Was wir am Ende wissen sollten

Der tägliche Stoiker vom 14.12.2017
Inspiriert durch das Buch „Der tägliche Stoiker“ von Ryan Holiday und daraus zitiert.

„Bald wirst du sterben, doch du bist noch immer nicht ehrlich, noch immer bist du verstört und fürchtest, das äußere Dinge dir Schaden zufügen könnten, noch immer bist du nicht allen gegenüber milde, obwohl du weißt, dass Weisheit und gerechtes Handeln ein und dasselbe sind.“
Marc Aurel, Selbstbetrachtungen, 4.37

Marc Aurel soll viele seiner Selbstbetrachtungen spät im Leben geschrieben haben. Von Krankheit gezeichnet mag man einerseits milde und Altersweise werden, wie auch besonders selbstkritisch und streng seinem Lebenswerk gegenüber werden. Als Nicht-Lateiner nenne ich das jetzt einfach mal Vivezensus.
Noch bin ich ein paar Stufen weit entfernt vom selben Lebensabschnitt wie Marc Aurel als er dies wohl schrieb. Ein Jugendlicher mit unnachgiebigen lodernden Zorn über die Zustände dieser Welt allerdings auch nicht mehr. Und doch, es gibt diese Momente in den die Wut kocht. Auf sich, wie auch auf die jeweilige Umgebung oder über empfundene Unzulänglichkeiten der Gesellschaft, welches derartiges in einem auslöst. Es gibt also interne wie externe Ursachen. Mit Selbstreflexion ist dann erst mal nicht viel. Kommt vor, daß dann mit passender Musik in den Ohren, schnellen Schrittes die Straße entlang gegangen wird und sich dabei nicht so sehr wie sonst gewundert wird welche Reaktionen man hervorruft bei jenen, welche den selben Bürgersteig teilen.
Milde und Weisheit durch gerechtes Handeln, beziehungsweise fühlen und denken, ist dann weit weg. Und seien wir mal ehrlich, in solchen Momenten, welche durchaus auch mal länger dauern können, ist man ebenso entfernt von der Ehrlichkeit. Ich bin dann weder den Menschen und Umständen, welche im inneren Fokus stehen, gegenüber ehrlich, noch mir selbst. Unabhängig ob kochende Wut, grummelnder Ärger, schneidender Frust oder kalte Zynik: abwägen, reflektieren, Ursachenforschung, nachfühlen; all das ist erst mal nicht. Erst langsam kommen solche charakterlichen Gewohnheiten wieder hervor. Meist nachdem ein wenig Zeit und ein wenig Dampf verfliegen konnte. Das Gefühlsleben ändert sich und zusammen mit dem Verstand wird bewußt wie unbewußt nach Antworten auf das Wieso und Warum gesucht.
An manchen Tagen und Nächten gehe ich einen solchen Weg auch aus einer anderen Richtung. Von der Schwere des Missmuts und des Verlorenseins des Verlassenens. Aus dem Fröstelns eines depressiv Fühlenden. Jemand der sich mehr treiben als bewußt einen Weg geht und erst nicht merkt wie sehr er sich im Kreise eines schwarzen Loches dreht.

Danach, wenn diese besonderen Wanderungen durch meine Seele und mein Gefühlsleben beendet sind, sehe ich erneut wie viele Stufen noch zu nehmen sind und erkenne wie weit der Weg noch zu gehen ist. Auch wenn mir die Lebenszeit nicht reicht um jeden dieser Wege abzuschließen, so lohnt sich doch jeder Schritt. Nichts bessert sich von alleine.
Frank, Polyblob

„Begehe die Straße der Verdammnis
Gehe den weiten Weg zurück
Beschreite den Pfad deines Traumes
Such das große Tor zum Glück
Verfolge den Sturz des klaren Wassers
Von Wahrheit war es nie getrübt“
Dorsetshire, Straße der Verdammnis

Es ist bloß eine Zahl

Der tägliche Stoiker vom 13.12.2017
Inspiriert durch das Buch „Der tägliche Stoiker“ von Ryan Holiday und daraus zitiert.

„Du machst dir doch keine Sorgen, weil du nur soundso viel wiegst und nicht das Doppelte, oder? Also warum irritiert es dich dann, dass du nur eine bestimmte Lebensspanne hast und nicht mehr? Mit der Zeit, die dir gegeben ist, solltest du ebenso zufrieden sein wie mit deinem Gewicht.“
Marc Aurel, Selbstbetrachtungen, 6.49

Am Gewicht lässt sich was ändern, wenn’s einem nicht passt. An der Realität das sich die Lebensspanne nicht wirklich ändern lassen kann, eben nicht. Sicher, der eigene Lebensstil hat ebenso Einfluss darauf wie die Umwelt. In den meisten Fällen ist regelmäßiger Fast Food Konsum nicht förderlicher für die Gesundheit wie, sagen wir mal, in der Nachbarschaft die Kernschmelze eines Atomkraftwerkes. Abgesehen von solchen mehr oder weniger schwerwiegenden Faktoren: warum sollte ich mir krampfhaft Gedanken und Gefühle über mein Alter oder meine restliche Lebensspanne machen? Es ändert nichts, kostet mich aber eben ein Teil jener Zeit, welche ich hier habe; sowie Überlegungen und Nerven noch dazu, die ich viel wertvoller einsetzen kann. Ich sehe da sogar eher noch die Gefahr das ich mich mit solch einer, im wahrsten Sinn des Wortes bedenklicher, Einstellung gegenüber der Lebenszeit verletzlicher und gebrechlicher fühle wie ich tatsächlich bin. Letztendlich lenken solche Gedanken, Emotionen und Handlungen ab von dem was wirklich zählt im Leben.
Frank Polyblob

Der Rhythmus des Lebens

Der tägliche Stoiker vom 12.12.2017
Inspiriert durch das Buch „Der tägliche Stoiker“ von Ryan Holiday und daraus zitiert.

„Wandle die lange Galerie der Vergangenheit entlang, vorbei an der zahllosen Abfolge von Kaiserreichen und Königreichen. Und du kannst auch die Zukunft erblicken. denn sicherlich wird sie haargenau so sein – es ist unmöglich, vom jetzigen Rhythmus abzuweichen. Es ist egal, ob wir 40 Jahre erleben oder ein Zeitalter. Was wird es schon Neues zu sehen geben?“
Marc Aurel, Selbstbetrachtungen, 7.49

Wird wirklich immer Alles haargenau gleich ablaufen? Das wohl nicht, schließlich gibt es sehr wohl Veränderungen in Allem im Laufe der Zeit. Doch gibt es einen Kreislauf, welcher sich im Grunde, in seiner Essenz, nicht ändert. Etwas entsteht, wächst, blüht auf, überschreitet seinen Zenit und vergeht. Doch stehts wächst wieder neues heran. Manchmal komplett neu, mitunder aus der Asche des Alten. Es gibt auch Übergangsphasen vom Alten ins Neue. Das Neue entsteht und nimmt vom Alten etwas mit; führt es weiter.
Ja, mir ist bewußt das ich mich da sehr allgemein ausdrücke. Was daran liegt das es eine Allgemeingültigkeit hat. Ob Mensch, Tier, Pflanze. Ob Generationen, Kulturen oder die Natur. Alles hat seine Lebenszyklen. Ein Planet, der aus Sternenstaub entsteht, die Sonne, diese Galaxie. Selbst für das ganze Universum mag dies gelten. So lautet eine Theorie: das Universum dehnt sich aus, nach der Expansionsphase zieht sie sich wieder zusammen bis zu einem nichtig erscheinenden Punkt um in einem ‚erneuten Urknall‘ wieder mit der Ausdehnung zu beginnen. Eine andere Theorie besagt das sich das Universum ewig ausdehnt und bis jegliche Materie die Verbindung miteinander verliert und alle Energie erlischt. Das wäre das absolute Ende, die ultimative Finalität.
Doch beide Möglichkeiten, wie praktisch jede andere Theorie über das Entstehen und Vergehen des Universums, sind so abstrakt und fern jeder realen menschlichen Erfahrungsmöglichkeit. Man mag glauben diese oder jene über mathematische Formeln bewiesen zu haben. Letztendlich ist das schon Glaubenssache. Wissenschaftlicher Schöpfungsmythos und somit für mich in meiner praktisch ausgerichteten Philosophie nebensächlich. Eine anwendbare Weisheit erschließt sich mir dadurch nicht, darüber zu philosophieren und argumentieren interessant, für das Debattieren müßig.

Das Rad bleibt das Gleiche während es sich weiterentwickelt.
Dass ist es was für mich zählt.  Das dies Rad des Kreislaufs einer universellen Evolution mitnichten neu erfunden wird. Niemals. Zu keiner Zeit. Doch stets ändert es aufs neue ein wenig die Erscheinung.
Entschuldige bitte, Kaiser, es gäbe stets was Neues zu sehen im ewig gleichrundem Rad.
Frank, Polyblob

Würde und Tapferkeit

Der tägliche Stoiker vom 11.12.2017
Inspiriert durch das Buch „Der tägliche Stoiker“ von Ryan Holiday und daraus zitiert.

„Wie Cicero bereits sagte: Wir verabscheuen die Gladiatoren, die schnell ihr Leben retten, egal auf welche Weise; wir verehren diejenigen, die für ihr Leben nur Verachtung übrig haben.“
Seneca, Von der Ruhe des Gemüts, 11.4b

Gladiatorenkämpfe, also richtige Gladiatorenkämpfe auf Leben und Tod, sind ja aus der Mode gekommen. So wie Sklaverei halt auch. Aber auch damals in der guten alten Zeit der Antike war das möglicherweise nicht so wortwörtlich gemeint. Aus der Neuzeit bringt Holiday anekdotisch mit Lyndon B. Johnson ein schönes Beispiel.
Um das weiter auszuführen: Tapfer ist man, wenn man sich gerade seinen schwierigen Herausforderungen stellt und nicht versucht sich feige davonzustehlen. Dabei braucht es sich gar nicht um blutige Kämpfe oder gar einen Krieg handeln. Es geht noch nicht einmal unbedingt um die innere Einstellung zur & die Handlungsweise gegenüber der Gesellschaft in Friedenszeiten. Und nicht vorrangig um die Aufgaben, welche einem das eigene Wirkungsfeld der Gesellschaft einem bieten mag. Es reicht schon bei sich selbst anzusetzten. Dem inneren Gegner entgegentreten, die eigenen Dämonen besiegen, sich gegen Angst und Furcht behaupten. Kämpfe, welche ein Leben lang in variabler Intensität immer wieder auflodern können mit Frontlinien, die sich jedes mal auf das neue verschieben werden. Zumindest solange bis man seinen Frieden mit sich gemacht hat.
Egal wie weit man damit ist: wer feige flieht, sich wegduckt, wer so respektlos sich selbst gegenüber agiert; wie will diese Person sich den Respekt seiner Umwelt verdienen? So läuft das mit Respekt und Würde. Man handelt danach und erarbeitet in sich dadurch. Man kriegt beides nicht geschenkt, höchstens im voraus geliehen. Es braucht Mut und Tapferkeit um Herausforderungen anzugehen. Herz, Hirn und Weisheit um die Wichtigen von den Unwichtigen zu unterscheiden. Jemand, der sich selbst im Grunde genommen nicht genug achtet und kurzsichtigerweise nur sich und seine persönliche Sicherheit oder Bequemlichkeit oder seinen Vorteil im Blick hat; so jemand wird nicht geachtet werden.
Frank, Polyblob

„…
Outgunned – outnumbered
Though that never outclassed
…“
Bolt Thrower, Anti-Tank (Dead Armour)

Eine kleine Lyrik, welche aus diesen Beitrag entstand

Würde – Respekt / Mut – Tapferkeit

Handle mit Würde und Respekt gegenüber und für Andere.
Sei tapfer wenn es Tapferkeit braucht.
Menschen werden dies an dir erkennen.
Sie werden dir ebenso begegnen.

Würde und Tapferkeit.
Ich möchte das mit Respekt und Mut erweitern.
Ich erkämpfe und erarbeite mir dies für mich.
Und ja, mir liegt daran das mein engster Umkreis
wie auch jene, denen ich begegne,
mich entsprechend wirklich wahr nimmt.
Inwieweit andere Gesellschaftskreise mich erkennen.
Bin ich nicht sicher ob’s mich genug interessiert.

Herodin auf Wohnzimmertour in Schwabing am 11.5.2017

Das Schöne daran am zweiten Adventabend von einem Wohnzimmerkonzert am 11.5. des Jahres zu schreiben, ist nicht den Thrash Metal a la Legion of the Damned auszuschalten, sondern in indirekter Beleuchtung die Beine auf den Schreibtisch, die kabellose Tastatur auf den Schoß zu nehmen (Katze ist ja gerade passenderweise keine da, welche diesen Platz beanspruchen könnte) und Herodins CD wieder laufen lassen und ihm zu lauschen.
Zugegeben habe ich mit der österreichischen Sprache Grazer Prägung durchaus Verständnisprobleme. Wenn ich das mal so salopp formulieren darf. Doch die Stimmung kommt absolut rüber. Allerdings stimmt es auch was ich vor über einem halben Jahr zuvor in der Einladung las: Ein Wohnzimmerkonzert ist tatsächlich die unmittelbarste und dadurch intimste Form seine Musik zu teilen und mit dem Publikum zu kommunizieren. Mir fällt da gerade auf, dass unmittelbar und intim jetzt nicht unbedingt Begriffe sind, welche ich für mich als Eigenbeschreibung nehmen würde. Zumal in einer fremden Wohnung. Dort und an diesem Abend fühlte ich mich jedoch sofort aufrichtig willkommen und auch wenn ich nur einen Teil der Anwesenden kannte (und es mir wohl nicht als einzigen so ging) stellte sich doch schnell eine lockere, freundschaftliche Atmosphäre ein. Herodin mit seiner offenen, ehrlichen Art auf die Menschen zuzugehen und miteinzubeziehen trägt daran natürlich einen großen Anteil.
„solo & unverstärkt“ stand in der Tagline über den Tourdaten. Doch das stimmte nur zu Teil. Stromtechnisch unverstärkt mit einer Akustikgitarre – ja, das stimmt. Er bringt so stark solo seine Musik rüber, mit einleitenden und erklärenden Worten geschmückt (immerhin befand er sich ja auch im phonetisch unwissenden Bayern), da braucht es keine Verstärker oder Begleitband. Trotzdem wurde nach dem Auftritt noch zusammen musiziert und gesungen.
Abgesehen davon das ich ein wenig gebraucht habe den richtigen Weg zum Konzertort zu finden, erinnere ich mich an einen rundum gelungen fantastischen Abend. Und das schreibt jetzt jemand der es mit Singer/Songwritern an sich nicht so hat. Abgesehen von ganz wenigen Ausnahmen, wozu nun Herodin gehört. Seine Musik samt Texten (welche sehr wohl verständlich sind – wenn man sich als Hesse die Muse nimmt, zurücklehnt und zuhört) berührt mich auch von der Scheibe, was nun wirklich nicht auf so manche elektrisch verstärkte oder vollelektronische Musikgruppe zutrifft. Welche ich mir nur live geben kann und von der Konserve einfach nicht so gut rüber kommt.
Eine einzigartige Erfahrung an einem Abend in dem ich mich zuhause fühlte mit einem wunderbaren Austausch untereinander.
Da freue ich mich umsomehr auf das nächste Mal.

Verkaufe dich nicht zu billig

Der tägliche Stoiker vom 10.12.2017
Inspiriert durch das Buch „Der tägliche Stoiker“ von Ryan Holiday und daraus zitiert.

„Ich sage, lass niemanden auch nur einen Tag von mir rauben, der mich nicht für den Verlust voll entlohnt.“
Seneca, Von der Ruhe des Gemüts, 1.11b

Das mag jetzt auf Anhieb ziemlich materialistisch klingen, zumal dieser Satz von einem römischen Senator stammt. Ein römischer Philosoph hatte damit sicherlich nicht Gott Mammon im Sinne. Seneca war beides.
Ich verschwende nicht meine Zeit, noch lasse ich sie mir verschwenden. Nicht von etwas; noch von Menschen, welche weder mich noch sich selbst soweit achten das sie an irgendeine Form von Kommunikation oder Austausch interessiert sind und sich eigentlich nicht mal für das interessieren was sie loswerden wollen.
‚Das Leben ist ein geben und nehmen‘ heist es. Genauso gut könnte der Satz auch lauten ‚Das Leben ist ein geben und bekommen‘. Was bekomme ich im Austausch für meine Lebenszeit die ich diesem oder jenem gebe? Wenn nichts, rein gar nichts auf irgendeiner Ebene zurückkommt: das bringt mir doch nichts. Es kostet mich nur Lebenszeit, welche ich anders auch besser erfüllen hätte können. Damit meine ich noch nicht mal das ich persönlich „entlohnt“ werde. Wenn ich zu jemanden selbstlos bin und dadurch für andere ein Beispiel gebe, dann habe ich davon nichts. Aber andere vielleicht schon. Ein kleiner Teil der Gesellschaft – zugegeben ein sehr, sehr kleiner Teil – ändert vielleicht seine Einstellung zum Mitmenschen, zum Rest der Gesellschaft, zum Leben. Vielleicht nur für einen Moment oder diesen Tag, vielleicht auch etwas länger. Wer weis? Sowas ist kein Verlust. Es ist eine Investition.
Frank, Polyblob

Der zerbrochene Krug

Sehr spät kommt mal wieder eine Kritik von mir im geschriebenen Wort. Zumal es inzwischen Winter ist und es auf Weihnachten zugeht. Aber irgendwie passt das ja auch. Es ist der 2. Advent und die Aufführung war so bezaubernd wie die Weihnachtszeit seien sollte.

Trotz der Zeitspanne denke ich nun gerne zurück an diese herzhafte und humovolle Inszenierung. Inklusive Singspielen zwischen den Stück war es zum Lachen wie zum nachdenken. So soll es auch sein. Die Schauspieler waren blendend aufgelegt und gingen in ihren perfekt besetzten Rollen auf. Das Ganze war herrlich inszeniert, die Charakter passend ein wenig überzeichnet.
Zwar bietet das Ensemble auch Gastspiele an anderen Lokalitäten dar, doch das Amphitheater im Norden des englischen Garten hat eine einmalige Aura. Klein und ein wenig versteckt gelegen muss man schon früh genug kommen um noch einen Platz zu kriegen. Da dieser Schauplatz praktisch in den Rasen gearbeitet ist bedeutet dies wiederum das der Theaterbesuch ein Picknick beinhaltet. Dazu dann eine angenehme Sommernacht und die entspannte Publikumsstimmung und ein perfekter Abend ist so gut wie garantiert.
So freue ich mich zwischen Minusgraden und Schneeregen auf die nächste Open Air Saison des Münchner Sommertheaters.

Münchner Sommertheater

Absprung oder Sieg der Höflichkeit

Beziehe mich auf den Aspekt „Energievampire, Zeitverschwendung“
https://polyblob.de/zeitverschwender

Stellt euch vor, ihr sitzt mit einem Freund, Bekannten oder Verwandten und dieser Jemand textet euch ohne Punkt und Komma zu. Es ist kein Dialog, sondern ein reiner Monolog zu einem Thema, der euch gar nicht interessiert, oder nicht berührt. 

Was macht ihr?
a) Höflich sein und freundlich nicken? Interesse vorspielen?
     In regelmäßigen Abständen mit dem Kopf nicken, damit euer innerliches Abdriften nicht bemerkt wird?

b) Oder seid ihr ein Rebell und sagt ihm blank heraus „Du, das interessiert mich nicht“ und riskiert, dass euer Freund, Bekannter oder Verwandter beleidigt wird.

Wenn ich die Variante a) wähle, höflich nicke, dann riskiere ich bei Rückfragen, dass ich nichts verstanden habe, weil ich nicht zuhöre. Auch wieder peinlich.
Wenn ich die Variante b) wähle, riskiere ich, dass mein Gegenüber vor den Kopf gestoßen wird und sich verletzt fühlen könnte.

Früher habe ich immer höflich genickt und gelächelt. Musste einem Zeitverschwender und Energievampir sehr viel von meiner Lebensenergie bezahlen. Wusste keinen richtig guten Weg, um meinen Gesprächspartner zu stoppen. Und nach dem Gespräch fühlte ich mich sehr energielos und ausgesaugt.

Nach dem Lernen der Philosophie und den Tugenden lernte ich, dass ich zu meiner inneren Wahrheit stehem darf. Dass die Wahrheit eines der größten Tugenden ist. Nämlich die innere, individuelle und meine persönliche Wahrheit. Und wenn meine innere Wahrheit mir laut flüstert „Das Thema interessiert mich nicht“, dann habe ich gelernt zu handeln. Einfach den Satz auszusprechen „Ist es ok, wenn wir das Thema wechseln. Dieses Thema interessiert mich nicht“. Habe die wunderbare Erfahrung gemacht, dass alle bisher immer positiv und überrascht reagiert haben.

Gäbe es noch einen Weg c?
Wie schafft man es, einen galanten Absprung zu machen und dabei niemanden zu verletzen? Ohne falsches Interesse vorzugaukeln und ohne die innere Wahrheit aussprechen zu müssen, weil ich das nicht darf, weil mein Gegenüber zum Beispiel mein Chef ist.

Der beste Weg aus diesem Dilemma ist die „SEPERATOR“ Methode. Während mein Gegenüber spricht und erzählt, beobachte ich ihn. Was trägt er an sich? Darauf gehe ich ein. Oder was trinkt er? 

Dann stelle ich eine banale Frage „ist das blau an deinem Hemd ein besonderes Blau?
Oder „ist das Mineralwasser, was Du trinkst?“

Wichtig dabei ist, dass es etwas ist, was die Person besitzt. Daher ist die Wahrscheinlichkeit umso größer, dass er gerne darüber reden wird. 
Was ich davon habe? Nun, er hält weiterhin einen Monolog, aber jetzt über ein Thema, der nicht meine Kräfte raubt.

SEPERATOR-Methode funktioniert immer. Sie funktioniert deswegen so gut, weil wir in der Wertschätzung zum anderen bleiben. Wir benennen Dinge, die der andere an sich trägt oder macht. Daher ist es eine Beschäftigung mit seiner Person. Daher muss diese Methode auch gut funktionieren.

Und der eigene Vorteil ist, dass man jetzt einen Text zu hören bekommt, der ziemlich einfach sein kann über das blaue Hemd. Herrlich nichtsagend und nicht energieraubend.

Probiert es aus! Es funktioniert.

Zeitverschwender

Der tägliche Stoiker vom 9.12.2017
Inspiriert durch das Buch „Der tägliche Stoiker“ von Ryan Holiday und daraus zitiert.

„Selbst wenn alle Genies der Geschichte sich auf dieses eine Thema konzentrierten, könnten sie doch niemals Worte finden, die ihr Erstaunen darüber ausdrücken, wie beschränkt der menschliche Verstand ist. Kein Mensch würde auch nur einen Zentimeter seines Besitzes hergeben, und bei dem kleinsten Streit mit dem Nachbarn können höllische Kosten auflaufen; dennoch erlauben wir es anderen ganz selbstverständlich, in unser Leben einzugreifen – schlimmer noch, oft bereiten wir denen, die uns übel mitspielen, sogar noch den Weg. Niemand gibt einem anderen im Vorbeigehen eine Münze – aber wie viele von uns verschenken derart ihr Leben! Bei Besitz und Geld achten wir auf jeden Heller, doch über die Zeitverschwendung denken wir nicht nach – dabei ist sie das einzige, wo wir wirklich geizig sein sollten!“
Seneca, Über die Kürze des Lebens, 3.1-2

Zeitdieb, Zeitfresser, Energievampir.
Das sind so Schlagwörter für das was Seneca meinte.
Man kann ein Spiel spielen um des Spielens willen. Oder als Zeitvertreib weil einem gerade nichts besseres eingefallen ist. In ersterem Fall kann ich vielleicht die Zeit vergessen und zu lange spielen. In Letzterem habe ich meine Zeit von Anfang an verschenkt. Im schlechtesten Sinne ein Zeitvertreib. Und das hätt’s nicht gebraucht, dafür ist die Lebenszeit viel zu knapp bemessen. Ob nun spielen, fernsehen oder ähnlich gelagerter Konsum, welcher geistlos ist – nicht weil man ihn an sich macht, sondern weil er weder Geist noch Gefühl anspricht – das macht keinen Unterschied.
Mit manchen Menschen ist es ähnlich. Wenn man nicht aufpasst quatschen sie einen voll. Entweder merkt man nicht wie die Zeit verrinnt oder aus falsch verstandener Höflichkeit schafft man nicht den Absprung aus einem Gespräch, das eher einem Monolog gleicht. Nicht weil einer redet und ein anderer zuhört. Sondern weil einer dem anderen was ins Ohr, in den Verstand und die Seele drückt ohne das geringste Interesse an einer Reaktion darauf. Ein Dialog ist dann eher vorgetäuscht. Sofern er stattfindet. Falls ja: Interessiert mich das jetzt wirklich? …braucht’s das? …wirklich? …JETZT?
Darauf sollte geachtet werden. Bin ich mit meiner Umwelt verbunden oder werde ich von ihr eingelullt oder gar eingefangen?
Achte auf deine Zeit, hier gibt es weder Zinsen noch sonstige Vermehrung und zu leicht lässt sie sich stehlen.
Frank, Polyblob