Machtgefüge

„Es geht nicht um Penisträger oder um Gebärmutterträgerinnen. Es geht um Macht.“
Sasha Marianna Salzmann, Aspekte vom 3.11.2017

Manchmal lohnt es sich tatsächlich in der Mediathek, wenn man die Ausstrahlung Freitag Nachts schon verpasst, nach der Heute Show noch im Stream zu bleiben und Aspekte mitzunehmen. Mit dieser Kultursendung habe ich es ehrlich gesagt nicht so sehr. Also eigentlich eher kaum bis gar nicht. Doch diesen Gastbeitrag fand ich außergewöhnlich und für mich selber etwas peinlich.

Peinlich weil ich von der Gleichberechtigung und Gleichwertigkeit der Geschlechter überzeugt bin. Nein, nicht nur überzeugt. Dies gehört für mich zu meinem Innersten. Eine der Grundpfeiler meiner Persönlichkeit. Eine Kardinaltugend, welche zum Gerechtigkeitsempfinden gehört. Exakt deshalb hätte ich von alleine darauf kommen müssen.

Mein Holzweg: Stattdessen halte ich mich bei dieser Thematik mit etwas weniger essenziellen wie dem Geschlechterkampf auf. Hört sich jetzt recht hochtrabend an. Was mir aufstoß waren zum einen die Meldungen und Nachrichten von und über Frauen, meist jüngeren Alters, welche Probleme sahen, bei denen ich mich wiederum fragte:“Wo, verdammt noch mal, wo ist das ein Kampf im Vergleich zu den Ungerechtigkeiten und Schlachten, welche Feministinnen vorangegangener Generationen haben schlagen müssen?“ Nein, es ging nicht um sexuelle Belästigung. Mir fällt im Moment nicht mal mehr ein, um was es ging. So wichtig war das eigentlich.

Was mich auch störte war die Undankbarkeit Jüngerer zu Jenen die vorausgingen. Gut dargestellt durch das Interview der Regisseurin von ‚Die Bräuteschule von 1958‘. Eine Doku-Soap der ARD von 2007, in welcher ein Duzend junger Frauen erlebten durften, wie ihre Großmütter noch erzogen wurden. Die Regisseurin äußerte sich so in einem Interview, das die Initialzündung zur Serie war, dass sie häufig auf die Frage was die Befragte denn mal gerne werden würde zu hören bekam:“Auf keinen Fall Feministin,“

Und zu guter Letzt die Dritte der „heiligen Dreifaltigkeit des Zukurzgreifens“: die ganzen Nachrichten der letzten Wochen. Frauen, denen auf einmal einfiel, wie sie seit Jahren oder vor Jahren sexuell belästigt wurden. Ja, hattet ihr wirklich nicht den Mut schon früher mal Ansagen und Anzeigen zu machen?
Aber gut möglich, dass ich über einen oder alle drei Punkte noch ein wenig schreibe.

Die Essenz, um die es geht: Es spielt keine Rolle welches Geschlecht ein anderes herabwürdigt und von seiner Position aus benutzt. Es geht um Macht. Macht ist aber stets im Fluß, wird erkämpft, verteidigt und auch jemanden zugestanden. Doch stets muß man neu darum ringen. Zwei Beispiel von ‚wie im Großen so im Kleinem‘: Ob im individuellem Bereich der Familie und Erziehung oder im gesellschaftlichen Kontext das Ringen von Legislative, Juristikative und Exekutive: jede Generation sucht ihre Antworten in der Frage der Machtbalance.
Doch was wenn diese Machtbalance gestört ist?

Nun ist es aber so das in unserer Gesellschaft in unserer Zeit sexuelle Belästigung, ganz zu schweigen von Vergewaltigung, nicht nur geächtet ist, sondern auch juristisch bestraft wird. Zumindest gibt es die entsprechenden Gesetze und Möglichkeiten diese umzusetzen. Aus persönlichen Gründen wird aber in Teilen dieser Gesellschaft ein System toleriert, welches nicht toleriert werden darf. Dass es in der Vielzahl der nun öffentlichen Fällen fast ausschließlich Frauen trifft, ist eine historische und kulturelle Traurigkeit. Dass in der heutigen Zeit aber es solange dauerte bis dies zur Sprache gebracht wird, das ist eine Schande. Es kann doch nicht angehen, dass etwas was in anderen Bereichen der Gesellschafft einvernehmlich längst nicht mehr im sozialen Miteinander erlaubt ist, in bestimmten Sozio-Biotopen unter den Teppich gekehrt wird.

Es hat mich wohl weniger aufgeregt, dass all diese Wortmeldungen nun erfolgen, sondern dass Machthabern in ihrem Breich gestattet wurde so selbstherrlich über andere zu gebieten. Das Menschen schwiegen. Aus Angst wegen dem Aufsehen und dem Verlust des Arbeitsplatzes? Vielleicht. Sogar sehr wahrscheinlich. Dass Menschen schwiegen, um sich nicht öffentlich selbst als Opfer zu deklarieren? Möglich. Doch machten sie sich dadurch erst recht zum Opfer. Sagen „Ich bin Opfer eines Verbrechens geworden“ ist das eine. Eine Opferrolle annehmen und mit dieser, sich selbst bewussten doch öffentlich unsichtbaren, weiterleben und den Täter auch noch schützen. Das ist wieder ganz was anderes. Denn so wurden die Opfer zum Teil des Unterdrückungssystems dieser Machthaber. Ungewollt, unbewusst und doch eine Stütze. Und das in einem Zeitalter, in dem gegen solchen Machtmißbrauch sehr wohl schon vorgegangen wird.
Das ist wohl auch etwas, was mich daran so aufregt. Es müßte nicht sein und es dürfte nicht sein. Und doch zeigt es sich, dass es geschieht.
Die großen Kämpfe mögen vorüber sein. Die Gleichstellung der Frau dem Manne (eine Formulierung, welche ich immer wieder mal hörte und las. Gut gemeint, doch meine feminine Seite findet das trotzdem irgendwie beleidigend) ist grundsätzlich vollzogen. Auch wenn es bei Karrierechanchen und Entlohnung nach wie vor hapert.

Doch um die Machtverteilung im individuellen Bereich muß nach wie vor gerungen werden. Und das stets aufs Neue. Sonst bilden sich diese korrupten Machtblasen erneut. Da meint man die Gleichwertigkeit und Gleichberechtigung der Geschlechter ist eine Erkenntnis und Errungenschaft, so tiefgehend, dass sie nicht immer auf Neue verteidigt werden muss. Eine Erfahrung, die nicht immer wieder erneuert werden müsste. So wie nicht jede Generation in den Krieg ziehen muss (und als evangelisch Getaufter im römisch-katholischem Bayern sage ich: Nie wieder 30jähriger Krieg!) um zu wissen welch Inferno der Krieg ist. Wie auch die Tatsache, dass Vergewaltigung in der Ehe erstens existent und zweitens ein Verbrechen ist, so ist es zumindest seit den 1990er Konsens dieser Nation.
Und dann kommt sowas daher.

So gilded es den Fluß der Macht in der Balance zu halten, nicht nur zwischen den Geschlechtern.
Was eine Aufgabe ist, welche jede Generation gestellt bekommt.

Eine höhere Macht

Der tägliche Stoiker vom 5.11.2017
Inspiriert durch das Buch „Der tägliche Stoiker“ von Ryan Holiday und daraus zitiert.

„Dies genau macht die Tugend eines glücklichen Menschen und ein ausgeglichenes Leben aus: Wenn die Dinge des Lebens in jederlei Hinsicht auf die Harmonie zwischen dem individuellen göttlichen Geist und dem Willen desjenigen, der das Universum lenkt, abgestimmt sind.
Chrysippos, zitiert in Diogenes Laertius, Leben und Meinungen berühmter Philosophen, 7.1.88

Ein Zitat für Gläubige. Eine eher atheistische Leseweise? Du bist nicht Nichts. Du bist aber auch nicht Alles. Dein Leben, Deine Seele hat in ihren Platz in diesem Universum, in dem du nicht alles überblicken, planen und kontrollieren kannst.
Frank, Polyblob

Weder gut noch schlecht

Der tägliche Stoiker vom 4.11.2017
Inspiriert durch das Buch „Der tägliche Stoiker“ von Ryan Holiday und daraus zitiert.

„Es ist nichts Schlechtes dabei, wenn sich Dinge verändern, genauso, wie nichts Gutes daran ist, in einem neuen Zustand zu verharren.“
Marc Aurel, Selbstbetrachtungen, 4.42

Evolution ist natürlich. Es ändert sich ständig etwas. Einfach ist es eine Veränderung positiv zu sehen wenn man mit dem momentanen Stand der Dinge unzufrieden ist und die Entwicklung nicht als zusätzliche Gefahr empfunden wird. Ist diese Veränderung abgeschlossen, so ist es verführerisch sich zurückzulehnen, die neue Situation als optimalen Ist-Zustand zu akzeptieren und alles am liebsten beim neuem alten zu belassen. Warum noch was ändern? Passt doch alles wunderbar! Doch eigentlich lässt sich doch immer noch etwas verbessern. Die Evolution der menschlichen Gesellschaften wie auch die persönliche zeigt das Geschehnisse, welche außerhalb des eigenen Einflusses stehen, einen überrollen können. Dies geschieht besonders dann wenn die Beharrungskräfte zu einer Erstarrung geführt haben.
Halbblind vorwärtseilen ohne zu überlegen, ohne Reflektion, kann zu leicht in einen Abgrund führen. Ebenso fatal ist es jedoch zu verharren und kurzsichtig bis erblindet nicht zu erkennen wie ein Abgrund auf einen zukommt.
Veränderung an sich ist nicht positiv, noch negativ. Stets entwickeln sich Chancen und Gefahren.
Frank, Polyblob

Folge den Anordnungen des Arztes

Der tägliche Stoiker vom 3.11.2017
Inspiriert durch das Buch „Der tägliche Stoiker“ von Ryan Holiday und daraus zitiert.

„Auf dieselbe Weise wie Leute gewöhnlich sagen, der Arzt hätte ihnen besondere Reitübungen, Eisbäder oder Barfußlaufen verschrieben, sollten wir die Natur betrachten, wenn sie uns Krankheit, Behinderung oder das Leiden durch andere Beeinträchtigungen verschreibt. Im Falle des Arztes bedeutet das ‚verschrieben‘, das etwas angeordnet wurde, um jemanden zu heilen. Im Falle der Natur bedeutet das: Was uns auch geschieht, dies ist angeordnet worden, um uns zu helfen, unser Schicksal zu meistern.“
Marc Aurel, Selbstbetrachtungen, 5.8

„…angeordnet worden….“
Läßt sich leicht sagen als Kaiser vom Feldherrenhügel aus. Vor einer Schlacht in einer Ansage an die Legionäre. Im Herbst bei Nieselregen. Der Wind weht und bringt die Blätter des nahen Waldes zum rauschen während dunkle Wolken den Himmel ausfüllen und diese vollkommene Wolkendecke nicht endend über das Firmament getrieben wird. Auf freien Feld hört die Legion den Worten ihres Oberbefehlshabers zu.
Fragt sich nur wer sich am Abend verschnupft und wer sich als frisch geschlagener Krüppel zur Ruhe bettet.
Manche Zitate reizen mich impulsiv einfach zu sehr als das ich da jetzt keinen Kommentar zu äußere. Ich glaube einfach nicht an eine irgendeine höhere Ordnung, welche einen dazu bestimmt dieses oder jenes Schicksal anzunehmen.
Doch eine Sichtweise ist sehr wohl wahr. Wenn meine Natur, also persönliche körperliche oder geistige Gesundheit, oder der Laufe der Dinge mich dazu zwingt mich einem Schicksal zu stellen. Das Gebrechen akzeptieren, also für sich annehmen wie es auch so schön heist, ist das eine. Doch nicht mit sich und seinem Schicksal hadern etwas anderes. Sich nicht gehen lassen und ‚das Beste daraus machen‘ ist auch so ein schöner Spruch. Der auch war ist. Besagt dieser Satz im Grunde nur, auf vielleicht zu leichtfertig klingender Weise, das man sich seinem Schicksal stellt. Nicht unterkriegen lässt. Die Herausforderung annimmt und sich durchkämpft durch ein Leben, das wie eine Abfolge von Schlachten anmuten mag. Schmerzhaft Schritt für Schritt marschierend um sich zu behaupten. Wenn es denn sein muss, dann mag es so kommen.
Womit sich der Kreis dieser Reflexion schließt und wir wieder beim imaginären Schlachtengemälde des Anfangs wären.
Frank, Polyblob

Unsere Wünsche an die Zukunft knüpfen

Der tägliche Stoiker vom 2.11.2017
Inspiriert durch das Buch „Der tägliche Stoiker“ von Ryan Holiday und daraus zitiert.

„Doch ich bin zu keiner Zeit in meinem freien Willen eingeschränkt gewesen, noch gezwungen worden. Wie ist das möglich? Ich habe meine Entscheidung daran gebunden, nach dem Willen Gottes zu handeln. Wenn Gott will, das ich krank bin, ist dies mein Wille. Wenn er will, das ich mich für etwas entscheide, so tue ich es. Wenn er will, dass ich etwas erreiche oder mir etwas gegeben wird – dann wünsche ich das auch. Was Gott nicht will, das wünsche ich auch nicht.“
Epiktet, Lehrgespräche, 4.1.89

Wozu braucht es Gott oder Götter wenn mir meine Natur in Form meines Körpers und meine Vernunft mir sagt das ich besser eine Erkrankung auskuriere als das Risiko einzugehen sie zu verschleppen? Das würde doch nur zu größerem Schmerz und Leid führen.
Doch gut das Holiday ein Beispiel für seine Interpretation brachte, die mir weiterhalf. Peinlicherweise hätte ich da auch selber draufkommen können, den die Geschichte ist mir sehr wohl bekannt, doch sah ich die Verbindung nicht und erinnerte mich auch nicht dem einst gelesenem.
Am Vorabend der Operation Oberlord, der Landung der allierten Streitkräfte in der Normandie, schrieb General Eisenhower als Oberkomanndierender zwei Briefe. Einen im Falle eines Scheiterns. Einen anderen, welchen er auch abschickte, an seine Frau. Darin schrieb er das alles durchdacht, vorbereitet und geübt wurde was nur möglich und planbar war. Er schrieb darüber das dieses Gelingen der Operation nun in den Händen der Götter ist.
Ihm war bewußt: es kann zuviel passieren auf dem Schlachtfeldern des nächsten, des längsten Tages, als das es sicher gewesen wäre wie dieser Tag endet; wer den Sieg erringt.
Man kann vorbereitet sein, so gut man will. Es gibt Mächte welche höher sind und einen nicht kalkulierbaren Einfluß haben.
Man kann es (Kriegs)Glück nennen. Ein anderes Wort für Glück ist Fortune, nach der antiken Göttin des Glückes. Womit wir wieder bei den Göttern wären.
Man kann es als eine Wahrscheinlichkeitsrechnung mit einer unbekannten Menge unbeeinflussbarer Faktoren bezeichnen.
Nenne es wie du willst.
Frank, Polyblob

Akzeptiere das, was ist

Der tägliche Stoiker vom 1.11.2017
Inspiriert durch das Buch „Der tägliche Stoiker“ von Ryan Holiday und daraus zitiert.

„Erwarte nicht, das alles so kommt, wie du es dir wünscht, sondern wünsche, das alles so kommt, wie es dann tatsächlich passiert – dann wird dein Leben mühelos verlaufen.“
Epiktet, Enchiridion, 8

„Es ist leicht die Vorsehung gutzuheißen, wenn du zwei Eigenschaften besitzt: stets einen Überblick über das Geschehene zu haben und ein Gefühl der Dankbarkeit. Denn welchen Sinn hätte die Erkenntnis ohne Dankbarkeit, und was wäre das Ziel der Dankbarkeit ohne Erkenntnis?“
Epiktet, Lehrgespräche, 1.6.1-2

Der Überblick über das Geschehene? Vieles hätte ich lieber nicht getan, vieles nicht erlebt. Doch ebenso viel, wenn nicht sogar mehr, was in meinem Leben geschah und was ich mitbekam war voll Freude und Begeisterung; hat mir gut getan. So manches hätte nicht sein müssen, hat es wirklich nicht gebraucht.
Doch unterm Strich hat mich alles was ich an positiven und negativen erlebte zu dem gemacht was ich heute bin. Führte mich dorthin wo ich nun stehe. Von hier aus bestimme ich meinen Weg.
Wünschen und erträumen kann ich mir viel dafür. Was wird und was ich alles schaffe. Doch gründlicher und beruhigender ist es dafür zu sorgen das der Weg den ich gehen werde so verläuft das ich dorthin komme wo ich hin will.
Träume real werden lassen, aber nicht Erträumten hinterjagen. Man landet sonst nur schmerzhaft auf dem Boden der Tatsachen.
Frank, Polyblob

Du bist von Geburt an gut

Der tägliche Stoiker vom 31.10.2017
Inspiriert durch das Buch „Der tägliche Stoiker“ von Ryan Holiday und daraus zitiert.

„Der Mensch hat von Natur an eine Neigung zur Tugendhaftigkeit.“
Musonius Rufus, Vorträge, 2.71-2

Was gab es nicht für Schlagzeilen in den 90ern über dieses oder jenes Gen, das für diese oder jene Eigenschaft oder Verhaltensweise eines Menschen verantwortlich ist. Beziehungsweise sein soll. Inzwischen ist das Verständnis des Menschen für die Genetik schon weiter. Zwar spielen Gene eine Rolle, doch entscheidender sind die Erfahrungen wie auch das soziales Umfeld eines Menschen in der Entwicklung desselben. Veranlagung ist das eine. Was man daraus macht etwas anderes.
Es gab mal, vor langer Zeit, ein bestimmtes grausames Experiment. Ich weis leider nicht mehr unter welchem König, doch meine ich es war zur Zeit der Aufklärung. Eine Gruppe Säuglinge wurde nach der Geburt separiert und die Hebammen hatten die Aufgabe mit den Babys nicht zu sprechen, noch ihnen Zuwendung geben. Der Gedanke war das die Neugeborenen zu einer vermuteten Ursprache zurück finden, zum lateinischen. Dies geschah nicht.
Die Babys starben. Das geschah.
Worauf ich hinaus will ist, das der Mensch von Geburt an gut, ein soziales Lebewesen ist und zu den Tugenden strebt. Er will nicht nur, er braucht ein gutes soziales Netz. Die Tugenden sind für den Menschen überlebenswichtig.
Gut, so manches Kleinkind ist eher untugendhaft im Unausgeglichenem. Doch das ist wiederrum eine Frage der Erziehung, nicht der Grundvoraussetzungen.
Frank, Polyblob

Viele kleine Trippelschritte

Ja, mir ist bewusst das hier die Produkte einer, speziell in der weiblichen Hälfte der Bevölkerung bekannten, Drogeriekette abgebildet sind. Doch geht es mir weder um Schleich- noch um Direktwerbung. Derartiges in vergleichbarer Qualität zu vergleichbaren Preisen gibt es fast überall zu kaufen. Vielmehr will ich bildlich darstellen was sich in meinem Rucksack befand als wir heute auf dem Weg nach Hause noch ein wenig einkauften.
Warum?
Weil, als mir dies bewusst wurde, mir der Gedanke kam:“Und das mir Metaller. Gibt’s eigentlich auch Öko-Renntierpullis in Schwarz mit Totenköpfen?“
Die Begegnung mit Menschen, welche im Marketing wohl als Zielgruppe umschrieben werden würde, hat uns zwar beeinflusst. Oder besser gesagt sensibilisiert. Andererseits achten wir ja schon seit langer Zeit auf uns und auf das was wir konsumieren. Inhaltsangaben lesen, zum Beispiel. Oder in bestimmten Endverkäufern südostasiatischer „Fabriken“ einkaufen. (Die Anführungszeichen sind pure Absicht, denn ich bin selber gelernter Facharbeiter, habe in einer Fabrik gearbeitet und weigere mich etwas mit einer deutschen Industriefabrik gleichzusetzen, was den Umwelt- und Personenschutz von bestenfalls 1850 entspricht; jedoch nicht dem vom Ende des 20. Jahrhundert in Deutschland.) Eine bewusste Auswahl treffen.
Natürlich hat diese Marktendwicklung ihre Mängel und Fallstricke. Nur weil man regionale Produkte kauft heist das ja noch lange nicht das jene nachhaltig umweltschonend hergestellt werden. Aber wenigstens gibt es keine unnötigen Transportwege. Und wenn ich überlege das ich vor, wie mir scheint ewiger Zeit, mal eine Reportage sah darüber das Krabben (oder irgend so ein Seevieh halt; is lange her, die Ausstrahlung der Reportage) von der Nordsee durch Europa nach Marokko per LKW gefahren, dort ausgepuhlt und wieder zurück an den norddeutschen Strand auf die Teller von Restaurants gebracht werden. Mit dem Vermerk „Frisch gefangen“ wohlgemerkt.
Trotzalledem ist es schön zu sehen wie sich die breite Masse bewegt. Langsam zwar, in vielen kleinen Schritten. Aber immerhin. Wer hätte vor 20 Jahren gedacht das ein Atomausstieg gar nicht mehr zur Debatte steht, sondern nur das wann und wie? Ähnliches mit dem E-Auto, bzw. Alternativen zum Fossilverbrennungsmotor.

So, nun bin ich wohl zum Öko mutiert. Möcht‘ man meinen. Aber wie der Mensch mit sich und seiner Umwelt umgeht, ist ja in der Metal- wie auch in der schwarzen Szene ja als Thema gar nicht mal so neu. Das Verhalten der Szenegänger ist zwar wieder was anderes und sehr individuell (in beiden Subkulturen sogar mehr als sehr), doch Stoff zum reflektieren gab und gibt es genug.

Beispiele?
Die Lyrik
Running Wild – Blown to Kingdom come
Die Musik
Running Wild – Blown to Kingdom come

Musik und Lyrik
Project Pitchfork – Endzeit

Bei der Gelegenheit möchte ich darauf hinweisen das ich für Links und deren Ziele keine Haftung übernehme. Die Links dienen rein exemplarischen Charakter und ich verdiene damit keine Kröte. Zugegeben die Lyrik beider Bands hätte ich mit etwas Fleiß auch von den Platten bzw. CDs abtippen können.

Mahatma Gandhi sagte „Sei du selbst die Veränderung die du in der Welt sehen willst.“ Und Michael Jackson sang vom „Man in the Mirror“. Können Beide irren?
Nein, jeder einzelne und die Gesellschaft im ganzen zeigt doch Tag für Tag das dies geschieht. Ob sie sich dessen bewusst sind oder nicht. Es passiert tatsächlich. Zwar stets nur im Rahmen des anscheinend Möglichem. Aber immerhin. Allemal besser als nur daneben stehen und klagen.

Der Fair Trade Kaffee eines anderen Anbieters schmeckt mir übrigens etwas besser. Ich gehe mal davon aus das die Angabe von 100% Fair Trade stimmt. Vom Geschmack her ist er etwas herber. Da kommt das Geld zum Farmer und der Geschmack der harten schweißtreibenden Arbeit zum Käufer.
So, jetzt geh ich mir erst mal `ne Kippenpackung am Automaten ziehen. Mitsamt Filter, der 200 Jahre oder länger braucht zum kompostieren. Sofern er im Gebüsch und nicht im Verwertungskreislaug mit Endstation Müllverbrennung landet.
Ey, Niemand ist perfekt. Aber jeder kann darauf hinarbeiten.

Danke an Sabrina samt WG. Denn ohne die Torten samt Themen und reflektieren über jene wäre dieser Beitrag nicht so wie er ist.