Abschlußrede philosophische Rhedorik I

Warum brauchen wir Philosophie?
Oder genauer:
Warum brauchen wir Philosophie in der heutigen Zeit?

Nun, es gibt keine dummen Fragen. Es gibt nur dumme Antworten.
Manchmal fällt es mir sehr schwer ernsthafte Antworten zu geben.
Auf Fragen die sich mir nicht stellen. Weil ich den Grund der Frage für derart natürlich halte, das sich mir eine ernsthafte Frage nicht stellt.

Also anstatt mit einem einfachen:“Warum denn nicht? Denkt mal drüber nach. Wir sehen uns später beim Buffett..“ zu antworten,,,,

War denn Philosophie jemals nicht wichtig?
War Philosophie je nicht brauchbar?
Die Liebe zur Weisheit, das Streben nach Erkenntnis ist so alt wie die Menschheit. Naturwissenschaftlich gesehen vielleicht sogar älter. Denn die 0.7% Unterschied in der Genetik der Primaten Mensch und Affe sind vielleicht schon dieser kleine entscheidende Unterschied, der Funke (nennt ihn von mir aus göttlich) welche den Motor der geistigen Evolution anwarf. Der den Menschen stets dazu bringt sich weiter zu entwickeln. Mehr zu erfahren. Mehr zu wissen. Weisheit zu erlangen. Die nächste Stufe zu erklimmen. Stets beseelt von den großen und kleinen Fragen Wie und Warum etwas ist wie ist. Warum es so war und wie es wird.

Ja, die Fragen der Menschen drehen sich häufig um das hier und jetzt. Und zumindest anscheinend geht es dem Mensch dabei mehr um materielle Güter. Doch stets gibt es auch das Streben nach Erkenntnis, die Liebe zur Weisheit, dem Weg der Menschheit.
Jede Epoche beantwortete sich diese Fragen auf ihre Weise. Ja, inzwischen kann man sogar davon sprechen das jede Generation ihren Weg sucht, ihre Antworten findet. Jeder einzelne Mensch einer Generation setzt für sich neue Ziele in seinem Leben. Viele Menschen einer Generation wollen an der Erreichbarkeit von höhere Zielen für die Menschheit und ihrer Umwelt arbeiten. Um diese Gesamtheit zu umfassen kann man da durchaus sinnig von der Schöpfung sprechen.

Vielleicht ist das geübte Nachdenken über Zusammenhänge und Gesetzmäßigkeiten der Welt das einzige was einem zum Intellektuellen macht.
Vielleicht ist das Streben nach dem Sinn, nach der Weisheit des Wissens das einzige was einem zu Philosophen macht.
Vielleicht ist der praktische Philosoph auch nur der welcher seine Weisheit in der Realität der Welt anwenden will – im Großen wie im Kleinem.
Und vielleicht sind diejenigen, welche als Otto Normalverbraucher bezeichnet werden, auch nur Philosophen welche sich im großen und ganzem nicht für größere Zusammenhänge interessieren. Die nur mal kurz sich danach fragen, aber ihre Philosophie des Alltags im respektvollem achtsamen Umgang miteinander praktisch leben. Vielleicht auch Vorbild sind durch ihr Engagement für andere.

Diese Zeit, unsere Zeit in unserer Gesellschaft erscheint vielen so gehetzt und so schrecklich oberflächlich. Auf Selbstoptimierung getrimmt, immer erreichbar und immer dabei, weltweit, am Puls der Zeit. Bis kurz vorm Herzkaschperl, dann wird ein wenig Yoga gemacht, ein wenig buddhistisch sein, ein paar Stunden Wellness buchen. Nur um dann weiter im selbstgebauten Hamsterrad zu rennen. Darüber jammern und doch mitmachen, Klatschblasen produzierend…
….was könnt ich jetzt vom Leder ziehen!
Vielleicht ein anderes Mal zu einer anderen Zeit, denn….

Ist das wirklich alles was die modernen Zeiten zeigen?
Oder kann man auch Zeichen für angewandte Philosophie sehen?
Was ist mit diesen Sätzen, welche mir immer wieder zu Ohren kommen? Sätze wie: Sei ein Held! Helden des Alltags.
Es gibt diese Helden über die man aus den Medien was erfahren kann. Von denen einem erzählt wird. Und es gibt diese unbekannten unbesungen Helden von denen so gut wie nie etwas erwähnt wird. Jetzt, in diesem Moment sind Tausende davon da draußen unterwegs. Sind für andere da. Helfen ihnen. Für nichts weiter als das Gefühl etwas Gutes zu tun. Ich meine die Ehrenamtlichen, die Freiwilligen. Dieses Ehrenamt ist so breit gefächert in so vielen unterschiedlichen Organisationen, durchdringt so stark und tief alle Schichten dieser Gesellschaft, das es mir schwer
fällt da ein bestimmtes Beispiel raus zuziehen.
Vom ABC-Schützen für Flüchtlinge bis zum Spaziergang mit Depressiven und Rama Dama-Natur-Entmüllungsaktionen.. Nur so als Knotenpunkte erwähnt.
Menschen die für andere Menschen, für die Natur, für die Gesellschaft einen Teil ihrer Freizeit geben. Ohne Bezahlung oder große Anerkennung. Einfach nur weil sie es für richtig, für rechtens halten. Sie empfinden sich nicht als Helden, als außergewöhnlich, sondern sehen das als ganz normal, als selbstverständlich an.
Wenn vom sozialem Netz die Rede ist, sind damit eigentlich nur die Behörden gemeint, Institutionen, Regeln und Paragraphen. Die es geben muß. Damit die Zahnräder in der Maschinerie des Staates funktionieren. Damit der Staat läuft.
Doch das soziale Netz, von dem ich spreche, lebt. Geknüpft und gehalten von Menschen und so tragfähig das auch Fremde willkommen sind, die sich erst zurecht finden müssen um Teil des Ganzen zu werden.
Ein soziales Netz, geknüpft von der Spitze bis zur Basis. Wie eins dieser Kletterseilgerüste auf Spielplätzen. Es verbindet ganz unterschiedliche Positionen in einem Gebilde und fügt alles zusammen.

Wie philosophisch ist das denn?

Brauchen wir Philosophie in der heutigen Zeit?
Ja!
Aber muss man denn so explizit diese Frage stellen?
Nein!
Denn ob bewußt oder unbewußt: Wir gebrauchen sie doch schon bereits täglich aufs neue.
Philosophie begleitet und leitet den Mensch.
Der Mensch formt die Philosophie in seiner Realität aus durch sich und sein Handeln und beeinflußt dadurch das Geschick der Welt.
Philosophie wird immer gebraucht. Und das durchaus im wörtlichem Sinne.
Tag für Tag,
Jahr für Jahr,
Epoche für Epoche.
Der Mensch und seine Philosophie sind ein Paar
und doch untrennbar Eins.

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