erst er und dann die Wahlkommission. Eine Demokratie wandelt sich nun auf absehbare Zeit zu einem autokratischen Präsidialsystem.
Ein Mensch der sich vom Reformer zum Sultan wandelte. Zumindest kommt mir es wie eine Veränderung im Laufe seiner Regentschaft vor. Eine ehrliche Biographie über ihn dürfte hoch interessant sein.
Möglich, dass sowas wie in der Türkei – Autokratie, Medienkontrolle, erneute Unterdrückung von Minderheiten und Andersdenkenden, eine Wirtschaft die auf tönernen weil überschuldeten Füßen steht, sprich: ein modernes Sultanat – möglicherweise sich entwickeln konnte durch die Fehler der Vergangenheit. Möglich, nicht muß. Denn die Vergangenheit führt nicht automatisch in die Zukunft. Und 52% sind nun wirklich keine überwältigende Mehrheit für solch tiefgreifende Veränderungen. Es gab also auch keine Zwangsläufigkeit in diesem Moment der Geschichte.
52%. Das sind ja geradezu britische Verhältnisse. Mal ganz abgesehen davon wie gerecht es wohl sein soll, wenn Eingriffe mit derart generationenübergreifenden Auswirkungen von 50% plus 1 der wählenden – also prozentual an der Gesamtbevölkerung gemessenen weniger als 50% – Stimmenabgebenden entschieden werden und die restlichen 49,99% gefälligst diese Entscheidung mitzutragen haben; lässt sich bei einer gespaltenen Gesellschaft auf noch einfacheren Wege die Risse vertiefen als durch derart geregelten Wahlgängen? Die Spaltung vertieft sich. Sie zu kitten eine Aufgabe für Generationen. Aber warum hart und ehrlich an einer Gemeinschaft arbeiten wenn es doch soviel einfacher ist als Populist?
Manche leben in interessanten Zeiten. Ob sie wollen oder nicht.

In einem Land wie Deutschland braucht man nicht mal eine Krise um die Axt anzusetzen. Hier geht so wild zu das ein Nachrichtenportal wie spiegel online es die Meldung für erwähnenswert hält, wie ein Wagen mit einer überhöhten Geschwindigkeit von mehr als 100 Km/h in Hamburg über eine Brücke donnert bevor dieser von der Polizei gefasst wird. Leben in Deutschland ist so sicher, Tageszeitungen drucken Berichte über Mord, Raub und Unglück aus entfernten Städten auf ihre Seiten. Wahrscheinlich sollte man Trump dankbar sein über die Berichterstattung zur Sicherheitslage. Schade eigentlich wie Medien zuvor die vermeintlich wahrgenommene Angst der Menschen vor Gewalt in den Vordergrund rückten und Straftaten von Flüchtlingen oder Verdächtigungen diesbezüglich bevorzugt meldeten aber hier gibt es laut spiegel online ja auch eine „Kita-Krise“. Von einer Krise der sozialen Gerechtigkeit las ich noch nirgends. Naja, ist vielleicht auch nicht griffig genug als Headline. Und wenn man keine Krise merkt, dann macht man halt eine aus dem was einem am nächsten ist. Ob das zur Überwindung gesellschaftlicher Grenzen und mehr Gerechtigkeit und Gleichberechtigung beiträgt, wage ich zu bezweifeln.
Manchmal macht man sich halt seine interessanten Zeiten selber.

Doch auch in Deutschland ist der Trump-Stil schon seit längerem nicht unbekannt. Man nannte ihn halt nicht so. Zumindest ist die CSU nicht viel anders wie früher in den 80er als sie richterlich verfügte Lagerinternierung für AIDS-Erkrankte forderte. Wenn ich mich recht entsinne war das die Bezeichnung für HIV-Infizierte. Bei einer Partei in einem Bundesland, bei der es zum guten Ton gehört seit Jahrzehnten gegen Brüssel, Berlin und zuvor Bonn zu wettern, braucht man sich vielleicht auch nicht wundern wie es in Bayern mehr Reichsbürger als anderswo gibt. Bei einer entstandenen ernsthaften Konkurrenz am rechten Rand – wobei die AfD vielleicht auch nur deshalb wählbar ist, weil sie sich scheinbar glaubhaft vom Rechtsradikalismus abgrenzen und trotzdem noch NPD-Wähler abfischen können – Rand dann symbolhaft an der Trennung von Staat und Kirche zu kratzen, bei Kritik der Kirchen dann von Symbol und Tradition zu reden, um nicht lange danach so zu eskalieren das es zum Bruch in der Koalition kommen könnte, dies ist dann schon ein anderes Kaliber.

Man sollte meinen, auch Parteien können erwachsen werden. Bestimmte Provinzbengel schaffen es leider ewig rumzupubertieren. Nur diesmal sind sie dabei den Vogel abzuschießen. Mal sehen was ihnen noch einfällt bis zur Bayernwahl. Von dem Gezank der letzten Zeit bleibt was zurück. Nicht nur bei CDU und CSU. Auch das Vertrauen in die Fähigkeit von Politikern dürfte ganz allgemein gelitten haben. Verhältnismäßigkeit geht jedenfalls anders in Wort und Tat. Zumal wir nicht mehr 2015, 2016 oder gar 2017 schreiben. Ich halte es für möglich, daß inzwischen mehr Menschen im Mittelmeer absaufen als in Bayern über die deutsche Grenze kommen. Also den Rhein überqueren.
Nachdem was ich die letzte Zeit so alles mitnahm an dem was mir die Profis in Politik und Medien bieteten, wie soll ich da nicht zynisch sein?
Ein Satz, der mir seit Jahren im Gedächtnis präsent ist: Ein Zyniker ist ein enttäuschter Idealist. Ich weis leider nur nicht mehr von wen diese Worte stammen. Manchmal fällt es allerdings auch besonders schwer, die Dinge im richtigen Maß an sich ranzulassen. Da wollen Die extra Transitzentren an der Grenze einrichten. Als wenn wir im 16. Jahrhundert mitsamt dessen Personenbeförderungs- und Kommunikationsmöglichkeiten leben würden. Unterbringungsmöglichkeiten sollte es ja noch genug gäben. Wir hatten ja Flüchtlingskrise. Oder haben wir sie noch? Wenn wir, in diesem Land in der heutigen Zeit, Flüchtlingskrise haben, was hat dann der Libanon? Armageddon? Die Migration ist eine Herausforderung und Schicksalsfrage für die EU? Ach was, Deutschland hat ja nicht mal ein gescheites Einwanderungsgesetz. Soll ja diese Legislaturperiode noch kommen. Auch Dank SPD. Aber die nicken inzwischen ja alles ab. Inklusive „Asylpakt“. Weil man will ja nicht schuld sein.

So kommt es das dieser Beitrag zwar in der Kategorie Politik und Soziales erscheint, ich aber nicht gut und beherrscht genug bin um die Grenze zur Glosse nicht zu überschreiten. Die Zeiten sind zu interessant und zu viele falsche Fünziger unterwegs.

Europa baut Lager in Afrika, in die gerettete Bootsflüchtlinge zurückgeschickt werden sollen. Europa gibt mehr Geld aus, um seine Außengrenzen abzudichten. Europäische Staaten, die das wollen, bauen geschlossene Lager für Flüchtlinge. Europäische Staaten, die das wollen, nehmen Flüchtlinge aus diesen Lagern auf.“
Quelle: Spiegel online, 29.6.2018

So kann es kommen wenn nicht nur eine Gesellschaft, sondern ein ganzer Kulturkreis einen gewichtigen Teil seiner Ideale, seiner Überzeugungen verrät und den populistischen Marktschreiern der Politik hinterherhechelt, bzw. sich von ihnen kopf- wie herzlos treiben lässt. Wenn Politiker ihrerseits meinen „Volkes Wille“ ausführen zu müssen. Wenn sie auf Wahlpotenziale schielen. Wenn die alten Reflexe des politischen Diskurses und Lagerwahlkampfes auf einmal im Extremen ausschwingt.

Aus China soll ein Sprichwort kommen. eine Art Fluch. „Mögest du interessante Zeiten erleben“.
Ich wünschte es wäre langweiliger.

Epilog
Das einzige Gute daran wie dieser Text, fast unverändert, solange im Entwurf blieb ist, doch noch einen anderen Abschluss zu finden. Denn inzwischen zeigen Menschen in diesem Land das sie eben nicht ihre Werte vergessen haben, sondern nach wie vor dafür einstehen. Das es nicht nur die „üblichen Verdächtigen von Demonstranten“ sind, sondern es sehr wohl Kommunal- wie Landes- oder Bundespolitiker gibt, welche für Humanismus, Toleranz, Würde und Respekt eintreten. Und zwar über Parteigrenzen hinweg. Das sie nicht auf falsche Fünfziger reinfallen. Das heist nicht das dieses sogenannte Pendel der öffentlichen Meinung in eine andere Richtung ausschlägt. Nein, es bedeutet eigentlich nur das bestimmte Demagogen, ganz bestimmte Marktschreier, nicht mehr behaupten können das sie für die berühmt-berüchtigte schweigende Mehrheit sprechen. Und es zeigt wie wir doch noch ein gutes Stück weit weg sind vom der Trumpisierung dieser Gesellschaft und dem Orbanstil von Machtausübung. Diese Gesellschaft ist vielschichtiger und differenzierter als es vielen liebt ist. Ganz ungeachtet der jeweilige persönlichen politischen Einstellung dieser Vielen.
Das macht es hier dann doch noch auf eine besondere Art interessant zu leben, nicht unbedingt negativ wie im chinesischen Fluch. Denn es ließe sich viel Positives aus diesen gesellschaftlichen Diskurs gewinnen. Sofern er in bestimmten Formen geführt wird und Grenzen eben nicht überschreitet. Für gefährdendes Teenagergebaren ist diese Kultur und diese Nation dann doch schon zu alt.

Kochen für Viele

Gestern, beziehungsweise vorgestern wenn ich dies fertig geschrieben habe, hatten meine Schwester-im-Geiste – oder darf ich da ernsthaft emotional sachlich von Adoptivschwester sprechen, wo ich schon feminin-poetische Wörter wie Herzensschwester zu hören bekam? Oder doch ganz einfach Sestra wie Schwester? – unser ‚erstes Mal‘ bei Siloah in München. Natürlich gleich mal in die Vollen im Kücheneinsatz. Siloah ist eine Begegnungsladen für Menschen mit und ohne körperliche Behinderung. Am Freitag Abend gab es diesmal den Film „Die Reise der Pinguine“ zu sehen, sowie davor Abendessen.
Es gab Schinkennudeln. Als Nachtisch Pudding. Schoko oder Vanille. Das hört sich jetzt erstmal so ziemlich unspektakulär an wie es auch ist. Nur wenn man es nicht gewöhnt ist für veranschlagte 20 Personen und tatsächlich anwesende 26 zu kochen, dann wird das schon ein wenig aufwändiger. Wir hatten ja auch keinerlei Vorbereitungszeit dadurch, dass wir später als ursprünglich geplant ankamen und waren in einer unbekannten Küche entsprechend am rotieren.
Da wir später eintrudelten als geplant lag zwar einerseits an einer Besonderheit der Münchner öffentlichen Verkehrsbetriebe. Genauer gesagt daran, dass wir bei dem Info-Abend im Januar mit einer U-Bahn an einem Gleis abfuhren, welche da eigentlich nicht hält. Der Grund dafür waren Bauarbeiten. Oder eine Betriebsstörung. Oder Beides. Wer weis das bei der MVG schon so genau. Jedenfalls bin ich zu einem weiteren Informationstag für die Ehrenamtlichen und einer Faschingsparty ebenfalls von diesem Gleis losgefahren bin. Und beide Mal war auch irgendwas. Jedenfalls hatte wir uns scherzhaft formuliert „wie immer am Gleis“ verabredet und sind promt in die falsche Linie eingestiegen. Die einzige, welche laut Anzeige an diesem Gleis fährt, wohlgemerkt. Dann noch falsch ausgestiegen, nochmals falsch weitergefahren, wieder zurück, in die Richtige eingestiegen und dann doch noch gerade im Zeitrahmen angekommen. Andererseits war mein innerer Stoiker wohl bereits in Feierabend was die Vorsicht bei Gewohnheiten angeht. Sonst wäre die Anfahrt so nicht abgelaufen.

Weitaus flüssiger lief dann die Küchenschlacht. Wären wir zu zweit allein im Kampf mit Nudeln, Schinken, Eiern und Zwiebeln gewesen, wir wären mit fliegenden Fahnen abgesoffen. In der Eile Ruhe bewahren ist zwar unsere Art nicht nur an diesem Abend, doch ohne die vielen helfenden Hände, welche uns mit Rat und Tat beiseite standen, wären wir schlicht nicht rechtzeitig fertig geworden. Wir wußten ja anfangs nicht mal wo Töpfe, Schalen, etc. zu finden ist und zu improvisieren gab es auch stets was, bis hin zum Abfüllen der Nachtischschälchen. In manchen Momenten war es ja geradezu ein zielgerichtetes Wuseln hinterm Tresen ohne groß sich im Weg sein und einander aufhalten.
Es war zwar stressig, auch weil unbekanntes Terrain für uns, doch es war positiver Streß. Mit Sicherheit wegen der spontanen Teambildung. Vielleicht gerade wegen der Wertschätzung, die man dort bekommt, für das, was man macht. Daß man gerne da ist und es eben keine eigentlich lästige Pflicht ist. Ich fürchte letzteres bekommen Menschen mit Behinderungen oft genug zu spüren in ihrem Leben. Den gegebenen Missionszielen unseres Einsatzgebietes geschuldet, war an diesem Abend leider nicht so viel Dialog für uns im Begegnungsladen möglich.
Ich brauche keine großen Lobeshymnen und selbst ein Danke muß nicht zu hören sein, wenn ich schon merke und fühle, dass es die Menschen freut. Man kann auch dankbar ohne große Gesten sein. Auch wenn dies meine ganz persönliche Einstellung ist, so hat mich das spontane Abklatschen in der Küche und die ehrlichen „Danke schön“, welche geäußert wurden, sehr wohl gefreut.

Mich freut es, dass Nicole bei Siloah dabei bleiben will. Es muß ja eben nicht Küche sein, nicht jede Woche was anderes, sondern gerne immer wieder mal – und zwar ein ernstgemeintes mal und keins dieser Wischi-Waschi-„mal schauen“. Man kann, darf und sollte sogar was Eigenes einbringen.
Ich find‘ es toll, daß wir als Inspiration für Menschen in unserem Umfeld dienen. Ob bei Siloah oder einem anderem Ehrenamt, wir setzen Impulse.
Wir sind ein Spitzenteam, arbeiten gut zusammen und kriegen das hin. Aber auch gut, dass die jetzt keine festangestellte Küchencrew suchen, sondern Menschen, die da sind, Zeit und Freude mit Anderen teilen und mitanpacken wenn es darauf ankommt.

Ach ja, der Film: zwar sehr schöne atmosphärische Bilder aber diese pathetischen Dialoge, welche den Pinguinen in den Schnabel gelebt wurden, waren mir zuviel. Letztendlich hat eine Vermenschlichung der Tiere stattgefunden. Was den Pinguinen eben nicht gerecht wird. Der große Erfolg dieses Filmes erklärt sich wohl auch dadurch, dass für die Zuschauer so mehr Emotion fühlbar war. Mir ist weniger manchmal mehr lieber und in diesem Fall mit Sicherheit. Selten hat eine Dialogzeile für mich treffend geklungen. Der Rest hat mich eben nicht berührt. Wenn ich jetzt sagen würde, daß einige Zeilen mir auf die Eier gegangen sind, dann könnte das wohl angesichts des Themas etwas seltsam doppeldeutig sein.

Siloh – Begegnungsladen für Menschen mit und ohne körperliche Behinderung

Warum mir?

Warum mir? Oder besteht die Welt nur noch aus ausgesperrten Katzen und verlorenen oder seltsamen Menschen?
Fragen, welche ich mir derart nicht nur am späten Montag Abend stellte. Doch dieser Gedankengang führt in eine andere Richtung; vielleicht zu einem anderen Artikel.
Jedenfalls geschah es so:
Von der Arbeit nach Hause gekommen, breche ich noch mal auf; Katzenfutter zu holen. Nachdem ich bezahlt, die paar Cent Wechselgeld der Büchse fürs Kinderhilfswerk überlassen habe, gehe ich gut gelaunt aus dem Drogeriemarkt raus. Eigentlich bräuchte ich ja noch Kippen, weshalb ich zum Kiosk die Straße runter gehe, nur um festzustellen das es gerade geschlossen hat. So nehme ich also einen eher parallelen Weg nach Hause als sonst um diese Uhrzeit, kurz nach 19:00 Uhr. Kopfhörer habe ich diesmal nicht auf. Ständig unterwegs Musik hören will ich dann auch wieder nicht.
Schlender‘ also guter Dinge den Bürgersteig entlang. Da höre ich ein hohes Maunzen und sehe dann die kleine Katze, welche auf mich zukommt. sie trägt ein Halsband mit Glöckchen und neckischem kleinem roten Halstüchlein am Halsband. Sie lässt sich streicheln und kraulen, dabei denke ich mir: ‚Die ist aber ganz gut im Futter oder ganz gut schwanger.‘ Die Kleine läuft dann zu einer Haustür und macht ziemlich deutlich das sie da reingehört. Also schaute ich wo Licht aus den Fenstern schien und fing an zu klingeln. Niemand reagierte. Zumindest viel mir keine Reaktion auf. Dann klingelte ich der Reihe nach. Wieder nichts. Schließlich kam eine ältere Dame aus der einen Wohnung raus um mit ihrem Hund ein wenig Gassi zu gehen. Ich winkte der Dame durch das Haustürfenster zu und nahm die Katze also sicherheitshalber auf den Arm und hielt sich sicht- und praktischerweise auch mal zum Fenster hoch. Dann hielt ich sie mit beiden Händen an meine Brust, weil so klein und schon mal gar nicht zierlich war sie dann auch wieder nicht. Sie öffnete mir die Tür, erzählte das die Katze zur Nachbarin gehörte und auch raus dürfe, das sie sich schon fragte wer da Sturm klingele (die Freisprechanlage ist wohl nicht gerade das wahre), ich setzte die Katze vor der Wohnungstür ab, wo diese zugleich miauend Stellung bezog und begleitete die Dame noch ein Stück, da sie in die selbe Richtung ging wie ich. Dabei unterhielten wir uns, dass sie auch schon Katzen hatte, aus dem Tierheim so wie den Hund, dass sie über 40 Jahre für den Tierschutz tätig war, und vieles mitbekommen hätte und Menschen von ihrer schlechten Seite kennengelernt hätte, dass schon mal eine Katze eineinhalb Jahre lang verschwunden war und in Ebersberg wiedergefunden wurde, dass Freigänger gefährlich leben wegen den Autos, das sie deswegen eine Hauskatze nicht rauslassen würde, und an dem Punkt wo sie von der Chinesenmafia sprach, welche freilaufende Katzen einfängt und in den Kochtopf schmeißt, wurde mir diese gütige, nette, ältere, tierliebe Dame dann doch ein wenig unheimlich. Wir sprachen dann noch kurz vom Malen bevor sie durch eine weitere Tür in den Hinterhof verschwand, nicht ohne dass sie ungefragt erwähnte, daß sie der Katzenhalterin schöne Grüße von mir ausrichten würde.
So ging ich positiv gestimmt und berührt, mehr meinen Gedanken folgend, ca. 50 Meter weiter, höre eine Frauenstimme „Hallo!“ rufen. Darüber hinweghörend, denn mit solchen Anreden bin ich normalerweise nicht gemeint, gehe ich ein paar Schritte weiter. Wieder dieses „Hallo!“ Ich registriere, dass etwas vor mir ein junger Mann mit aufgesetzten Kopfhörern weiter geht, er war wohl nicht angesprochen, hat nichts mitbekommen – oder ignorierte es geflissentlich -, wende meinen Blick Richtung Stimme und sehe ein Frau im Bademandel vor einer geöffneten Haustür stehen. Sie stützt sich leicht an einem parkenden Wagen an, schaut mich an und wiederholt ihr „Hallo“.
Ich gehe auf sie zu, frage ob ich helfen kann. Sie wiederum fragt ob ich ihr ein Taxi rufen kann. Mal abgesehen davon, dass sie im Bademandel dasteht, erkenne ich dass sie nicht ganz Herrin ihrer Sinne ist. Ihre Stimme ist belegt, ihr Blick etwas verwaschen, die Aussprache jedoch deutlich. Ein Alkoholgeruch ist immer wieder zu riechen. Nicht stark, doch etwas hochprozentiges. Da ich normalerweise kein Taxibesteller bin, dauert es etwas. Sie nennt mir die Zentrale bei der ich anrufen soll, ihren Nachnamen und im zweiten Anlauf die korrekte Nummer. Zwischen dem Online suchen, ihren Angaben und dem Anrufen frage ich mehrmals ob ich nicht besser einen Notarzt rufen solle, beziehungsweise sage das ich das auch tun könne. „Nein“. Ich frage sie wohin sie den fahren wolle. „Das können sie schon mir überlassen.“ Wie schon erwähnt: sie ist nicht ganz anwesend, jedoch bei Bewußtsein genug um zu wissen was sie will und was nicht. Ich spreche noch zu ihr, daß ich ihr vertraue und komme mir in Anbetracht der Umstände doch etwas seltsam dabei vor. Sie hatte kein Problem damit im Bademandel in der kalten Nacht auf dem Bürgersteig zu stehen, hielt ihr Fahrziel aber für Privatsache. Ihr wird kalt, sie sagt dies, auf das sie wieder langsam reingeht, während ich noch in der Warteschleife der Taxizentrale warte. Als ich drankomme nenne ich meinen Namen, bestelle ein Taxi zur Straße und Hausnummer, schaue dabei auf die Klingelplatte, wo tatsächlich ihr Name so steht, erfahre das es 5 bis 7 min dauert und gehe durch die offen stehende Haustür zu ihrer Wohnungstür. Auch diese steht etwas offen. Ich klopfe an, betrete jedoch nicht den Flur, sehe einen umgekippten Seitenschrank, einer dieser halbhohen Schränkchen die gerne mal in Fluren stehen, am Boden liegen mit der Rückseite nach oben. Ein wenig Kleinzeug herum und etwas was leuchtet wie ein Router dabei. Seltsamerweise kam mir nicht der Gedanke Spuren von häuslicher Gewalt oder Einbruch zu sehen. Ich rufe nach hier, sie antwortet bejahend, Ich nenne die angegebene Ankunftszeit des Taxis, sie bedankt sich, ich wünsche ihr noch alles Gute und gehe langsam wieder Richtung Zuhause.
Seit dem, geht mir die Geschichte immer wieder im Kopf rum.
100% sicher sein kann man sich nie bei nirgends. Doch finde ich das ich mit Sicherheit nicht zuviel getan habe. Aber habe ich zuwenig getan? Ich weis es nicht. Ich bin mir da eben nicht sicher. An mir fällt auf, dass ich meine Einschätzung der Lage immer wieder überprüfe und dies auch bereits während des Geschehens tat. Die Frau war ansprechbar. Sie hatte Kontrolle über ihre Bewegungen. Mir fielen keine Verletzungen auf. Sie erschien mir auch sonst nicht akut gefährdet. Noch auf dem Heimweg kam mir der Vergleich zu einer Alkoholikerin, die einen Rückfall hatte und in eine Klinik will. Aber dies ist schon eine Mutmaßung. Dass ich mir dachte, dass der Taxifahrer bald vorfährt, hat mich an dem Abend zwar etwas beruhigt. Aber eigentlich habe ich Verantwortung abgegeben und mich auf das Urteilsvermögen eines Unbekannten mitverlassen.
Eine Situation im Graubereich. Ich bin zwar respektvoll mit der Dame umgegangen, doch manchmal erweist man einen tieferen Respekt dadurch, dass man in der Situation oberflächlich respektlos handelt, weil dies eben diese Situation so erfordert.
Eins ging mir vorgestern auch noch durch den Kopf. Der Taxizentrale habe ich meinen Namen genannt. Meine Mobilnummer haben sie ebenso (es kam auch einen Nachricht, ich solle die Fahrt bewerten … Hah Hah), wäre es die Art von ernstem Notfall mit Arzt und so, ich vermute mal die Polizei hätte sich schon gemeldet wegen einer Zeugenaussage. Jedoch auch dies ist nur eine Mutmaßung. Dazu ändert sich im Nachhinein der Ablauf der Ereignisse ebenso wenig wie durch solche Feststellungen. Vielleicht hätte ich noch den Beginn der Fahrt abwarten sollen. Vielleicht wollte sie ja in eine bestimmte Klinik. Vielleicht wollte sie zu bestimmten Menschen. Vielleicht, vielleicht,…
Was mir an mir selber auffiel, ist das abwägen. Ich habe nicht blind drauflos geholfen, noch habe ich die Dame und ihre Bedürfnisse ignoriert. Mir ist mehr als wenn ich bewußt wie unbewußt die Dame und ihre Situation beachtete und abwägte wie zu handeln ist.
Die letzten eineinhalb Woche waren schon sehr voll gesteckt bei mir, mit meinem Tagebuch liege ich ein paar Tage zurück, mit den Stoikern noch weiter. Mit meinen Kommentaren versuch‘ ich zwar stets nicht abgehoben zu formulieren, in der praktischen Welt zu bleiben und die Verbindung zu etwas Höherem über Moral, Ethik, Werte und Tugenden zu knüpfen. Inzwischen lasse ich dabei hin und wieder etwas persönliches von mir ganz bewußt mit einfließen. Dieser Montag Abend und die darauf folgende Zeit kommt mir aber vor wie „Meine Stoa in Realtime“. Kein Zurückbesinnen auf ‚wie habe ich‘ und ‚wie war ich‘. Kein ‚ich bin so‘ und ‚ich mache es so‘. Kein ‚ich würde so‘. Und erst recht kein ‚…man…‘. Irgendwie kommt es mir wie eine Art Prüfung vor. Zumindest überprüfe ich mich selber.
Bisher habe ich auch noch niemand davon erzählt, so blieb es allein an mir selbst mich an meinen Maßstäben zu messen und auch diese zu hinterfragen. Ohne Hilfe und ohne Beeinflussung.
Es ist halt so, das ich nicht „nur“ helfen will. Ich will besser werden im Helfen. Da fällt mir auch prompt ein, das ich meinen Erste Hilfe Kurs schon verdammt lang nicht mehr aufgefrischt habe. Das letzte Mal das ich daran dachte war auch glatt so eine Situation in der ich wirklich sehr froh war das Sanitäter und Ärzte gleich vor Ort waren. Diesmal gab es diesen professionelle Entsatz nicht. Und ein nächstes Mal mag es nicht so einfach sein an einem Wochenende oder einem anderen Abend wieder zu dieser Tür zu gehen, die Klingel drücken und ein wenig Gewissheit kriegen.
Diesmal kam ich mir nicht so leicht überfordert vor. Ich habe mein Bestes getan, so gut ich konnte in diesem Moment meines Lebens. Doch dieses Beste kann noch besser werden. Viel besser.
Carpe Diem.

the real social network

Ein Staat, ein sozialer Staat, organisiert sich durch seine Behörden und legt die Grundvoraussetzungen dafür in seine Gesetze, Vorschriften und Richtlinien.
In diesen wird nicht nur an das große Ganze gedacht, sie regeln das Miteinander der Menschen in diesem Staat, was erlaubt und somit legal ist, was nicht, was beachtet werden muß.
An diese Gesetze halten sich Menschen weil sie von der Richtigkeit dessen überzeugt sind; weil sie daran glauben; weil „es nun mal das Gesetz es so will“ und die Vorschriften es so wollen.
Diese Staatsstrukturen sind wie ein Gerüst was dem Ganzen seine Form gibt, so wie ein Skelett den menschlichen Körper seine Form gibt durch seine Knochen und Gelenke.
Was aber den Staatskörper erst zum Leben erweckt, ihn nicht nur vorwärts schlürfen läßt wie einen Zombie weil alle nur das tun was von ihnen verlangt wird und sonst nichts, das sind die Menschen, welche sowohl an Staatsideale glauben wie auch an gesellschaftliche Tugenden. Menschen die das lebende Fleisch auf den Knochen sind, der Lebenssaft in den Adern und die Empathie in den Nerven.
Wenn die Familie die kleinste Zelle eines Staates ist dann sind Charaktere staatstragend in einem persönlichen Umfeld. Ganz einfach dadurch das sie ihren Mitmenschen, in diesem Land im Besonderem und auf dieser Welt im Allgemeinem, mit Respekt begegnen und mit Würde behandeln.
Die Art und Weise wie wir miteinander umgehen beeinflußt das soziale Netz. Nicht das Netz der Gesetze der Paragraphen des Sozialwesens. Sondern das echte, das lebende soziale Netz des alltäglichen miteinander.
Und dann gibt es da noch neuralgische Punkte, kleine Schnittstellen und Zentren, an denen man Menschen helfen kann. Zeit welche man ihnen verbringt. Praktische Hilfe. Oder vielleicht auch theoretische. Man muß nicht ausgebildet sein dafür. Oder einen Doktor haben. Ein einfacher Arbeiter wie ich wird im Laufe dieses Jahres wohl Kindern und Jugendlichen ein wenig weiterhelfen in ihrem Leben. Ein einfacher Arbeiter wie ich wird nächste Woche einen Abend mit körperlich Behinderten verbringen, mit ihnen gemeinsam ein wenig Freude haben. Da ist an sich nicht viel dabei, oder? Und sollte auch nicht der Rede wert sein. Eigentlich. Andererseits: bei all dem Reden darüber wie alles nur hektischer, kälter und schlimmer wird, da ist es vielleicht doch mal nötig es zu erwähnen.
Jedenfalls ist es mir ein Ehre mich freiwillig zu verpflichten.
Das klingt jetzt vielleicht besonders pathetisch, nachdem bereits der Artikelanfang schon so staatstragend daher kam. Doch empfinde und sehe ich es tatsächlich so.
Und im Grunde ist es doch dasselbe. Ob ich nun den fremden Menschen auf der Straße freundlich gesinnt bin, ob ich unterwegs ab und zu mal mithelfe wenn ich dort unterwegs bin, ob ich jemanden der mich im hektischen vorbeigehen anrempelt eben nicht die Pest an den Hals wünsche, oder ob ich ein Ehrenamt praktiziere: stets geht es um ein miteinander, nie ein nebeneinander und stets wider einem gegeneinander. Es geht nie darum ein Held zu sein und die Welt zu retten. Stets sind es nur ganz kleine Anteile in einer großen Menge. So wie ein Elektron Bestandteil eines Wassermoleküls ist. Und viele Wassertropfen einen Ozean bilden.

Machtgefüge

„Es geht nicht um Penisträger oder um Gebärmutterträgerinnen. Es geht um Macht.“
Sasha Marianna Salzmann, Aspekte vom 3.11.2017

Manchmal lohnt es sich tatsächlich in der Mediathek, wenn man die Ausstrahlung Freitag Nachts schon verpasst, nach der Heute Show noch im Stream zu bleiben und Aspekte mitzunehmen. Mit dieser Kultursendung habe ich es ehrlich gesagt nicht so sehr. Also eigentlich eher kaum bis gar nicht. Doch diesen Gastbeitrag fand ich außergewöhnlich und für mich selber etwas peinlich.

Peinlich weil ich von der Gleichberechtigung und Gleichwertigkeit der Geschlechter überzeugt bin. Nein, nicht nur überzeugt. Dies gehört für mich zu meinem Innersten. Eine der Grundpfeiler meiner Persönlichkeit. Eine Kardinaltugend, welche zum Gerechtigkeitsempfinden gehört. Exakt deshalb hätte ich von alleine darauf kommen müssen.

Mein Holzweg: Stattdessen halte ich mich bei dieser Thematik mit etwas weniger essenziellen wie dem Geschlechterkampf auf. Hört sich jetzt recht hochtrabend an. Was mir aufstoß waren zum einen die Meldungen und Nachrichten von und über Frauen, meist jüngeren Alters, welche Probleme sahen, bei denen ich mich wiederum fragte:“Wo, verdammt noch mal, wo ist das ein Kampf im Vergleich zu den Ungerechtigkeiten und Schlachten, welche Feministinnen vorangegangener Generationen haben schlagen müssen?“ Nein, es ging nicht um sexuelle Belästigung. Mir fällt im Moment nicht mal mehr ein, um was es ging. So wichtig war das eigentlich.

Was mich auch störte war die Undankbarkeit Jüngerer zu Jenen die vorausgingen. Gut dargestellt durch das Interview der Regisseurin von ‚Die Bräuteschule von 1958‘. Eine Doku-Soap der ARD von 2007, in welcher ein Duzend junger Frauen erlebten durften, wie ihre Großmütter noch erzogen wurden. Die Regisseurin äußerte sich so in einem Interview, das die Initialzündung zur Serie war, dass sie häufig auf die Frage was die Befragte denn mal gerne werden würde zu hören bekam:“Auf keinen Fall Feministin,“

Und zu guter Letzt die Dritte der „heiligen Dreifaltigkeit des Zukurzgreifens“: die ganzen Nachrichten der letzten Wochen. Frauen, denen auf einmal einfiel, wie sie seit Jahren oder vor Jahren sexuell belästigt wurden. Ja, hattet ihr wirklich nicht den Mut schon früher mal Ansagen und Anzeigen zu machen?
Aber gut möglich, dass ich über einen oder alle drei Punkte noch ein wenig schreibe.

Die Essenz, um die es geht: Es spielt keine Rolle welches Geschlecht ein anderes herabwürdigt und von seiner Position aus benutzt. Es geht um Macht. Macht ist aber stets im Fluß, wird erkämpft, verteidigt und auch jemanden zugestanden. Doch stets muß man neu darum ringen. Zwei Beispiel von ‚wie im Großen so im Kleinem‘: Ob im individuellem Bereich der Familie und Erziehung oder im gesellschaftlichen Kontext das Ringen von Legislative, Juristikative und Exekutive: jede Generation sucht ihre Antworten in der Frage der Machtbalance.
Doch was wenn diese Machtbalance gestört ist?

Nun ist es aber so das in unserer Gesellschaft in unserer Zeit sexuelle Belästigung, ganz zu schweigen von Vergewaltigung, nicht nur geächtet ist, sondern auch juristisch bestraft wird. Zumindest gibt es die entsprechenden Gesetze und Möglichkeiten diese umzusetzen. Aus persönlichen Gründen wird aber in Teilen dieser Gesellschaft ein System toleriert, welches nicht toleriert werden darf. Dass es in der Vielzahl der nun öffentlichen Fällen fast ausschließlich Frauen trifft, ist eine historische und kulturelle Traurigkeit. Dass in der heutigen Zeit aber es solange dauerte bis dies zur Sprache gebracht wird, das ist eine Schande. Es kann doch nicht angehen, dass etwas was in anderen Bereichen der Gesellschafft einvernehmlich längst nicht mehr im sozialen Miteinander erlaubt ist, in bestimmten Sozio-Biotopen unter den Teppich gekehrt wird.

Es hat mich wohl weniger aufgeregt, dass all diese Wortmeldungen nun erfolgen, sondern dass Machthabern in ihrem Breich gestattet wurde so selbstherrlich über andere zu gebieten. Das Menschen schwiegen. Aus Angst wegen dem Aufsehen und dem Verlust des Arbeitsplatzes? Vielleicht. Sogar sehr wahrscheinlich. Dass Menschen schwiegen, um sich nicht öffentlich selbst als Opfer zu deklarieren? Möglich. Doch machten sie sich dadurch erst recht zum Opfer. Sagen „Ich bin Opfer eines Verbrechens geworden“ ist das eine. Eine Opferrolle annehmen und mit dieser, sich selbst bewussten doch öffentlich unsichtbaren, weiterleben und den Täter auch noch schützen. Das ist wieder ganz was anderes. Denn so wurden die Opfer zum Teil des Unterdrückungssystems dieser Machthaber. Ungewollt, unbewusst und doch eine Stütze. Und das in einem Zeitalter, in dem gegen solchen Machtmißbrauch sehr wohl schon vorgegangen wird.
Das ist wohl auch etwas, was mich daran so aufregt. Es müßte nicht sein und es dürfte nicht sein. Und doch zeigt es sich, dass es geschieht.
Die großen Kämpfe mögen vorüber sein. Die Gleichstellung der Frau dem Manne (eine Formulierung, welche ich immer wieder mal hörte und las. Gut gemeint, doch meine feminine Seite findet das trotzdem irgendwie beleidigend) ist grundsätzlich vollzogen. Auch wenn es bei Karrierechanchen und Entlohnung nach wie vor hapert.

Doch um die Machtverteilung im individuellen Bereich muß nach wie vor gerungen werden. Und das stets aufs Neue. Sonst bilden sich diese korrupten Machtblasen erneut. Da meint man die Gleichwertigkeit und Gleichberechtigung der Geschlechter ist eine Erkenntnis und Errungenschaft, so tiefgehend, dass sie nicht immer auf Neue verteidigt werden muss. Eine Erfahrung, die nicht immer wieder erneuert werden müsste. So wie nicht jede Generation in den Krieg ziehen muss (und als evangelisch Getaufter im römisch-katholischem Bayern sage ich: Nie wieder 30jähriger Krieg!) um zu wissen welch Inferno der Krieg ist. Wie auch die Tatsache, dass Vergewaltigung in der Ehe erstens existent und zweitens ein Verbrechen ist, so ist es zumindest seit den 1990er Konsens dieser Nation.
Und dann kommt sowas daher.

So gilded es den Fluß der Macht in der Balance zu halten, nicht nur zwischen den Geschlechtern.
Was eine Aufgabe ist, welche jede Generation gestellt bekommt.

Viele kleine Trippelschritte

Ja, mir ist bewusst das hier die Produkte einer, speziell in der weiblichen Hälfte der Bevölkerung bekannten, Drogeriekette abgebildet sind. Doch geht es mir weder um Schleich- noch um Direktwerbung. Derartiges in vergleichbarer Qualität zu vergleichbaren Preisen gibt es fast überall zu kaufen. Vielmehr will ich bildlich darstellen was sich in meinem Rucksack befand als wir heute auf dem Weg nach Hause noch ein wenig einkauften.
Warum?
Weil, als mir dies bewusst wurde, mir der Gedanke kam:“Und das mir Metaller. Gibt’s eigentlich auch Öko-Renntierpullis in Schwarz mit Totenköpfen?“
Die Begegnung mit Menschen, welche im Marketing wohl als Zielgruppe umschrieben werden würde, hat uns zwar beeinflusst. Oder besser gesagt sensibilisiert. Andererseits achten wir ja schon seit langer Zeit auf uns und auf das was wir konsumieren. Inhaltsangaben lesen, zum Beispiel. Oder in bestimmten Endverkäufern südostasiatischer „Fabriken“ einkaufen. (Die Anführungszeichen sind pure Absicht, denn ich bin selber gelernter Facharbeiter, habe in einer Fabrik gearbeitet und weigere mich etwas mit einer deutschen Industriefabrik gleichzusetzen, was den Umwelt- und Personenschutz von bestenfalls 1850 entspricht; jedoch nicht dem vom Ende des 20. Jahrhundert in Deutschland.) Eine bewusste Auswahl treffen.
Natürlich hat diese Marktendwicklung ihre Mängel und Fallstricke. Nur weil man regionale Produkte kauft heist das ja noch lange nicht das jene nachhaltig umweltschonend hergestellt werden. Aber wenigstens gibt es keine unnötigen Transportwege. Und wenn ich überlege das ich vor, wie mir scheint ewiger Zeit, mal eine Reportage sah darüber das Krabben (oder irgend so ein Seevieh halt; is lange her, die Ausstrahlung der Reportage) von der Nordsee durch Europa nach Marokko per LKW gefahren, dort ausgepuhlt und wieder zurück an den norddeutschen Strand auf die Teller von Restaurants gebracht werden. Mit dem Vermerk „Frisch gefangen“ wohlgemerkt.
Trotzalledem ist es schön zu sehen wie sich die breite Masse bewegt. Langsam zwar, in vielen kleinen Schritten. Aber immerhin. Wer hätte vor 20 Jahren gedacht das ein Atomausstieg gar nicht mehr zur Debatte steht, sondern nur das wann und wie? Ähnliches mit dem E-Auto, bzw. Alternativen zum Fossilverbrennungsmotor.

So, nun bin ich wohl zum Öko mutiert. Möcht‘ man meinen. Aber wie der Mensch mit sich und seiner Umwelt umgeht, ist ja in der Metal- wie auch in der schwarzen Szene ja als Thema gar nicht mal so neu. Das Verhalten der Szenegänger ist zwar wieder was anderes und sehr individuell (in beiden Subkulturen sogar mehr als sehr), doch Stoff zum reflektieren gab und gibt es genug.

Beispiele?
Die Lyrik
Running Wild – Blown to Kingdom come
Die Musik
Running Wild – Blown to Kingdom come

Musik und Lyrik
Project Pitchfork – Endzeit

Bei der Gelegenheit möchte ich darauf hinweisen das ich für Links und deren Ziele keine Haftung übernehme. Die Links dienen rein exemplarischen Charakter und ich verdiene damit keine Kröte. Zugegeben die Lyrik beider Bands hätte ich mit etwas Fleiß auch von den Platten bzw. CDs abtippen können.

Mahatma Gandhi sagte „Sei du selbst die Veränderung die du in der Welt sehen willst.“ Und Michael Jackson sang vom „Man in the Mirror“. Können Beide irren?
Nein, jeder einzelne und die Gesellschaft im ganzen zeigt doch Tag für Tag das dies geschieht. Ob sie sich dessen bewusst sind oder nicht. Es passiert tatsächlich. Zwar stets nur im Rahmen des anscheinend Möglichem. Aber immerhin. Allemal besser als nur daneben stehen und klagen.

Der Fair Trade Kaffee eines anderen Anbieters schmeckt mir übrigens etwas besser. Ich gehe mal davon aus das die Angabe von 100% Fair Trade stimmt. Vom Geschmack her ist er etwas herber. Da kommt das Geld zum Farmer und der Geschmack der harten schweißtreibenden Arbeit zum Käufer.
So, jetzt geh ich mir erst mal `ne Kippenpackung am Automaten ziehen. Mitsamt Filter, der 200 Jahre oder länger braucht zum kompostieren. Sofern er im Gebüsch und nicht im Verwertungskreislaug mit Endstation Müllverbrennung landet.
Ey, Niemand ist perfekt. Aber jeder kann darauf hinarbeiten.

Danke an Sabrina samt WG. Denn ohne die Torten samt Themen und reflektieren über jene wäre dieser Beitrag nicht so wie er ist.

Kleine Nachlese zur Wahl

Nun, eigentlich hat ja Deutschland schon weitaus schlimmeres erlebt als diesen Wahlausgang. Mit einer guten Portion schwarzen Humor, angereichert mit Sarkasmus, geschmacklich leicht verfeinert mit einer Note bittersüßem Zynismus, könnten es sogar ein paar lustige Jahre werden. Zumal das AfD-Theater ja noch vor der konstituierenden ersten Sitzung des neuen Bundestages anfängt. Und der Spiegel doch glatt ein Sonderheft bringt. Welches durch Laiendarsteller verbrochenes Schmierentheater hat eigentlich je solche Aufmerksamtkeit auf sich gezogen?

Die CDU hat, dank Mutter Angelika, wieder den größten Batzen abbekommen. Dumm nur das die Partei noch immer nicht weis was heuzutage eigentlich konservativ bedeutet. Um christlich und demokratisch zu sein braucht es keinen Konservatismus. Also zumindest nicht vom grundsätzlichen her. Und klassische Konservative sind ja keine mehr da in leitenden Positionen. Bundeskanzlerin Merkel mag man viel nachsagen aber das sie die ehemals Vorhandenen weggebissen habe; das lässt sich jetzt wirklich nicht sagen. Dürfte eher so gewesen sein das diese Herrn der Schöpfung wohl nicht genügend Kraft, argumentative Stärke oder auch Ausdauer hatten um neben ihr zu bestehen. War wohl nicht viel mit Alphatier.

Die SPD feiert das sie in die Opposition geht. Auch was einmaliges. Die feiern das sie nicht mehr aktiv gestalten können. Ob das ausreicht um als Partei sowas wie Selbstreflexion zu betreiben und „sich selbst neu zu erfinden“ (wie es so unschön heißt) oder zur „SPD 127.2b“ (wie es genauso häßlich heißt – xxx Vx.x – wie doof sind denn solche „Versionsbeschreibungen“?) zu werden? Ob die alte Tante Ju, immerhin als SPD schon seit 1890 bekannt, zumindest einen Arbeitsansatz findet um soziale Gerechtigkeit bundesweit auch jenseits der Wahlzielgruppen der Ballungszentren zu finden, wird sich zeigen. Die Chance haben sie ja nun um in Ruhe in der Opposition daran zu arbeiten.

Die FDP wiederum wird sich wohl beweisen müssen das sie mehr kann als Apotheker- & Hotelierspartenpartei mit neoliberalen Wirtschaftsgedankengut zu sein. Jedenfalls sehe ich das Wahlergebnis einer ehemals gesellschaftlich relevanten liberaldemokratischen Partei nicht nur als Protestoption sondern auch als Vertrauensvorschuß.

Die Grünen sind froh das sie nichts verloren haben. An Prozenten zumindest. Wie es mit der Glaubwürdigkeit aussieht ist es wieder was anderes. Aber da kommt wohl der Autolackmustest wohl erst in Jamaica. Ein Prüfstein, der leicht zum Stolperstein werden kann. Womit mir fast schon die gescheiten Sprüche ausgehen. Abgesehen von einem anderem – mit Grünzeug- zum Thema Jamaica: „Kiffen macht gleichgültig….Mir egal“.

Die AfD-Fraktion zerlegt sich schon noch bevor der neue Bundestag seine erste Sitzung hat. Aber so ist das nun mal, wenn jede einzelne Person eines Parteikollektivs für sich die absolute Weisheit mit Löffeln gefressen hat. Oder zumindest so tut als ob. In den Landtagen zeigte es sich schon ab und inzwischen wird es wohl auch auf Bundesebene so kommen, das sich ein Nationalkonservativer Teil abspaltet von dem rechtsradikalen Verfassungsfeinden. Mal sehen welchen Weg diese Partei oder ihre Nachfolger nimmt. Momentan sehe da aber wenig konstruktive Möglichkeiten im Rahmen der Verfassung bei denen. Eher indirekt für alle anderen mit der Beschäftigung mit einer solchen Protestpartei.

So ungefähr wie bei den Linken, was deren fundamentalistischen Flügel angeht. Mir scheint eh das der ‚typische Protestwähler‘ einfach mal von linksaußen nach rechtsaußen schwenkte. Das die Formel nicht so einfach aufgeht, ist mir schon bewußt. Naja, jetzt können die SED-Nachfolger ja wieder antifaschistischer Schutzwall spielen. Ist ja auch mal was. Und der nicht-kommunistische  Teil kann schauen wo er bleibt.

Die CSU, eine leidlich regional – also in einem Bundesland antretenden, auf ihrem Bayerntum rumreitenden Partei, will ihre rechte Flanke schließen und eine Heimat für national gesinnte Deutsche bieten und von deutscher Leitkultur reden. Ich bin mir sicher das ich die, mir bekannten, Fakten richtig wiedergebe. Doch irgendwie kommt es mir vor als wenn da ein paar Fehler im Satz sind. Und ich meine weder grammatikalische noch orthographische. Glaubwürdigkeit liest sich für mich jedenfalls nicht so.

Alles im Allem könnten es interessante Zeiten werden für Deutschland. „Mögest du interessante Zeiten erleben“ soll ja in China ein Fluch sein. Gut das die Bundesrepublik in der Mitte Europas liegt und nicht das Reich der Mitte ist. Die Auseinandersetzung mit den extremistischen Kräften in diesem Land, was sie bewegt und wie Mißstände behoben werden können, das würde diese Nation stärken. Der Vergleich mit den Linksradikalen in den 70er hinkt wohl ein wenig, aber ich sehe da schon Parallelen. Der harte Kern ist wohl für die Demokratie verloren. Doch die Mitläufer, die Unterstützer und die Wähler bewegt etwas anderes.
Wenn Berufspolitiker in diesem Land von den Menschen als eigene Kaste wahrgenommen werden, die nur zuerst daran denkt ihre Taschen zu füllen und für die eigene Zukunft zu sorgen, anstatt für die des Landes und seinem Volk, dann wird es schon schwierig. Natürlich braucht es Fachkräfte der Politik, doch wenn diese die Bodenhaftung verlieren und ein Teil der Menschen von den Zuständen in diesem Land nun mal eine ganz andere Sicht und ein ganz anderes Gefühl haben, dann wäre es besonders wichtig den Kontakt zum Volk zu finden. Nicht nur bei den eigenen Wählern. Nicht nur auf Parteiveranstaltungen.
Wenn im Bundestag aber der Kindergarten schon damit anfängt das sich niemand neben „Die von der AfD“ setzen will, dann habe ich da so meine Zweifel ob das gelingen mag.

Zur Wahl

Geht Wählen!

Ihr seid enttäuscht von den etablierten Parteien?
Sie bewirken zu wenig zu langsam oder machen hier und da die falsche Politik?
Selbst wenn ihr Kompromisse bei den Programmen diesen Parteien macht, könnt ihr sie nicht wählen?
Sogar das geringste Übel unter den Demokraten wollt ihr nicht ankreuzen?

Dann geht erst recht zur Wahl!
Denn nur wer nicht wählt, zählt nicht!

Ihr wollt protestieren?
Dann aber richtig!

Denn es treten mehr Parteien an als man meinen mag.

Zum Beispiel:

Die Violetten, die Partei die mehr Spiritualität in die Politik bringen will. Ob ein “ Om Bundesadler Om“ ausreichen mag für ein geistreicheres Handeln der Politiker sei einmal dahingestellt.
Oder die Partei Bibeltreuer Christen/Bündnis C. Im Fußball ist eine Kategorie C unter Fußballfans auch als Hooligans bekannt. Ob diese Gottesfans für mehr Wumms sorgen. Wer weis?
Die V-Partei³ – Partei für Veränderung, Vegetarier und Veganer tritt in 12 Bundesländern an. Halme statt Hendl? Warum nicht bei „Weltfrieden für Federvieh“ anfangen?
Wer Protest und Satire pur will kann gerne sein Kreuz bei Die Partei machen.
Die Piraten haben zwar den, meiner Meinung nach, bescheuertsten Name in den Listen, dürften aber auf dem Boden von Realität & Vernunft dermaßen hart aufgeklatscht sein, das man sich auch über sie noch informieren könnte vor dem Wahlgang.
Ob das für die FDP mit einem alten Strippenzieher wie Herrn Kubicki im Norden und einem Posterboy Lindner deutschlandweit auf Plakaten auch zu erwägen ist, ich weis nicht. Mir persönlich schwingt da zu viel der nicht ganz so alten schlechten FDP mit. Andererseits ist das jetzt durchaus vorurteilshaft gedacht. Doch wo sind die Kaliber einer Hamm-Brücher geblieben?
Die Rentnerinnen- und Rentner-Partei (sind wir alle mal früher oder später) tritt nicht mehr an. Sie hat sich letztes Jahr aufgelöst (werden wir alle mal).
Nicht ich, das Universum hat schwarzen Humor. Ich bemerke ihn nur.

 

Doch um selber mal kurz durchzublättern:

Parteien für die Bundestagswahl 2017

Eine komplette Übersicht hier:

Liste der 42 zugelassenen Parteien, welche auch antreten. 42! Welch eine Zahl!

 

Was mich nun zu den Rändern des Spektrums und darüber hinaus führt. MLPD, KPD oder DKP oder wie auch immer (die eine Buchstabenfolge ist verboten, die andere nicht. Sonstige Unterschiede? Keine Ahnung.) dürften wohl eher Sektencharakter und die Relevanz eines umfallenden Reissacks in Maos China haben. 

Die Extremisten im Allgemeinen, wie den linken eben und der AfD nun, kann man sich ja von so mancher Seite argumentativ vornehmen.
Zum Beispiel von der christlichen, also der Nächstenliebe. Oder der humanistischen aufgeklärten abendländischen Tradition. Also von dem was man durchaus auch zur deutschen Kultur zählen kann.

Aber mal anders gesehen:
Welche Partei mitsamt ihrem Programm kann man den tatsächlich ernst nehmen, die für konservative Werte eintritt und gleichzeitig eine Lesbe als Spitzenkandidatin hat, welche mit ihrer aus Sri Lanka abstammenden Lebenspartnerin in der Schweiz lebt, sich in Deutschland wählen lassen will und in der Schweiz Steuern und Sozialabgaben hinterzieht durch die unangemeldete und dadurch illegale Beschäftigung einer Studentin für Islamwissenschaft und auch durch eine syrische Asylantin als Haushaltsfachkraft? Na das sollte sich bei der AfD-Wählerschaft mal ’ne Grüne oder ’ne Sozi erlauben.
Solch jemanden ein politisches Amt übernehmen zu lassen, das wäre irgendwie als wenn Ernst Röhm seinen ausgesprochen männlichen Ordonanzoffizier erst mal gescheit hintern Amtsschreibtisch hernimmt, dann aufsteht, seine Hose schließt, an den Schreibtish hockt und dann ein paar Homosexuelle deportieren, also gewissermaßen entsorgen, läßt.
Nein, das war jetzt nicht die berühmt-berüchtigte Nazikeule, sondern nur ein besonders drastischer Vergleich. Ein geschmackloser Vergleich zweifellos, doch nicht geschmackloser wie die Realität. Und ich habe keine Probleme damit dies in diesem Beitrag so zu bringen. Die AfDler haben’s ja nicht so mit Political Correctness und Gutmenschentum. Liebe Alternative des ganz rechten Randes: So ist es, wenn man auf durchaus auch deutsche Werte wie Anstand und Respekt verzichtet und zu den Angesprochenen zählt.

Apropos Alternative: Liebe Linke, Alternative, Ökos, Apo, etc.: Auch ihr seid Deutsche. Auch ihr gehört zur Volksgemeinschaft. Kommt klar damit.
Eine ganz besondere Form von Nationalstolz ist durchaus angebracht. Kaum ein anderes Volk setzt sich mit seiner Vergangenheit so auseinander wie die Deutschen. Nicht immer ganz freiwillig, sicherlich. Und vieles in dieser Bundesrepublik könnte besser sein oder hätte besser verlaufen können. Doch gibt es hier doch kaum einen unreflektierten sinnflachen Flaggenpatriotismus. Hier wird leidenschaftlich über einen Fliegerangriff auf stehende Tankwagen in Afghanistan gestritten, wo andere Nationen wohl nur achselschulternd daran vorbeimarschieren.
Die Art und Weise wie Deutschland mit Licht und Schatten (hauptsächlich mit den Schatten) seiner Vergangenheit umgeht, die Art und Weise wie Deutschland seine Wiedervereinigung vollzog, soll ja für manche Nationen ein Vorbild sein.
Und wir scheinen soviel erreicht zu haben, das wir mit Sicherheit nicht nur aus materiellen Gründen Hauptziel der Flüchtlinge sind, welche es nach Europa zieht. Ist jetzt zugegeben auch plakativ formuliert.

Von dieser Seite betrachtet: Fragt sich wer hier eigentlich der Volksverräter ist. Jene welche die deutsche Nation Jahrzehnte lang mal besser, mal schlechter voran brachten. Oder diejenigen die zwar von Zukunft reden aber doch nur eine Restauration der Vergangenheit anstreben und dadurch die Zukunft diese Kulturvolkes verbauen.

Falls Du mit dem eben Gelesenen was anfangen kannst.
Wenn Dir etwas daran gefällt oder Du Menschen kennst, denen es gefallen könnte.
Dann fühl dich frei diesen Text weiterzuschicken und auch das Design nach belieben zu ändern.
Kopier den Text, setz von mir aus Motive und Farben darunter, meinetwegen verschnörgelt.
Hier zählt der Inhalt – Nicht die Form
Hier zählen innere Werte – Nicht äußere Erscheinung
Also darf das das Erscheinungsbild dem persönlichen Geschmack angepasst werden.
Und geh wählen!

Politischer Schutzinstinkt

Eben bin ich an einen CSU-Infostand vorbei und doch tatsächlich auch angesprochen worden. Habe allerdings abgelehnt einen Flyer mitzunehmen. Solange ein Meinungs-Wackeldackel wie Herr Seehofer dieser Partei vorsteht, bei dem man nie weis welche Überzeugungen er hat, sofern überhaupt welche vorhanden sind, ist die CSU uninteressant für mich.
Allerdings hätte ich auch dankend ablehnen und noch einen schönen Tag wünschen sollen. Manchmal lassen mich meine guten Manieren in Stich. Beziehungsweise ich sie.
Wenn schon politisches Informationsbedürfnis, dann sollte ich vielleicht eher mal bei den Piraten vorbeischauen. In der ganzen Stadt habe ich bisher ein einziges einsames Wahlplakat von denen gesehen. Nach ersten Erfolgen haben die sich ja dermaßen zerlegt, das inzwischen vielleicht nur noch die Vernünftigen übrig sind. Und wie sie die persönliche Freiheit samt Datenschutz mit der inneren Sicherheit der deutschen Gesellschaft samt Kriminalitätsbekämpfung abwägen, das interessiert mich schon.
Vielleicht greift da ja auch nur mein Schutzinstinkt und Gerechtigkeitssinn gegenüber Minderheiten und den Ausgestoßenen dieser Welt.