Was es kostet Fälschungen zu akzeptieren

Der tägliche Stoiker für den 8.4.2018
Inspiriert durch das Buch „Der tägliche Stoiker“ von Ryan Holiday und daraus zitiert.

„Wenn es um Geld geht, das für uns von großem Belang ist, haben wir eine regelrechte Kunstform kreiert, bei der Geldtester mit verschiedenen Mitteln dessen Wert bestimmen. Ebenso beurteilen wir solche Dinge mit großer Sorgfalt, die uns in die Irre leiten könnten. Aber wenn es um unser eigenes Leitprinzip geht, dann werden wir müde und unkonzentriert, akzeptieren alles, das vor uns aufblitzt, ohne die Kosten zu bedenken.“
Epiktet, Lehrgespräche, 1.20.8; 11

Zu sehr und zu leicht läßt man sich ablenken und beschäftigt sich mit dem Falschen und hängt diesem dann nach.
Wenn ich Nichtsportler Spaß an Sport und Freude am Spiel als Leitprinzip ansehe, dann sollte ich doch eben Freude, oder eben auch Ärger als Zuschauer beim Verlauf eines Fußballspieles haben. Jedoch nicht endlose Tabellen im Kopf durchgehen und überhaupt besser wie der Bundestrainer wissen wie es hätte besser laufen sollen. Bundestrainer soll ja eh ein undankbarer Job sein. Einer der härtesten im Lande. Denn es gibt 80 Millionen andere Bundestrainer, welche dieses oder jenes besser wissen.
Passion ist das eine. Daten fressen, wiederkauen und sich darin austoben etwas anderes. Zumal, was bringt es? Sich im Glanze seines theoretischen Wissen sonnen? „Es hätte besser machen können“ zu meinen? Nichts als falsche Fünfziger, solches Abkommen vom eigentlichen Leitprinzip. Was einem die eigentliche Freude kosten mag.

So im Sporte, wie ist es in der Gesellschaft? Es lässt sich schön an Grundwerten, an Kultur – vielleicht sogar an Leitkultur – polieren, wenn keine Gefahr droht. Doch wie verhält sich der Einzelne wenn ein Teil der Organe sich das Recht zurechtbiegen. Weil von jemanden eventuell Gefahr drohen könnte oder dieser eventuell in Verbrechen verwickelt gewesen sein könnte – ist es tatsächlich in Ordnung wenn dieser in ein Gebiet abgeschoben wird, welches nicht so menschenrechtlich korrekt ist, wie es für eine Abschiebung sein sollte?
Mir behagt es selber nicht wirklich mit Gewaltsympatisanten in einer Gesellschaft zu leben. Dies muß ich allerdings auch bei politischen oder religiösen Radikalen. Oder mit Hools.
Das ausgerechnet anscheinend Afghanen bevorzugt und so einfach ausgewiesen werden, könnte durchaus damit zusammenhängen wie sprichwörtlich überlebenswichtig es für die afghanische Regierung – vielleicht sogar für den ganzen Staat – ist, es sich nicht mit europäischen Mächten wie Deutschland zu verscherzen. Aber von einem sicheren Rückkehrort kann nun beileibe nicht gesprochen werden. Da ja mal Deutschlands Sicherheit auch am Kundus verteidigt wurde, kann da Deutschland sich, meiner Meinung nach, auch nicht ganz unbeteiligt aus der Affäre ziehen.
Es sind zwar unterschiedliche Behörden und Politiker in den genannten Beispielen involviert, symptomatisch für mich ist jedoch wie im einem Fall das Regelwerk der Paragrafen bis zum Bruch gebogen wird und im anderem buchstabengetreu umgesetzt wird. Warum? Um Handlungsfähigkeit zu demonstrieren? Um den trügerischen Glanz von maximalster Sicherheit nachzuhängen? Aber was ist mit all den hehren Werten und Leitprinzipien, welche diese Gesellschaft doch so sehr haben will? Geopfert auf dem Altar der sogenannten Realpolitik?
Oder ist diese Realpolitik das eigentliche Leitprinzip und Werte wie Humanismus, welche ich zum Beispiel meine, eher jene Dinge welche in die Irre führen?
Ich pendle manchmal wirklich zwischen Idealist und Zyniker, abhängig von meiner Sicht der Dinge und der Bewertung dessen was ist.

Vom großen Ganzen zum Einzelnen. Zu mir. Wenn ich mich an Holidays Kommentar zu Epiktets Zitat richtig erinnere, so ging es ihm – wohl geprägt als ehemaliger Investmentbanker – tatsächlich um Gold und Reichtum. Mit einem Blick auf mein Bankkonto sehe ich allerdings wie wenig dies zu dem gehört was mich in die Irre führen kann.
Mich leitet anderes fehl. Zum Beispiel schweife ich nach wie vor ab. Kümmere mich um Dinge wie ein Aufbauspiel und arbeite sie bis ins Detail aus, anstatt mich um mein selbst und meine Leitprinzipien zu kümmern. Auch wenn ich da inzwischen gewissenhafter vorgehe, so haben so manche Werte immer noch nicht den ihnen gebührenden Platz in meinem Leben. Ein Spiel ist was feines, macht Spaß und entspannt. Doch sollte ich über die Spieldauer bestimmen und nicht mwin Spielen über meine Lebenszeit.
Frank, Polyblob

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