Seit dem Stoiker zur Kraft eines Mantras verfestigt sich in mir etwas, was vielleicht vergleichbar zu einem Mantra ist. Ironischerweise war die Quelle dazu bereits da. Ich wußte nur nicht damit umzugehen. Vor einiger Zeit kaufte ich, wenn ich mich nicht irre in der staatlichen Antikensammlung, eine Postkarte mit einem Motiv im Stil einer antiker Marmorplatte und der Inschrift „Carpe Diem“. Sie hat, und das nun möglicher Weise auch schon seit einem Jahr, einen schönen Platz an der Innenseite der Wohnungstür. Und ab und zu beachtete ich diese Aufmerksamkeitserinnerung sogar vor dem Öffnen der Tür. Doch so richtig zündete die Idee nicht in mir. Erst beginnend mit den Reflektionen über Epiktets morgendliches Ritual und Senecas Tagesrückblick entwickelte sich diese Idee in mir weiter.
„Carpe Diem. Was macht Sinn? Was ist Unsinn?“
Das ist mein Mantra. Zugegen, es hat nicht die Spiritualität eines wahren Mantras. Dazu kommt auch noch das ab und zu ein kleiner Schelm in mir, nach dem mündlichen oder gedanklichem Sprechen der Wörter, hinzufügt: ‚Carpe Noctem‘. Es kratzt aber auch nicht nur an der Oberfläche wie ‚Was wollt ich noch mal?‘, Warum mache ich das?‘ oder ‚Was soll das?‘. Für mich als Nicht-Lateiner, welcher gerade mal das kleine Asterixum hat, ist es auch noch nicht ohne Selbstironie auf lateinisch mich selbst aufzufordern ‚Nutze den Tag‘.
Für mich geht es schon etwas tiefer. Es stellt schon Fragen nach gerechten, maßvollen Entscheidungen und Handlungen; nach Richtig und Falsch. Es passt zu mir. Zu dem Stoiker, der ich bin. Zu meiner Ironie. Dazu, das ich zwar nicht spirituell, jedoch keineswegs materialistisch bin. Ich habe auch so das Gefühl, das dieses spirituelle Mantra eines atheistischen Stoikers sich noch weiter entwickeln wird, an Reife und Tiefe gewinnend für mich.
Da ich inzwischen relativ zügig darin bin Kommentare zu lesen, jedoch noch nicht soweit diese auch in einem passendem zeitlichem Rahmen zu beantworten, möchte ich an dieser Stelle Susi und Rashid danken für ihre Worte und dafür das sie von ihren Mantras erzählten. Das Reflektieren dessen hat mir geholfen zu meinem zu finden.
Frank