Die richtigen Schuhe und Freunde

Schuhe sind wie Freunde. Wenn sie dir wehtun, sind sie nicht richtig für dich.

Diesen Spruch lese ich auf Facebook und mein erster Impuls ist, ich finde ihn genial. Mir gefällt diese Analogie mit den zu engen Schuhen und Freunden.

 

Weg mit den zu kleinen Schuhen, die drücken und einem wehtun.
Weg mit den Freunden, die mir mit ihren Gemeinheiten und Spitzen wehtun.

Wirklich weg damit?

Die Schuhe weg werfen, die einem weh tun, ist sinnvoll, da man sich ständig wehtut.

Was tun wir mit den Freunden? Auch weg damit? Doch ist das die Lösung, die einen bereichert?

Nehmen wir mal an, wir würden alle Freunde, die uns weh tun, eliminieren. Und hätten uns neue Freunde gesucht. Hätten wir nicht da ein Haufen „Ja-Sager“ um uns, die genau das sagen, was wie hören wollen?

Besteht eine Freundschaft nicht daraus, dass man sich auch mal die ungeschönte Wahrheit sagt? Wie könnten wir von all diesen Ja-Sagern bereichert werden? Analog zu unserem Schuhbeispiel würde das bedeuten, dass wir nur bequeme und eingelaufene Schuhe besitzen. Damit könnten wir schöne einsame Spaziergänge machen oder zum Bäcker gehen. Aber zum Date oder zum Geschäftstreffen wären sie eher weniger förderlich.

Wie soll innerer Wachstum entstehen, wenn wir nur diese Ja-sager und Schönwetter Freunde um uns haben?

Man könnte sie aber zum Schuster bringen und erweitern lassen, falls das die Schuhe mitmachen. Das heißt, falls genügend Substanz da war.

Das gleiche könnten wie bei unseren Freunden tun. Genau diejenigen Stellen ansehen und wie beim Schuster weichklopfen lassen. Wenn genügend Substanz in unserer Freundschaft da war, wird die ehrliche Auseinandersetzung diese durchaus erweitern und wie wären eine Ebene in der Beziehung weiter.

Eine andere Möglichkeit wäre, präventiv zu arbeiten. Wer schützende Socken in den Schuhen trägt, riskiert weniger Abschürfungen. Analog diesem Prinzip könnten wir ein starkes Selbstwertgefühl aufbauen, so dass uns die Sticheleien unserer Freunde nichts ausmachen.

Wie schön wäre es, wenn es tatsächlich wahr wäre?

Aus diesem Grunde brauchen wir unsere Freunde, auch wenn sie mal sticheln oder gemein sind. Denn sie sind wunderbare Möglichkeiten für uns, damit wir erkennen, wo wir gerade stehen im Leben. Bei welchen Themen oder Aspekten wie unsere eigene Verletzlichkeit wahrnehmen und anerkennen. Wir brauchen Sie als Spiegelbilder unserer eigenen Befindlichkeit und Bedürftigkeit.

Daher sind auch diese Freunde genau richtig für uns, auch wenn wir es zu gerne bequemer gehabt hätten.

Absprung oder Sieg der Höflichkeit

Beziehe mich auf den Aspekt „Energievampire, Zeitverschwendung“
https://polyblob.de/zeitverschwender

Stellt euch vor, ihr sitzt mit einem Freund, Bekannten oder Verwandten und dieser Jemand textet euch ohne Punkt und Komma zu. Es ist kein Dialog, sondern ein reiner Monolog zu einem Thema, der euch gar nicht interessiert, oder nicht berührt. 

Was macht ihr?
a) Höflich sein und freundlich nicken? Interesse vorspielen?
     In regelmäßigen Abständen mit dem Kopf nicken, damit euer innerliches Abdriften nicht bemerkt wird?

b) Oder seid ihr ein Rebell und sagt ihm blank heraus „Du, das interessiert mich nicht“ und riskiert, dass euer Freund, Bekannter oder Verwandter beleidigt wird.

Wenn ich die Variante a) wähle, höflich nicke, dann riskiere ich bei Rückfragen, dass ich nichts verstanden habe, weil ich nicht zuhöre. Auch wieder peinlich.
Wenn ich die Variante b) wähle, riskiere ich, dass mein Gegenüber vor den Kopf gestoßen wird und sich verletzt fühlen könnte.

Früher habe ich immer höflich genickt und gelächelt. Musste einem Zeitverschwender und Energievampir sehr viel von meiner Lebensenergie bezahlen. Wusste keinen richtig guten Weg, um meinen Gesprächspartner zu stoppen. Und nach dem Gespräch fühlte ich mich sehr energielos und ausgesaugt.

Nach dem Lernen der Philosophie und den Tugenden lernte ich, dass ich zu meiner inneren Wahrheit stehem darf. Dass die Wahrheit eines der größten Tugenden ist. Nämlich die innere, individuelle und meine persönliche Wahrheit. Und wenn meine innere Wahrheit mir laut flüstert „Das Thema interessiert mich nicht“, dann habe ich gelernt zu handeln. Einfach den Satz auszusprechen „Ist es ok, wenn wir das Thema wechseln. Dieses Thema interessiert mich nicht“. Habe die wunderbare Erfahrung gemacht, dass alle bisher immer positiv und überrascht reagiert haben.

Gäbe es noch einen Weg c?
Wie schafft man es, einen galanten Absprung zu machen und dabei niemanden zu verletzen? Ohne falsches Interesse vorzugaukeln und ohne die innere Wahrheit aussprechen zu müssen, weil ich das nicht darf, weil mein Gegenüber zum Beispiel mein Chef ist.

Der beste Weg aus diesem Dilemma ist die „SEPERATOR“ Methode. Während mein Gegenüber spricht und erzählt, beobachte ich ihn. Was trägt er an sich? Darauf gehe ich ein. Oder was trinkt er? 

Dann stelle ich eine banale Frage „ist das blau an deinem Hemd ein besonderes Blau?
Oder „ist das Mineralwasser, was Du trinkst?“

Wichtig dabei ist, dass es etwas ist, was die Person besitzt. Daher ist die Wahrscheinlichkeit umso größer, dass er gerne darüber reden wird. 
Was ich davon habe? Nun, er hält weiterhin einen Monolog, aber jetzt über ein Thema, der nicht meine Kräfte raubt.

SEPERATOR-Methode funktioniert immer. Sie funktioniert deswegen so gut, weil wir in der Wertschätzung zum anderen bleiben. Wir benennen Dinge, die der andere an sich trägt oder macht. Daher ist es eine Beschäftigung mit seiner Person. Daher muss diese Methode auch gut funktionieren.

Und der eigene Vorteil ist, dass man jetzt einen Text zu hören bekommt, der ziemlich einfach sein kann über das blaue Hemd. Herrlich nichtsagend und nicht energieraubend.

Probiert es aus! Es funktioniert.

Himmel auf Erden

Der Versuch den Himmel auf Erden zu verwirklichen, produzierte stets die Hölle.Karl Popper, österreichisch-britischer Philosoph

Früher habe ich immer daran geglaubt, dass es in Beziehungen harmonisch ablaufen muss. Auch im Arbeitsleben habe ich nach Jobs und Umfeldern gesucht, wo alle harmonisch miteinander umgehen. Ich wollte auf Teufel komm raus Harmonie. Am Anfang hat es auch sehr gut funktioniert. Aber dann machte ich einen schwierigen inneren Prozess durch und die äußere Harmonie schien gefährdet. 

In meiner Beziehung versuchte ich alles perfekt zu machen, dass es keinen Anlass zur Kritik seitens meines Partners gab. Das war sehr ermüdend. Hat mich unendlich viel Kraft gekostet. Ich wollte alle Unannehmlichkeiten schultern, damit es den anderen gut geht. 

Denn mein Prinzip war „wenn es den anderen gut geht, geht es mir gut“. Ich habe versucht den Himmel auf Erden zu erreichen. Bin aber in meiner eigenen Hölle gelandet und mich dabei völlig verloren.

Und heute? 

Heute nehme ich es in Kauf, dass es auch mal unangenehm sein kann in Beziehungen. Dass ich Beziehungen riskieren darf, um mich zu vertreten, dass ich dem anderen auch etwas zumuten darf, dass er einen Teil der Aufgabe übernimmt. Heute habe ich keinen Anspruch auf Perfekt zu sein in Beziehungen. Heute ist es völlig in Ordnung, wenn es kracht. Das ist sehr reinigend. Und ich bin danach ziemlich stolz auf mich, dass ich es riskiert habe. 

Heute vermeide ich nicht Streitigkeiten. Ich spreche Unstimmigkeiten an. Ich sage, wie ein Verhalten bei mir ankam, wenn es störend oder verletzend war. Ich warte heute nicht mehr, dass der andere von alleine merkt, dass er mich verletzt hat.

Was habe ich davon? 

Authentische Beziehungen in denen ich mich nicht verliere. Denn nur wenn jemand die Hölle im Leben akzeptiert und damit umgehen kann, kann sich erlauben, den Himmel zu genießen, der sich ihm danach auftut.