Der tägliche Stoiker vom 18.12.2017
Inspiriert durch das Buch „Der tägliche Stoiker“ von Ryan Holiday und daraus zitiert.
„Sowohl Alexander der Große als auch sein Eseltreiber wurden durch den Tod an den gleichen Ort gebracht – sie wurden entweder in die alles generierende Ratio aufgenommen oder zwischen den Atomen verstreut.“
Marc Aurel, Selbstbetrachtungen, 6.24
‚Der Tod macht uns alle gleich‘ ist ein Satz den es wohl sinngemäß in jeder Kultur zu jeder Zeit gab. Der Tod als endgültige Gerechtigkeit. Das ist die eine, mir bekannte Leseart. Holiday zeigt mit Marc Aurel eine weitere passende Interpretation auf. Unabhängig von Status und Position endet das Leben für Jeden. Jeder ist ist gleich wichtig und unwichtig für den Verlauf der Geschichte.
Mir waren meine Aussagen, wie auch der Anderen bis eben einfach zu allgemein. Man soll sich selbst nicht zu wichtig nehmen? Oder zu unwichtig? Ja, klar…. Und?
Um bei Marc Auel zu bleiben: wie weit wäre Alexander der Große bei seinen Eroberungen gekommen zu Fuß? Ohne Eseltreiber, welche den Proviant für seine Reiter sicherstellten? Eigentlich kam der im Verhältnis wohl größte Eroberer aller Zeiten auch nur soweit wie seine Männer ihn gewährten.
Wie weit wären Cheops und Ramses II gekommen mit ihren Monumenten, wenn sie die Bausteine selber hätten ziehen müßen?
Die einen mögen Pläne haben, andere die Visionen. Ohne Weitere jedoch, welche mitziehen, mitreiten und versorgen; ohne jene Ungenannten der Geschichte wäre das alles nicht möglich gewesen. Nichts weiter als längst vergessene Phantasien und verwehte Sandkastenspielereien.
Das der Makedonier Alexander zum Griechen wird, nicht wegen Bündnissen und Feldzügen in Griechenland, sondern weil diese Griechen, welche sonst jeden Nicht-Griechen als kulturlos -als Barbar- abwerteten, ihn als den Ihren ansahen und annahmen; dies ist vielleicht die schwerste und größte Eroberung. Denn von wie Vielen kann man sonst noch erfahren in den Geschichtsbüchern, welche derartige Anerkennung erfuhren? Möglich das er selbst nicht viel wert darauf legte. Die Geschichtsschreibung hat leider meist ’nur‘ seine territorialen Erfolge und vielleicht noch den gewachsenen Einflußbereich der hellenistischen Kultur im Fokus. Was er aber über die Jahrtausende in den Augen von antiken bis modernen Griechen erreichte in Bezug auf kulturelle Akzeptanz und Respekt seiner Persönlichkeit, das wird nur zu leicht außer acht gelassen.
Menschen der Geschichte, welche als einst als Vorbilder angesehen und auf Sockel gehoben wurden, werden manchmal nur eine Generation später in Frage gestellt. Menschen, deren Name wie Tutenchamuns vergessen werden sollten, überstrahlen Jahrtausende später die Titel ihrer Nachfolger. Zu Tyrannen und irre Brandstifter erklärte wie Nero werden differenzierter gesehen und der Eindimensionalität des Bösen entrissen.
Was für Staatsoberhäupter Geltung hat, trifft auch auf den Menschen von nebenan zu.
Wer mag da ehrlich bewerten wie wichtig der Beitrag eines Jeden für seine Zeit und die Geschichte ist?
Frank, Polyblob