Der tägliche Stoiker vom 8.11.2017
Inspiriert durch das Buch „Der tägliche Stoiker“ von Ryan Holiday und daraus zitiert.
„Denke daran: Du bist ein Schauspieler in einem Stück und spielst eine Rolle nach den Willen des Dramatikers – sei es in einem kurzen Stück oder in einem langen. Wenn du einen Bettler spielen sollst, fülle die Rolle ebenso aus wie die eines Krüppels, eines Herrschers oder die eines ganz gewöhnlichen Menschen. Denn es ist deine Pflicht, den dir zugewiesenen Charakter so gut wie möglich zu spielen. Die Auswahl bleibt anderen vorbehalten.“
Epiktet, Enchiridion, 17
Nein, es geht nicht darum irgendwem irgendwas vorzuspielen. Dank Holidays Beispiel bin ich auch von dieser „Der Mensch denkt, Gott lenkt“-Schiene runter.
Er bringt Marc Aurel als Beispiel. Den Überlieferungen zufolge wollte dieser nicht Imperator werden. Andere aber ebneten ihm den Weg, sie sahen das Potenzial in ihm und er nahm die Aufgabe an. Epiktet war erst Sklave, dann Vertriebener. Er wird weder das eine, noch das andere für sein Leben gewollt haben. Seneca, vom Leben von Geburt an begünstigt, wiederum wurde Philosoph und Senator.
Der Wille des Dramatikers ist das Leben selbst. Das eigene Leben. Oft genug Improvisationstheater kennt niemand alle Regeln des Stückes, noch den Verlauf oder die Anzahl der Akte. Jeder ist wichtig, doch niemand ’spielt‘ eine Rolle; zumindest sollte es so sein. Die Figuren der Aufführung kann nismand mit Gewissheit alle voraussagen, auch nicht wie sie miteinander interagieren. Ein offenes Theaterstück ohne bekanntes Ende. Wenn der Vorhang des einen Aktes fällt, weis niemand ob und wie es im nächsten weitergeht. Sei gut in deinem Charakter, den er ist nicht nur eine Rolle in irgendeinem Theaterstück. Dieser Charakter bist du. Und es ist dein Leben.
Frank, Polyblob