Zeitverschwender

Der tägliche Stoiker vom 9.12.2017
Inspiriert durch das Buch „Der tägliche Stoiker“ von Ryan Holiday und daraus zitiert.

„Selbst wenn alle Genies der Geschichte sich auf dieses eine Thema konzentrierten, könnten sie doch niemals Worte finden, die ihr Erstaunen darüber ausdrücken, wie beschränkt der menschliche Verstand ist. Kein Mensch würde auch nur einen Zentimeter seines Besitzes hergeben, und bei dem kleinsten Streit mit dem Nachbarn können höllische Kosten auflaufen; dennoch erlauben wir es anderen ganz selbstverständlich, in unser Leben einzugreifen – schlimmer noch, oft bereiten wir denen, die uns übel mitspielen, sogar noch den Weg. Niemand gibt einem anderen im Vorbeigehen eine Münze – aber wie viele von uns verschenken derart ihr Leben! Bei Besitz und Geld achten wir auf jeden Heller, doch über die Zeitverschwendung denken wir nicht nach – dabei ist sie das einzige, wo wir wirklich geizig sein sollten!“
Seneca, Über die Kürze des Lebens, 3.1-2

Zeitdieb, Zeitfresser, Energievampir.
Das sind so Schlagwörter für das was Seneca meinte.
Man kann ein Spiel spielen um des Spielens willen. Oder als Zeitvertreib weil einem gerade nichts besseres eingefallen ist. In ersterem Fall kann ich vielleicht die Zeit vergessen und zu lange spielen. In Letzterem habe ich meine Zeit von Anfang an verschenkt. Im schlechtesten Sinne ein Zeitvertreib. Und das hätt’s nicht gebraucht, dafür ist die Lebenszeit viel zu knapp bemessen. Ob nun spielen, fernsehen oder ähnlich gelagerter Konsum, welcher geistlos ist – nicht weil man ihn an sich macht, sondern weil er weder Geist noch Gefühl anspricht – das macht keinen Unterschied.
Mit manchen Menschen ist es ähnlich. Wenn man nicht aufpasst quatschen sie einen voll. Entweder merkt man nicht wie die Zeit verrinnt oder aus falsch verstandener Höflichkeit schafft man nicht den Absprung aus einem Gespräch, das eher einem Monolog gleicht. Nicht weil einer redet und ein anderer zuhört. Sondern weil einer dem anderen was ins Ohr, in den Verstand und die Seele drückt ohne das geringste Interesse an einer Reaktion darauf. Ein Dialog ist dann eher vorgetäuscht. Sofern er stattfindet. Falls ja: Interessiert mich das jetzt wirklich? …braucht’s das? …wirklich? …JETZT?
Darauf sollte geachtet werden. Bin ich mit meiner Umwelt verbunden oder werde ich von ihr eingelullt oder gar eingefangen?
Achte auf deine Zeit, hier gibt es weder Zinsen noch sonstige Vermehrung und zu leicht lässt sie sich stehlen.
Frank, Polyblob

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