Was wir am Ende wissen sollten

Der tägliche Stoiker vom 14.12.2017
Inspiriert durch das Buch „Der tägliche Stoiker“ von Ryan Holiday und daraus zitiert.

„Bald wirst du sterben, doch du bist noch immer nicht ehrlich, noch immer bist du verstört und fürchtest, das äußere Dinge dir Schaden zufügen könnten, noch immer bist du nicht allen gegenüber milde, obwohl du weißt, dass Weisheit und gerechtes Handeln ein und dasselbe sind.“
Marc Aurel, Selbstbetrachtungen, 4.37

Marc Aurel soll viele seiner Selbstbetrachtungen spät im Leben geschrieben haben. Von Krankheit gezeichnet mag man einerseits milde und Altersweise werden, wie auch besonders selbstkritisch und streng seinem Lebenswerk gegenüber werden. Als Nicht-Lateiner nenne ich das jetzt einfach mal Vivezensus.
Noch bin ich ein paar Stufen weit entfernt vom selben Lebensabschnitt wie Marc Aurel als er dies wohl schrieb. Ein Jugendlicher mit unnachgiebigen lodernden Zorn über die Zustände dieser Welt allerdings auch nicht mehr. Und doch, es gibt diese Momente in den die Wut kocht. Auf sich, wie auch auf die jeweilige Umgebung oder über empfundene Unzulänglichkeiten der Gesellschaft, welches derartiges in einem auslöst. Es gibt also interne wie externe Ursachen. Mit Selbstreflexion ist dann erst mal nicht viel. Kommt vor, daß dann mit passender Musik in den Ohren, schnellen Schrittes die Straße entlang gegangen wird und sich dabei nicht so sehr wie sonst gewundert wird welche Reaktionen man hervorruft bei jenen, welche den selben Bürgersteig teilen.
Milde und Weisheit durch gerechtes Handeln, beziehungsweise fühlen und denken, ist dann weit weg. Und seien wir mal ehrlich, in solchen Momenten, welche durchaus auch mal länger dauern können, ist man ebenso entfernt von der Ehrlichkeit. Ich bin dann weder den Menschen und Umständen, welche im inneren Fokus stehen, gegenüber ehrlich, noch mir selbst. Unabhängig ob kochende Wut, grummelnder Ärger, schneidender Frust oder kalte Zynik: abwägen, reflektieren, Ursachenforschung, nachfühlen; all das ist erst mal nicht. Erst langsam kommen solche charakterlichen Gewohnheiten wieder hervor. Meist nachdem ein wenig Zeit und ein wenig Dampf verfliegen konnte. Das Gefühlsleben ändert sich und zusammen mit dem Verstand wird bewußt wie unbewußt nach Antworten auf das Wieso und Warum gesucht.
An manchen Tagen und Nächten gehe ich einen solchen Weg auch aus einer anderen Richtung. Von der Schwere des Missmuts und des Verlorenseins des Verlassenens. Aus dem Fröstelns eines depressiv Fühlenden. Jemand der sich mehr treiben als bewußt einen Weg geht und erst nicht merkt wie sehr er sich im Kreise eines schwarzen Loches dreht.

Danach, wenn diese besonderen Wanderungen durch meine Seele und mein Gefühlsleben beendet sind, sehe ich erneut wie viele Stufen noch zu nehmen sind und erkenne wie weit der Weg noch zu gehen ist. Auch wenn mir die Lebenszeit nicht reicht um jeden dieser Wege abzuschließen, so lohnt sich doch jeder Schritt. Nichts bessert sich von alleine.
Frank, Polyblob

„Begehe die Straße der Verdammnis
Gehe den weiten Weg zurück
Beschreite den Pfad deines Traumes
Such das große Tor zum Glück
Verfolge den Sturz des klaren Wassers
Von Wahrheit war es nie getrübt“
Dorsetshire, Straße der Verdammnis

Comments

  1. Sehr interessant die Beschreibung der beiden Verarbeitungsarten für Gefühle. Einmal WUT und einmal die depressive Stimmung.

    Und am Ende siehst du wie viele Stufen noch zu nehmen sind. Dann hat sich der Nebel gelichtet.

    Genau das ist ja der ganze Prozess. Durch das pure Gefühl durchgehen, um dann die Klarheit zu haben, wenn sich der Nebel verzogen hat. Wen. Die Schleier der Gefühle sich legt.

    Meiner Meinung nach ein gesunder Prozess.

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