Der wahre Quell des Bösen

Der tägliche Stoiker vom 24.2.2018
Inspiriert durch das Buch „Der tägliche Stoiker“ von Ryan Holiday und daraus zitiert.

„Denk daran: Nicht derjenige, der es auf dich abgesehen hat und dich angreift, schadet dir – nein, der Schaden entsteht erst dadurch, wie du über diese Misshandlung denkst. Wenn also jemand deinen Ärger hervor ruft, bedenke, dass es deine eigene Meinung ist, die den Ärger entfacht. Stattdessen sollte deine erste Reaktion sein, das du dich von solchen Eindrücken nicht überwältigen lässt, denn mit genug Zeit und Distanz wird Selbstbeherrschung viel einfacher erlangt.“
Epiktet, Enchiridion, 20

Nicht umsonst heist es auch „Das Böse pflanzt sich fort“. Wenn man gleiches mit gleichem vergeltet, wer ist dann besser? Oder der Bösere von beiden?
Das ist bereits die Handlungsebene. Noch davor kommt es darauf an wie ich darüber fühle und denke. Wenn mich jemand dumm anmacht, unverschämt ist, auf Streit aus ist – wie schnell kann ein Wort das andere ergeben. Aus einer Lapallie entwickelt sich handfester Streit durch gegenseitiges hochschaukeln. Nicht weil ich mir ‚das nicht bieten lasse‘, sondern weil ich nicht anders reagiere wie mein Gegenüber. Diese andere Persönlichkeit wird schon ihre Gründe haben warum sie so agiert. Ob mich das tangiert, ist was ganz anderes und liegt bei mir. Ebenso ob und wie meine Reaktion ausfällt ist ganz alleine meine Sache, liegt in meinen Ermessen und unterliegt allein meiner Verantwortung.
Von einer anderen Ebene gesehen: Menschen, welche einem nahe stehen, wünscht man gerne alles Gute. Menschen, die einem, sagen wir mal, nicht ganz so nahe stehen, wünscht man gern weniger Gutes bis ganz Schlechtes.
Mal abgesehen von der spirituellen Sichtweise von negativen Energien und dem volkstümlichen Glaube an den bösen Blick, zeigt sich hier bereits die Quelle des Bösen. So wie Gut und Böse in mir ist, so liegt der Ursprung des Bösen in meinen Bewußtsein und Unterbewußtsein. Durch meine Gedanken und Gefühle lenke ich bereits die Bahnen und beschreite die Straße des Guten und Gerechten oder eben des Bösen und Niederträchtigen. Natürlich ist es zur Tat dann mitunder immer noch ein weiter Weg, doch alleine schon durch meine Einstellung und erst recht durch meine Äußerungen beeinfluße ich sehr wohl meine direkte Umwelt.
Frank, Polyblob

Kochen für Viele

Gestern, beziehungsweise vorgestern wenn ich dies fertig geschrieben habe, hatten meine Schwester-im-Geiste – oder darf ich da ernsthaft emotional sachlich von Adoptivschwester sprechen, wo ich schon feminin-poetische Wörter wie Herzensschwester zu hören bekam? Oder doch ganz einfach Sestra wie Schwester? – unser ‚erstes Mal‘ bei Siloah in München. Natürlich gleich mal in die Vollen im Kücheneinsatz. Siloah ist eine Begegnungsladen für Menschen mit und ohne körperliche Behinderung. Am Freitag Abend gab es diesmal den Film „Die Reise der Pinguine“ zu sehen, sowie davor Abendessen.
Es gab Schinkennudeln. Als Nachtisch Pudding. Schoko oder Vanille. Das hört sich jetzt erstmal so ziemlich unspektakulär an wie es auch ist. Nur wenn man es nicht gewöhnt ist für veranschlagte 20 Personen und tatsächlich anwesende 26 zu kochen, dann wird das schon ein wenig aufwändiger. Wir hatten ja auch keinerlei Vorbereitungszeit dadurch, dass wir später als ursprünglich geplant ankamen und waren in einer unbekannten Küche entsprechend am rotieren.
Da wir später eintrudelten als geplant lag zwar einerseits an einer Besonderheit der Münchner öffentlichen Verkehrsbetriebe. Genauer gesagt daran, dass wir bei dem Info-Abend im Januar mit einer U-Bahn an einem Gleis abfuhren, welche da eigentlich nicht hält. Der Grund dafür waren Bauarbeiten. Oder eine Betriebsstörung. Oder Beides. Wer weis das bei der MVG schon so genau. Jedenfalls bin ich zu einem weiteren Informationstag für die Ehrenamtlichen und einer Faschingsparty ebenfalls von diesem Gleis losgefahren bin. Und beide Mal war auch irgendwas. Jedenfalls hatte wir uns scherzhaft formuliert „wie immer am Gleis“ verabredet und sind promt in die falsche Linie eingestiegen. Die einzige, welche laut Anzeige an diesem Gleis fährt, wohlgemerkt. Dann noch falsch ausgestiegen, nochmals falsch weitergefahren, wieder zurück, in die Richtige eingestiegen und dann doch noch gerade im Zeitrahmen angekommen. Andererseits war mein innerer Stoiker wohl bereits in Feierabend was die Vorsicht bei Gewohnheiten angeht. Sonst wäre die Anfahrt so nicht abgelaufen.

Weitaus flüssiger lief dann die Küchenschlacht. Wären wir zu zweit allein im Kampf mit Nudeln, Schinken, Eiern und Zwiebeln gewesen, wir wären mit fliegenden Fahnen abgesoffen. In der Eile Ruhe bewahren ist zwar unsere Art nicht nur an diesem Abend, doch ohne die vielen helfenden Hände, welche uns mit Rat und Tat beiseite standen, wären wir schlicht nicht rechtzeitig fertig geworden. Wir wußten ja anfangs nicht mal wo Töpfe, Schalen, etc. zu finden ist und zu improvisieren gab es auch stets was, bis hin zum Abfüllen der Nachtischschälchen. In manchen Momenten war es ja geradezu ein zielgerichtetes Wuseln hinterm Tresen ohne groß sich im Weg sein und einander aufhalten.
Es war zwar stressig, auch weil unbekanntes Terrain für uns, doch es war positiver Streß. Mit Sicherheit wegen der spontanen Teambildung. Vielleicht gerade wegen der Wertschätzung, die man dort bekommt, für das, was man macht. Daß man gerne da ist und es eben keine eigentlich lästige Pflicht ist. Ich fürchte letzteres bekommen Menschen mit Behinderungen oft genug zu spüren in ihrem Leben. Den gegebenen Missionszielen unseres Einsatzgebietes geschuldet, war an diesem Abend leider nicht so viel Dialog für uns im Begegnungsladen möglich.
Ich brauche keine großen Lobeshymnen und selbst ein Danke muß nicht zu hören sein, wenn ich schon merke und fühle, dass es die Menschen freut. Man kann auch dankbar ohne große Gesten sein. Auch wenn dies meine ganz persönliche Einstellung ist, so hat mich das spontane Abklatschen in der Küche und die ehrlichen „Danke schön“, welche geäußert wurden, sehr wohl gefreut.

Mich freut es, dass Nicole bei Siloah dabei bleiben will. Es muß ja eben nicht Küche sein, nicht jede Woche was anderes, sondern gerne immer wieder mal – und zwar ein ernstgemeintes mal und keins dieser Wischi-Waschi-„mal schauen“. Man kann, darf und sollte sogar was Eigenes einbringen.
Ich find‘ es toll, daß wir als Inspiration für Menschen in unserem Umfeld dienen. Ob bei Siloah oder einem anderem Ehrenamt, wir setzen Impulse.
Wir sind ein Spitzenteam, arbeiten gut zusammen und kriegen das hin. Aber auch gut, dass die jetzt keine festangestellte Küchencrew suchen, sondern Menschen, die da sind, Zeit und Freude mit Anderen teilen und mitanpacken wenn es darauf ankommt.

Ach ja, der Film: zwar sehr schöne atmosphärische Bilder aber diese pathetischen Dialoge, welche den Pinguinen in den Schnabel gelebt wurden, waren mir zuviel. Letztendlich hat eine Vermenschlichung der Tiere stattgefunden. Was den Pinguinen eben nicht gerecht wird. Der große Erfolg dieses Filmes erklärt sich wohl auch dadurch, dass für die Zuschauer so mehr Emotion fühlbar war. Mir ist weniger manchmal mehr lieber und in diesem Fall mit Sicherheit. Selten hat eine Dialogzeile für mich treffend geklungen. Der Rest hat mich eben nicht berührt. Wenn ich jetzt sagen würde, daß einige Zeilen mir auf die Eier gegangen sind, dann könnte das wohl angesichts des Themas etwas seltsam doppeldeutig sein.

Siloh – Begegnungsladen für Menschen mit und ohne körperliche Behinderung

Den äußeren Umständen sind unsere Gefühle egal

Der tägliche Stoiker vom 23.2.2018
Inspiriert durch das Buch „Der tägliche Stoiker“ von Ryan Holiday und daraus zitiert.

„Gib den äußeren Umständen nicht die Macht, deinen Ärger zu provozieren, denn ihnen ist es völlig egal.“
Marc Aurel, Selbstbetrachtungen, 7.38

Sich nicht über etwas aufregen was einen nicht betrifft, kann manchmal sehr schwer sein. Zumal wenn es einen doch trifft. Da kriegt man zum Beispiel eins dieser Gespräche mit. Egal wo. Die Sorte von „Unterhaltung“ bei der die Gesprächspartner sich über etwas aufregen, sich daran auf seltsame Art ergötzen, vielleicht weil sie sich selbst dann besser fühlen, oder wieder mal auf Andere zeigen können, über was lästern und ratschen. Selber frage ich mich ‚Was geht euch das eigentlich an?‘. Mitunter frage ich mich auch nach dem warum diese Menschen diese Art von Unterhaltung brauchen. Manchmal kann ich das Gespräch in eine andere Richtung lenken. Oder zumindest die Ausdrucksform ändern und damit auch das Niveau, wenn auch kurzfristig. Ich bilde mir sogar ein hier und da neue Ansichtspunkte zu geben. Manchmal ist es besser dem Ganzen ausweichen. Weil es eh nichts bringt bei Einigen. Die sind so festgefahren in ihrer Schiene…
Aufgehört mich darüber zu ärgern habe ich schon vor einiger Zeit. Es ist denen doch egal wie ich mich fühle. Um es geradeaus zu formulieren: Die wollen ihren Scheiß doch nur bei mir abladen, vielleicht noch ein wenig Zusprache und dann weiterziehen mit dem Müll. Im Grunde geht es ihnen am Arsch vorbei wie ich mich fühle. Das es mich ärgerte, kriegten sie vielleicht nicht mal mit. Geschweige denn das ein Meinungsaustausch oder eine richtige Kommunikation gewollt war.
Eigentlich ist es Energieverschwendung sich mit diesem Gedöhns zu befassen. Egal auf welche Weise. Also lasse ich es sein.
Äußere Umstände?
In welche Richtung sich eine Firma bewegt, darauf habe ich keinen Einfluss. Was es an neuen Spielregeln gibt und die strategische Entscheidungen, welche getroffen werden, zum Beispiel.
Auch hier gilt: „Change it or leave it“ Was ich mal hörte als Merksatz.
Ich würde es so formulieren: Ändere es, akzeptiere es, toleriere es oder ziehe deine Konsequenzen. Aber, verdammt noch mal, ärgere dich nicht darüber!
Frank, Polyblob

Was man lieber für sich behalten sollte

Der tägliche Stoiker vom 22.2.2018
Inspiriert durch das Buch „Der tägliche Stoiker“ von Ryan Holiday und daraus zitiert.

„Als öffentlicher Redner war Cato fähig, die Massen zu bewegen. Er glaubte, dass die richtige politische Philosophie, so wie jede große Stadt, sich bemüht, ein kriegerisches Element beizubehalten. Doch nie sah man ihn vor anderen üben oder seine Reden einstudieren. Als er hörte, dass Menschen ihn wegen seines Schweigens kritisierten, antwortete er: ‚Besser, als wenn sie mein Leben kritisieren. Ich fange erst dann an zu sprechen, wenn ich sicher bin, dass das, was ich sage, nicht besser unausgesprochen geblieben wäre.‘
Plutarch, Cato der Jüngere, 4

Erst denken, dann reden. So ließe sich dies Zitat recht kurz, wenn auch nicht vollständig, wiedergeben. Denn Cato ging es sicherlich nicht nur darum das Richtige zu sagen, sondern auch den richtigen Ton zu treffen.
Der richtige Zeitpunkt sollte es allerdings auch sein. Und zumindest da hapert es bei mir leider noch ein wenig. Zu spät in manchen Momenten, fällt mir die passende Formulierung ein. Oder überhaupt Eine um meinen Standpunkt darzulegen oder Empfindungen zu äußern.
Andererseits ist es sehr wohl so, daß sich einmal ausgesprochene Worte nicht zurücknehmen lassen. Ob privat, im Beruf oder öffentlich – trifft man den falschen Ton, so kann es ungewollte und ungebetene Folgen haben.
Frank, Polyblob

Du bist der Herr deiner Worte.
Doch einmal ausgesprochen beherrschen sie dich
Mir unbekannte Quelle

Der Lyriker liest vor: Mythos Orpheus

Dies ist die zum Vorlesen, gewissermaßen die Sprechform, abgewandelte Form des Mythos Orpheus. Danke an Tansu für die hilfreiche Kritik und Vorschläge.

 

Es mag noch heute von Bedeutung sein wer vor 2500 Jahren oder mehr welche Schlachten schlug. Wer gewann. Und wer verlor. Warum welche Staaten und Kulturen entstanden und vergingen.
Es spielt keine Rolle wer Vorbild war für den Mythos Orpheus. Ob und wann diese Person existierte. Wichtig ist für was er heute noch steht.

Orpheus, Halbgott und sterblicher Mensch in einem, erzogen und unterrichtet von den Musen, von Apollon zu seiner Geburt mit einer neunsaitigen Harfe, einer Lyra, derart reich beschenkt, das manche munkeln dieser Gott der Musik, Dichtkunst und Gesundheit wäre sein leiblicher Vater. Eine Lyra mit neun Saiten. Für jede Muse eine Saite. So vollkommen sein Instrument, so ideal spielte er damit; sang und dichtete perfekt.

Wenn er dies tut, ist er der Inbegriff der Harmonie. Selbst Jagdtiere und deren Beute begleiten ihn friedlich miteinander. Bei Menschen stets willkommen und feierlich empfangen, ändern bei seinen Wanderungen Flüsse ihren Lauf, Bäume wie Gebirge strecken sich ihm entgegen um ihn besser zu lauschen. Die Natur ist ihm zugetan und sogar die Götter des Olymp treten aus dem Pantheon um ihn besser hören zu können.
Doch wohnt in ihm nicht nur harmonischer Frieden, auch Wissensdurst und Abenteuerlust treiben ihn voran.
Er begleitet Jason bei dessen Suche nach dem goldenen Vlies. Als Teil der Mannschaft ermöglicht Orpheus überhaupt das Gelingen des Abenteuers. Er ist es, der mit seinen Worten der Besatzung der Argos Mut und Moral gibt. Er ist es, der mit seinem Rhythmus die Ruderern taktet. Er ist es, der mit seinem Gesang das stürmische Meer beruhigt, sowie die tödlichen Schwestern der Meerjungfrauen, die Sirenen übertrumpft und sie verzweifelnd zum Schweigen bringt. Zwei Generationen später muss Odysseus listig sein um die Sirenen passieren zu können. Zur List greifen? Das hatt Orpheus nicht nötig. Ein feuerspeiender Drache bewacht das goldene Vlies. Orpheus besänftigt das Ungeheuer mit seinem Lied, so dass Jason zum goldenen Vlies greifen und sein Königreich erlangen kann.
Nach Beendigung der Fahrt der Argonauten zieht er nach Ägypten, studiert dort für ihn neues Wissen, erhöht seine Weisheit, jedoch ohne seine Wurzeln zu verneinen und abzulehnen. Was er jedoch von nun an ablehnt, ist der Verzehr von Fleisch. Diese Änderung von Althergebrachten ist die sichtbarste Neuerung einer Schule, welche sich um ihn bildet. Was heutzutage nicht besonders klingt, ist damals geradezu revolutionär. Ist doch der Genuss von Tierfleisch als gottgewollt verstanden und als Pakt mit den Göttern vollzogen. Orpheus vollbringt eine Evolution in der Religion. Es ist wie heutzutage, in der Moderne, die Ablehnung der wortwörtlichen Bibelauslegung durch Aufklärung und Wissenschaft.
Die Schule der Orphiker, hervorgegangen aus seinen direkten Schülern. wiederum sollte zwar der Kern einer neuen, nach ihm benannten Religion werden. Er selbst sieht sich jedoch nicht als Religionsstifter und kehrt zurück nach Griechenland.
Dort setzt er seine Wanderungen fort. Einer dieser Wege führt ihn zu einer Waldlichtung, wo sich die Waldnymphe Eurydike und er sich begegnen und verlieben. Sie heiraten. Das Glück jedoch währt nicht lange. Eines Tages ruht Eurydike sich alleine schlafend im Gras einer Wiese aus. Ungebeten näherte sich ihr ein Mensch. Ob versuchte Vergewaltigung oder ungefragte impulsive Berührung, darüber differenzieren die Quellen.
Sie flieht, eilt über Stock und Stein, stürzt und wird von einer versteckten giftigen Schlange tödlich gebissen.
Der Tod entreißt Orpheus seine Liebe, doch akzeptiert er dies nicht. Als erster Mensch überhaupt geht er lebend und gewollt ins Totenreich, einzig um die Liebe, um Eurydike, zurückzuholen. Orpheus trat vor das Herrscherpaar der Unterwelt, Hades und Persephone. Mit seinen Worten seines Gesangs in seiner Musik klagte er sein Leid und bringt seine Bitte vor. Derart intensiv, das der Tartaros, jenen Ort den Christen Hölle nennen, sein strafendes Werk stoppt um ihn anzuhören und bei ihm zu sein.

Hades wie Persephone, beide selbst tief berührt, gewähren ihm seinen Wunsch unter der Bedingung das er auf dem Weg zurück voraus ginge, sich nicht umblickend zu seiner Liebe während des stillen und düsteren Aufstiegs. Hintereinander beschreiten beide diesen wahrlich dunklen und lautlosen Pfad. Kurz vor dem Ziel, nahe der Berührung des Tageslichtes, blickt er doch zu Eurydike, nur um zu sehen wie seine Liebe, von unsichtbaren Kräften ergriffen, in den Abgrund zurückgezogen wird.
Er eilt zurück. Doch ein zweites Mal kann ihn sein Herzensanliegen nicht gewährt werden. Die Regeln sind klar und unbiegbar. Selbst für Götter. Er kehrt zurück in die Welt der Lebenden. Allein, verlassen und gebrochen. So wandelt er von nun an auf der Erde. Düster und melancholisch sind nun seine Lieder. Voller Trauer und Schmerz.
Bei einer dieser einsamen Wanderungen trifft er auf die Mänaden, Anhängerinnen des dionysischen Kultes des Rausches, der Triebe und der Raserei. Auf seiner Weigerung hin ihrer Aufforderung zu folgen mit ihnen zu feiern, greifen sie ihn an. Zerreißen ihn bei lebendigen Leibe in Stücke, schneiden seinen Kopf vom blutigen Rumpf ab und werfen diesen samt der Lyra in den nahen Fluß.
Doch dies ist nicht das Ende von Orpheus. Während sein Haupt vom Wasser getragen zur Insel Lesbos treibt und noch dort, während die Musen seine körperlichen Bruchstücke einsammeln und begraben, singt er weiter seine Litaneien. Bis Apollon ihm zu schweigen gebietet.
Selbst hier endet nicht der Mythos von Orpheus. Denn Zeus selbst nimmt seine Harfe und setzt diese ans Himmelsfirmament.

So zeigt der Orpheus-Mythos nicht nur wie der Mensch sich selbst, kurz vor dem Erreichen seiner größten Ziele, zu Fall bringt. Wie er sich selbst im Wege ist. Nein. Orpheus versinnbildlicht das Streben des Menschen nach Höherem. Nach dem Schönem, dem Reinen, den feingeistigen Freuden. Er bildet die edle Abenteuerlust ab neues zu erleben, mehr zu wissen, weiser zu werden und dabei doch stets sich selbst, seinen Werten und Wurzeln treu zu bleiben.
Orpheus steht für die Harmonie im Universum und dafür das der Mensch selbst in Schmerz, in Düsternis, selbst in innerster Zerrissenheit bei seinen Tugenden bleiben kann.
So erlangte er als Sterblicher Unsterblichkeit und in manchen Nächten, wenn die sterblichen Menschen zum Himmel schauen, können sie in der Finsternis sein Zeichen leuchten sehen.

 

So vorgetragen in unserer Klasse der philosophischen Schule.
Zum Originaltext:  Der Mythos des Orpheus

Wer nichts will, dem fehlt es an nichts

Der tägliche Stoiker vom 21.2.2018
Inspiriert durch das Buch „Der tägliche Stoiker“ von Ryan Holiday und daraus zitiert.

„Denke daran, dass es nicht nur unser Verlangen nach Reichtum und Erfolg ist, das uns unterjocht und erniedrigt, sondern auch das Verlangen nach Frieden, Freizeit, Reisen und Bildung. Um welches Objekt es sich handelt, ist egal – Wohin unser Herz hinstrebt, das ist unsere Bürde.“
Epiktet, Lehrgespräche, 4.4.1-2; 15

Epiktet erzielt eine stärkere Wirkung durch die Nennung von positiven `Zielobjekten‘ als durch eine Aufzählung von negativen. Denn wer will denn schon Krieg, Kerkerhaft oder Dummheit als erstrebenswert für sich sehen? Das Verlangen nach Gutem kann schlechte Folgen haben.
Frieden – um ein starkes Stichwort zu nehmen -, Frieden um jeden Preis ist es nicht wert Frieden genannt zu werden.
„Harmoniesüchtig“ im privaten oder „Friedhofsruhe“ im gesellschaftlichen Kontext sind als Begriffe schon so aussagekräftig, dass mir schwer fällt dem noch etwas hinzuzufügen. Mal abgesehen davon das ich die reale Ruhe auf einem echten Friedhof durchaus zu schätzen weis, so ist das stillhalten um jeden Preis nichts als Selbstversklavung.
Eine Bürde an sich ist nichts Schlechtes, bedeutet sie doch auch Verantwortung. Bedeutsam ist aus welchen Antrieb und auf welche Weise man diese Bürde trägt um etwas zu erstreben.
Frank, Polyblob

„Frieden ist nicht die Abwesenheit von Konflikt, es ist die Fähigkeit Konflikt friedlich zu handhaben.“
Ronald Reagan

„Frieden meint nicht die Abwesenheit von Konflikten; Differenzen werden immer sein. Frieden meint diese Differenzen mit friedlichen Mitteln zu lösen; durch Dialog, Erziehung, Wissen; und durch menschliche Wege.“
Dalai Lama

Die grosse Parade des Verlangens

Der tägliche Stoiker vom 20.2.2018
Inspiriert durch das Buch „Der tägliche Stoiker“ von Ryan Holiday und daraus zitiert.

„Räuber, Perverse, Mörder und Tyrannen – eure sogenannten Freuden sollen helfen, euch zu prüfen!“
Marc Aurel, Selbstbetrachtungen, 6.34

Wie frei ist ein Tyrann, wenn er sich stets um seine Macht und sein Leben sorgt? Stalin soll so gestorben sein wie es ihm geschah weil ihm niemand wagte ihn in seinem Todeskampf zu Hilfe zu eilen. Aus Angst etwas falsch zu machen, ihn schwach und hilfsbedürftig zu sehen und deshalb seine Rache fürchtend. Paranoid soll er gewesen sein. Stets befürchtend das ein Anderer seine Stelle einnimmt und ihn beseitigt. So wie Stalin es selbst tat. Wieviel Freude mag er sein Leben lang genossen haben? Von seinen Ängsten und seinem Machthunger getrieben?
Ein Pate der Mafia, der sich Jahrzehnte in einem Erdloch versteckt und doch erwischt wird. Wie frei und mächtig war er denn?
Ein Perverser wird einzig von seinen Trieben geleitet. Sind diese befriedigt, so geht die Sucht nach dem nächstem Höhepunkt gleich wieder los. Wie ein Hamster im Rad drehend, wie sehr kann er wohl Lust genießen?

Durch eigenen Taten beweist man sich.
Und man wird geprüft.
Im Gutem wie im Bösem.
Das Urteil kann sich Zeit lassen.
Verloren ist der Mensch
wenn er es nicht mal merkt.

Frank, Polyblob

Das Festbankett des Lebens

Der tägliche Stoiker vom 19.2.2018
Inspiriert durch das Buch „Der tägliche Stoiker“ von Ryan Holiday und daraus zitiert.

Denke daran dich im Leben stets so zu verhalten, als seist du bei einem Festbankett. Wenn etwas was herum gereicht wird, bei dir ankommt, dann nimm dir eine bescheidene Menge. Es geht vorbei? Halte es nicht an. Es ist noch nicht bei dir angekommen? Lass dein Verlangen danach nicht überhand nehmen, sondern warte bis es bei dir ankommt. So verhalte dich mit Kindern, dem Ehepartner, mit deiner beruflichen Position, mit Reichtum – und eines Tages wirst du es dir verdient haben an einem Festbankett mit den Göttern teilzunehmen.“
Epiktet, Lehrgespräche, Enchriridion, 15

Bescheidenheit ist nicht nur eine Zierte, sondern auch eine Tugend. Auch Geduld, Respekt und Nächstenliebe gehören meines Erachtens zu einem sozialen Umgang miteinander. Liest sich jetzt vielleicht wieder ein wenig hochtrabend an. Aber doch passt es. Denn im Kern geht es sowohl um das soziale Verhalten gegenüber anderen, wie auch um die persönliche Einstellung und Verhaltensweisen zu den Leckerlis des Lebens, welche einen selbst betreffen könnten und das Leben bereit hält.
Es gibt viele Definitionen dafür weshalb und wie man sich etwas verdient. Eine der wenig Wichtigen ist die innere Einstellung zu und die Wertschätzung von dem was einem zukommt. Ob für den Penner ein Euro – Kaffee im kalten Winter, gekühltes Wasser im Hochsommer, Kräuterschnaps jederzeit oder mit einem anderen Tippelbrüder für ein Sparmenü zusammenlegend – oder dem Manager die Gewinnausschüttung – noch ’ne Yacht, ein zweites Anwesen oder nachhaltig Anlegen – bleibt sich gleich.
Was steht mir zu und wieviel davon bin ich bereit anderen zu überlassen? Eine Frage, welche man sich nicht nur bei der Festgesellschaft auch ganz bewußt stellen kann.
Frank, Polyblob

Rüste dich für den Sturm

Der tägliche Stoiker vom 18.2.2018
Inspiriert durch das Buch „Der tägliche Stoiker“ von Ryan Holiday und daraus zitiert.

„So erkennt man einen wahren Athleten – es ist jemand, der sich rigoros vor falschen Eindrücken schützt. Bleibe standhaft, auch wenn du leidest, lass dich nicht von deinen Eindrücken überwältigen! Der Kampf ist hart, die Aufgabe göttlich -so erringt man Meisterschaft, Freiheit, Glück und Gelassenheit.“
Epiktet, Lehrgespräche, 2.18.27-28

Schön das Holiday dieses Zitat auswählte um dann ein bildlicheres von Epiktet in seinem Kommentar zu erwähnen. Sein Vergleich mit dem Wetter, beziehungsweise Unwetter, für das man bereit sein sollte. Klar heutzutage gibt es verlässlichere Wettervorhersagen als vor zwei- oder dreitausend Jahren. Trotzdem hat der Satz „Es gibt kein schlechtes Wetter – es gibt nur unpassende Kleidung“ auch heute noch seine Richtigkeit.
Dieser Satz, leicht dahergesagt, kann sehr wohl auch eine innere Einstellung zum Leben und dessen Verwerfungen zeigen. Er kann zumindest allgemeiner auf das Leben angewendet werden. Für mich selber geht es dabei jedenfalls nicht nur um Regentropfen.
Wie ein Athlet geht es auch darum sich auf Ereignisse vorbereiten, welche unerwartet auftreten können. So ein Marathonlauf, als Beispiel, kann wie ein Lebenslauf auch über Schieflagen lagen führen. Manche kann man rechtzeitig erkennen, andere nicht. Es spielt keine Rolle das man sich nicht zu 100% auf alle möglichen Vorkommnisse vorbereiten kann.
Was wirklich zählt ist die innere Einstellung zu entwickeln den Lauf nicht aufzugeben, komme was da wolle. Auch wenn es schmerzhaft wird, man weis nicht wie lange, ob es noch schwerer oder vielleicht auch wieder leichter wird. Dann kann kommen was will. Worauf man sich vorbereitete. Was einen unvorbereitet trifft. Man ist innerlich gewappnet.
Frank, Polyblob

Der Feind deines Glückes

Der tägliche Stoiker vom 17.2.2018
Inspiriert durch das Buch „Der tägliche Stoiker“ von Ryan Holiday und daraus zitiert.

„Es ist nicht möglich, Glück zu empfinden, wenn wir uns gleichzeitig nach etwas sehnen, das wir nicht haben. Das Glück hat alles, was es braucht, wie ein Wohlgenährter, der weder Hunger noch Durst kennen sollte.“
Epiktet, Lehrgespräche, 3.24.17

Man kann sich zwar nach etwas sehnen ohne unglücklich zu sein, doch kann man tatsächlich rundum glücklich sein wenn man noch etwas vermisst oder sich nach etwas sehnt?
Nein, ich glaube nicht, dass dies möglich ist. Ich kenne da zwar diese Zwischenstufe des ‚Wäre schön wenn dieses oder jenes auch wäre, aber so ist auch gut und ich fühle mich glücklich‘. Wenn ich mich da mal so ganz allgemein äußern darf. Aber streng genommen ist es keine Sehnsucht nach etwas und ich fühle mich dann ja auch nicht perfekt ideal glücklich. Ich mache mein Glücksgefühl nicht von Umständen abhängig auf die ich keinen Einfluß habe. So kann ich glücklich sein, selbst wenn es schöner sein könnte, ohne mich nach einer Steigerung dessen vor Sehsucht zu verzehren.
Den Feind meines Glückes nicht zu einem Freund machen, jedoch zu einem guten Bekannten. Welcher halt immer wieder mal dabei ist.
Frank, Polyblob