Lass deine Gefühle zu

Der tägliche Stoiker vom 8.12.2017
Inspiriert durch das Buch „Der tägliche Stoiker“ von Ryan Holiday und daraus zitiert.

„Es ist besser, die Trauer zu überwinden als sie zu betrügen.“
Seneca, Trostschrift an seine Mutter Helvia, 17.1b

Mitten in einem Trauerfall sich beherrschen, die Gefühle zurückstecken, weil ja doch das eine oder andere zu erledigen ist. Gerade in solchen Zeiten müßen Sachen geregelt werden. Doch dazu gehört eben auch seine Gefühle nicht wegzustecken. Sie zu verschließen.
Beherrschung bedeutet nicht Verleugnung.
Wenn man es zulässt, so kommen die Zeiten in denen man trauern kann und sollte. Das sollten einem die zu Betrauerten schon wert sein. Denn man ehrt sie ja auch dadurch das man um sie trauert. Um bei den Worten Senecas zu bleiben: betrügt man die Trauer, betrügt man jene um die man trauert, den man leugnet ungewollt ihren Anteil an seinem eigenem Leben, und man betrügt sich selbst. Denn um den Schmerz zu entgehen, begibt man sich in Gefahr von der Trauer gefangen zu werden. Dieses Gefühl lauert so auf dem eigenem Lebensweg um einen unerwartet erstarren vor Angst zu lassen etwas oder jemanden zu verlieren. Oder die Trauer verfolgt einem sein Leben lang, stets seinen Schatten auf den Weg werfend, den man geht.

Du kommst nicht darum herum. Es gibt keine Schleichwege.
Nur wenn man durch den Schmerz geht, wird man den Schmerz los.

Selber vergleiche ich den seelischen Scherz mit dem einer körperlichen Wunde in einer Metapher. Die Verletzung braucht Zeit zu verheilen aber Zeit alleine heilt keine Wunden. Man muss sie auch pflegen, sich um sie kümmern. Der Schmerz lässt nach wenn sie verheilen kann. Es mag eine Narbe zurückbleiben, die von Zeit zu Zeit juckt. Doch es schmerzt nicht mehr so wie zu Beginn.
Manchmal erinnert man sich mit Freude zurück, manchmal mit Wehmut.
Manchmal sind Trauer und Freude Zwillingsbrüder. Sie gehören zusammen und beide gehören zum Leben wie zum Tod.
Wir haben es uns verdient, die Trauernden wie die Betrauerten, uns nicht selbst zu betrügen und zu verleugnen.
Frank, Polyblob

„…
Do not waste happiness
Or sing for loneliness
Feel the misery

Follow the falling path
And take every single lash
Feel the misery
…“
My dying Bride, Feel the Misery

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