Kochen für Viele

Gestern, beziehungsweise vorgestern wenn ich dies fertig geschrieben habe, hatten meine Schwester-im-Geiste – oder darf ich da ernsthaft emotional sachlich von Adoptivschwester sprechen, wo ich schon feminin-poetische Wörter wie Herzensschwester zu hören bekam? Oder doch ganz einfach Sestra wie Schwester? – unser ‚erstes Mal‘ bei Siloah in München. Natürlich gleich mal in die Vollen im Kücheneinsatz. Siloah ist eine Begegnungsladen für Menschen mit und ohne körperliche Behinderung. Am Freitag Abend gab es diesmal den Film „Die Reise der Pinguine“ zu sehen, sowie davor Abendessen.
Es gab Schinkennudeln. Als Nachtisch Pudding. Schoko oder Vanille. Das hört sich jetzt erstmal so ziemlich unspektakulär an wie es auch ist. Nur wenn man es nicht gewöhnt ist für veranschlagte 20 Personen und tatsächlich anwesende 26 zu kochen, dann wird das schon ein wenig aufwändiger. Wir hatten ja auch keinerlei Vorbereitungszeit dadurch, dass wir später als ursprünglich geplant ankamen und waren in einer unbekannten Küche entsprechend am rotieren.
Da wir später eintrudelten als geplant lag zwar einerseits an einer Besonderheit der Münchner öffentlichen Verkehrsbetriebe. Genauer gesagt daran, dass wir bei dem Info-Abend im Januar mit einer U-Bahn an einem Gleis abfuhren, welche da eigentlich nicht hält. Der Grund dafür waren Bauarbeiten. Oder eine Betriebsstörung. Oder Beides. Wer weis das bei der MVG schon so genau. Jedenfalls bin ich zu einem weiteren Informationstag für die Ehrenamtlichen und einer Faschingsparty ebenfalls von diesem Gleis losgefahren bin. Und beide Mal war auch irgendwas. Jedenfalls hatte wir uns scherzhaft formuliert „wie immer am Gleis“ verabredet und sind promt in die falsche Linie eingestiegen. Die einzige, welche laut Anzeige an diesem Gleis fährt, wohlgemerkt. Dann noch falsch ausgestiegen, nochmals falsch weitergefahren, wieder zurück, in die Richtige eingestiegen und dann doch noch gerade im Zeitrahmen angekommen. Andererseits war mein innerer Stoiker wohl bereits in Feierabend was die Vorsicht bei Gewohnheiten angeht. Sonst wäre die Anfahrt so nicht abgelaufen.

Weitaus flüssiger lief dann die Küchenschlacht. Wären wir zu zweit allein im Kampf mit Nudeln, Schinken, Eiern und Zwiebeln gewesen, wir wären mit fliegenden Fahnen abgesoffen. In der Eile Ruhe bewahren ist zwar unsere Art nicht nur an diesem Abend, doch ohne die vielen helfenden Hände, welche uns mit Rat und Tat beiseite standen, wären wir schlicht nicht rechtzeitig fertig geworden. Wir wußten ja anfangs nicht mal wo Töpfe, Schalen, etc. zu finden ist und zu improvisieren gab es auch stets was, bis hin zum Abfüllen der Nachtischschälchen. In manchen Momenten war es ja geradezu ein zielgerichtetes Wuseln hinterm Tresen ohne groß sich im Weg sein und einander aufhalten.
Es war zwar stressig, auch weil unbekanntes Terrain für uns, doch es war positiver Streß. Mit Sicherheit wegen der spontanen Teambildung. Vielleicht gerade wegen der Wertschätzung, die man dort bekommt, für das, was man macht. Daß man gerne da ist und es eben keine eigentlich lästige Pflicht ist. Ich fürchte letzteres bekommen Menschen mit Behinderungen oft genug zu spüren in ihrem Leben. Den gegebenen Missionszielen unseres Einsatzgebietes geschuldet, war an diesem Abend leider nicht so viel Dialog für uns im Begegnungsladen möglich.
Ich brauche keine großen Lobeshymnen und selbst ein Danke muß nicht zu hören sein, wenn ich schon merke und fühle, dass es die Menschen freut. Man kann auch dankbar ohne große Gesten sein. Auch wenn dies meine ganz persönliche Einstellung ist, so hat mich das spontane Abklatschen in der Küche und die ehrlichen „Danke schön“, welche geäußert wurden, sehr wohl gefreut.

Mich freut es, dass Nicole bei Siloah dabei bleiben will. Es muß ja eben nicht Küche sein, nicht jede Woche was anderes, sondern gerne immer wieder mal – und zwar ein ernstgemeintes mal und keins dieser Wischi-Waschi-„mal schauen“. Man kann, darf und sollte sogar was Eigenes einbringen.
Ich find‘ es toll, daß wir als Inspiration für Menschen in unserem Umfeld dienen. Ob bei Siloah oder einem anderem Ehrenamt, wir setzen Impulse.
Wir sind ein Spitzenteam, arbeiten gut zusammen und kriegen das hin. Aber auch gut, dass die jetzt keine festangestellte Küchencrew suchen, sondern Menschen, die da sind, Zeit und Freude mit Anderen teilen und mitanpacken wenn es darauf ankommt.

Ach ja, der Film: zwar sehr schöne atmosphärische Bilder aber diese pathetischen Dialoge, welche den Pinguinen in den Schnabel gelebt wurden, waren mir zuviel. Letztendlich hat eine Vermenschlichung der Tiere stattgefunden. Was den Pinguinen eben nicht gerecht wird. Der große Erfolg dieses Filmes erklärt sich wohl auch dadurch, dass für die Zuschauer so mehr Emotion fühlbar war. Mir ist weniger manchmal mehr lieber und in diesem Fall mit Sicherheit. Selten hat eine Dialogzeile für mich treffend geklungen. Der Rest hat mich eben nicht berührt. Wenn ich jetzt sagen würde, daß einige Zeilen mir auf die Eier gegangen sind, dann könnte das wohl angesichts des Themas etwas seltsam doppeldeutig sein.

Siloh – Begegnungsladen für Menschen mit und ohne körperliche Behinderung

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