Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Der tägliche Stoiker für den 5.4.2018
Inspiriert durch das Buch „Der tägliche Stoiker“ von Ryan Holiday und daraus zitiert.

„Lass dich nicht von der Kraft des ersten Eindruckes hinreißen. Sage dir: Warte mal, lass mich sehen, wer du bist und woher du kommst. Lass mich dich auf die Probe stellen…“
Epiktet, Lehrgespräche, 2.18.24

Intuition, das Bauchgefühl, instinktives Pro oder Contra – dies ist mit Vorsicht zu geniessen. Beruht es doch auf vergangenen Erfahrungen, welche man selber machte oder einem beigebracht wurde. An sich nichts schlechtes, in Gefahrensituationen sogar gesundheits- oder gar lebensrettend, kann dies auch zu Fehlurteilen führen. Besonders in der Begegnung mit noch unbekannten Menschen. Man sieht jemanden Neues, sein Äußeres spricht einen an. Doch egal ob positiv oder negativ – man weis nichts über diese Person. Wie sie denkt, fühlt und handelt. All dies zeigt sich erst noch. Sofern man es dazu kommen läßt.
Kleider machen Leute, heist es. Doch den Kleidern Bedeutung geben, machen Leute.
Frank, Polyblob
 

Lass dir das nicht zu Kopf steigen

Der tägliche Stoiker für den 4.4.2018
Inspiriert durch das Buch „Der tägliche Stoiker“ von Ryan Holiday und daraus zitiert.

„Achte darauf, dass man dich nicht zum ‚Kaiser‘ macht, vermeide imperialen Makel. Das Kann auch dir passieren. Bleibe ein einfacher, guter, ehrlicher, frommer, und schlichter Mensch, ein Freund von Gerechtigkeit, gottesfürchtig, gütig, liebevoll und ernsthaft in der dir angemessenen Arbeit. Kämpfe darum, der Mensch zu bleiben, den die Philosophie in dir vorsieht. Fürchte die Götter und kümmere dich um deine Mitmenschen. Das Leben ist kurz, und die Früchte des Lebens sind ein guter Charakter und deine Taten für das Gemeinwohl.“
Marc Aurel, Selbstbetrachtungen, 6.30

Gleichberechtigung gehört zur Gerechtigkeit. Beides sind auch heutzutage hochaktuelle Themen. Im alltäglichen Leben geht es mitunter um kleine Abstufungen und nicht unbedingt um diese großen Themen und gesellschaftlichen Debatten. Sich selbst erhöhen, ein wenig zum Kaiser oder auch von anderen dazu machen lassen, dies geht schneller als man meint. Es reichen nur die kurzen Gefühle und Gedanken über den Depp da, vor einem auf der Straße, am Gehweg oder sonst wo. Wie unangemessen er sich benimmt. Oder diese Alkis. Die Penner dort, die Jugendlichen hier. Und wieviel besser man doch selber ist in seiner Verhaltensweise. Hat man sich da nicht schon selbst ein wenig erhöht über den Anderen? Und wer hat das noch nicht auch schon getan? Ich erwisch mich selber immer wieder mal dabei. Seltener zwar wie früher. Aber es kommt ehrlich gesagt schon noch vor ab und zu. Natürlich hat jeder seine Toleranzgrenzen. Natürlich geht manches gar nicht. Es ist nicht das es einen stört. Sondern wie.
Oder die Ungeduld bei neuen Mitarbeitern. Als wenn ich bei meinem Anfang nicht auch so meine Probleme gehabt hätte. Und in Bereichen, in denen ich weniger gewand bin, nicht immer noch hätte. Manche tun sich leichter, Andere schwerer. Aber woher sollte ich mir das Recht erdreisten mich für besser im Sinne von höher stehender – also „was besseres“ – zu halten? Das bin ich nicht und dieses Unrecht nehme ich mir auch nicht heraus.
Zum ‚Kaiser‘ machen lassen? Das ist etwas was mir wohl nicht so schnell passieren dürfte. Bin ich mir selbst doch nach wie vor mein schärfster Kritiker.
Den Mitmenschen auf gleicher Augenhöhe begegnen bedeutet eben Ihn weder zu erhöhen noch herabzusetzten. Und es bedeutet ebenfalls dies nicht mit sich selbst geschehen zu lassen.
Frank, Polyblob

Selbsttäuschung und Zwiespalt

Der tägliche Stoiker für den 3.4.2018
Inspiriert durch das Buch „Der tägliche Stoiker“ von Ryan Holiday und daraus zitiert.

„Die Umstände sind es, die uns täuschen. Du musst ihnen mit Scharfsinn begegnen. Das Böse ist verlockender als das Gute. Wir sehnen uns nach dem Gegenteil dessen, was wir einmal gewünscht haben. Unsere Gebete stehen mit unseren Gebeten so auf Kriegsführung wie unsere Pläne mit unseren Plänen.“
Seneca, Moralische Briefe, 45.6

„…und führe uns nicht in Versuchung…“
Um aus einem Gebet zu zitieren. Nur hat es in diesem Fall den falschen Adressat. Denn dies sollte man sich selbst sagen. Besser noch: verinnerlichen. Sich selber nicht ablenken und selber täuschen.
Ich plane eine Veränderung? Gut. Ich habe dafür einen Schritt in diesem Plan zu erledigen? Fein. Ich meine, ich bräuchte Zeit um abzuschalten von der Arbeitswoche? Eigentlich nicht wirklich, wenn mir dieser Plan so wichtig wäre. Nicht wahr? Andererseits ein wenig regenerieren hilft zu fokussieren. Oder warum zögere ich es ohne zu wollen bis in die späten Stunden hinaus? Also habe ich etwas andere Pläne den Spätnachmittag über. Mache dieses und jenes. Doch den eigentlichen, den wichtigen Plan verfolge ich erstmal nicht. Nun, dies muß wohl kaum unbedingt an einem Freitag auf den Weg gebracht werden. Doch sollte ich mir damit nicht allzu viel Zeit lassen.
Und was ist an einem anderen Tag mit einem anderen Plan? Wenn der Zeitraum nicht so großzügig gesteckt ist? Woher will ich Konzentration, Reaktion und Aktion nehmen, wenn ich sie nicht zuvor geübt und verinnerlicht habe?
„Führe mich selbst nicht Versuchung.“
Es geht beileibe nicht immer um diese vermeintlich süßen Versuchungen, welche den eigenen Weg kreuzen können. Versucht sein kann man auch, wenn man lieber etwas scheinbar leichteres machen will, mit weniger nachdenken. Oder zuvor noch versucht es sein zu lassen und lieber im bekannten und gar nicht mal schlechtem Trott bleiben, weil man erkennt das einem nominell die Qualifikation fehlt, man sich daraufhin zu kritisch sieht und zweifelnd es fast sein läßt. Dabei ist es doch so, selbst wenn man nüchtern betrachtet den Anforderungen auf dem Papier nicht genügen mag, man aber praktisch die Fähigkeiten hat, so kann man doch nie alle möglichen Entwicklungen eines Planes überblicken und bedenken.
Die Zeit ist nur dann verloren wenn man sie nicht zu gebrauchen wußte. Passt man auf sich selbst nicht auf, können die schönsten Träume im Stundenglas versunken sein ohne je das Licht der Realität erblickt zu haben und die Chance zu kriegen dieser hart strahlenden Sonne standzuhalten.
Frank, Polyblob

„…
Dein Leben dreht sich nur im Kreis
So voll von weggeworfener Zeit
Deine Träume schiebst du endlos vor dir her
Du willst noch leben irgendwann
Doch wenn nicht heute wann denn dann?
Denn irgendwann ist auch ein Traum zu lange her“
Wolfsheim, Kein Zurück

Gib acht, worauf du dich einlässt

Der tägliche Stoiker für den 2.4.2018
Inspiriert durch das Buch „Der tägliche Stoiker“ von Ryan Holiday und daraus zitiert.

„Drama, Krieg, Terror, Gefühllosigkeit und Unterwürfigkeit ruinieren täglich deine heiligen Prinzipien, wenn du sie nicht mit deinem Verstand hinterfragst, sondern dich einfach auf all das einlässt.“
Marc Aurel, Selbstbetrachtungen, 10.9

 Krise. Ständig ist Krise in den Medien. Selbst vor den seriösen macht sowas nicht halt. Die Formulierungen dort zu durchschauen und abwägen mit dem was ist und wie schlimm das nun tatsächlich ist – dies geht noch recht einfach bei wachen, klaren Verstand. Schwieriger ist es dann schon im persönlichen Umfeld, wie zum Beispiel in der Arbeit beim Griff in die Leckerlidose. Nur weil ein Kollege besonders gerne nascht (wegen ihm wird wohl mal Insulin mit Schokogeschmack erfunden), bedeutet dies noch lange nicht das ich ebenso oft oder überhaupt zugreife. Für jene, die wissen was sich gehört, ist es natürlich, dass sie ebenfalls mal was mitbringen. Ist ja praktisch Ehrensache. Das dieser Kollege als Hauptkonsument auch am häufigsten die Süßigkeiten hinstellt, ebenso. Da geht es zwar eher um die kleinen süßen Versuchungen, doch ebenso aufpassen sollte man bei anderen Einwirkungen. So wie man unbewußt durch sein eigenes Verhalten Menschen in seiner Umgebung beeinflußen kann, so kann dies auch mit einem selbst geschehen. In manchen Fällen mag das nach dem ‚machen doch alle so‘-Prinzip geschehen. Fast ohne das man es bemerkt, adaptiert man Verhaltensweisen andere, wo man selber doch eigentlich prinzipienfester und disziplinierter ist. Oder man regt sich in einer Gruppe über ein Thema mit auf, von dem man selbst ebenfalls nicht so recht einen Überblick hat. Nenn ich jetzt kurz entschlossen mal das ‚mit Anderen Meinungen haben‘-Verhalten. Ähnliches lässt sich auch auf der emotionalen Ebene erkennen. Von der Hektik kann sich ein jeder anstecken lassen. Unterwegs. In der Arbeit.
Ehe man sich versieht, ist man nicht mehr bei sich selbst. Bei den eigenen Überzeugungen, Prinizpien und Verhaltensweisen.
Frank, Polyblob

Die Farbe deiner Gedanken

Da ich kalendarisch gesehen mit dem Buch hoffnungslos zurückliege, dies aber weit mehr als Kalendersprüche sind, so wahrhaftig jene auch sein können, ändere ich die Einleitung etwas passender ab.
Der tägliche Stoiker für den 1.4.2018
Inspiriert durch das Buch „Der tägliche Stoiker“ von Ryan Holiday und daraus zitiert.

„Dein Verstand formt sich je nachdem, was deine Gedanken regelmäßig beschäftigt. Die menschliche Seele färbt sich nach diesen Vorstellungen.“
Marc Aurel, Selbstbetrachtungen, 5.16

‚Paint it, Black‘ war mein erster Gedanke beim lesen der Überschrift. Was bin ich doch heute wieder für ein Schelm.
Aber Scherz beiseite: Wer schon einmal in einer tiefen Krise gesteckt hat, weis leider nur zu gut wie sich Gedanken und Gefühle im Negativem, im Schlechtem, drehten. Alles führt nur dazu wie es schlimmer werden kann. Nein: wie es schlimmer werden muß. Man erkennt nicht mehr die positiven Zeichen, ignoriert sie und läuft daran vorbei.
Wenn man nun dauerhaft auf solche Weise denkt und empfindet, vielleicht – oder viel mehr überlebensstatistisch gesehen sehr wahrscheinlich – nicht so hart und tief im Schlechtem verhaftet, doch immer negativ, wie sehr verkrüppelt man sich selbst dadurch und beraubt sich seiner Lebensqualität und -Freude; seinen Möglichkeiten? Es ist schon schwierig genug eine ungesunde Körperhaltung zu korrigieren um wenigstens die gesundheitlichen Folgen nicht schlimmer werden zu lassen. Wie hart mag es dann sein eine ungesunde seelische Haltung zu ändern?
Ich bin nun wirklich der Letzte, der behaupten würde: „Denke positiv und alles wird supi-dupi!“ Allerdings: einen guten Realitätssinn kann auch die Seele gebrauchen.
Frank, Polyblob

Du bist das Produkt deiner Ausbildung

Da ich kalendarisch gesehen mit dem Buch hoffnungslos zurückliege, dies aber weit mehr als Kalendersprüche sind, so wahrhaftig jene auch sein können, ändere ich die Einleitung etwas passender ab.
Der tägliche Stoiker für den 31.3.2018
Inspiriert durch das Buch „Der tägliche Stoiker“ von Ryan Holiday und daraus zitiert.

„Unmöglichem hinterherzujagen ist Wahnsinn. Aber der einfältige Mensch ist nicht imstande, etwas anderes zu tun.“
Marc Aurel, Selbstbetrachtungen, 5.17

Man lernt nie aus. Ob etwas tatsächlich erreichbar ist nach dem Motto „realisiere den Traum“ oder eher in die Kategorie „Träume sind Schäume“ fällt, ist zum Beispiel stets auf das neue eine Frage des Urteilsvermögens. Holiday bringt das, meinem Empfinden nach, schöne Beispiel eines Hundes der Autos jagt. Weil es ihm gestattet wurde. Ich finde, es dürfte auch daran liegen, dass der Hund in seinem Leben nicht mitbekommt, das Autojagen nicht nur ein wenig dümmlich ist – weil sein Ziel nie nicht erreichbar ist -, sondern auch noch eventuell etwas gefährlich und schmerzhaft sein kann.
Vielleicht denke ich ja zu sehr darüber nach ob und wie unter welchen Umständen meine Ziele erreichbar sind.
Durch hinfallen und wieder aufstehen lernt man. Doch man muß nicht mit Absicht gegen einen Baum rennen, nur weil man meint man kann durch den Stamm sprinten und ‚irgendwas‘ in einem sagt einem: „Das geht schon! Oder beim nächsten Baum!“
Und um Holiday in meinen Worten wiedergeben: was ich lernte, mein Wissen, meine Fähigkeiten, meine Handlungsweisen sollte ich stets einsetzten um mich so zu verhalten um nicht mehr das Unmöglich zu wollen. Sowie das Mögliche vom Unmöglichen zu trennen.
Frank, Polyblob

Alles folgt einem Leitprinzip

Da ich kalendarisch gesehen mit dem Buch hoffnungslos zurückliege, dies aber weit mehr als Kalendersprüche sind, so wahrhaftig jene auch sein können, ändere ich die Einleitung etwas passender ab.
Der tägliche Stoiker für den 30.3.2018
Inspiriert durch das Buch „Der tägliche Stoiker“ von Ryan Holiday und daraus zitiert.

„Greife stets auf dein eigenes Leitprinzip zurück, auf das des Universums und deines Nachbarn. Dein eigenes wird dir helfen, gerecht zu werden, das des Universums wird dir helfen zu erkennen, wohin du gehörst, und das deines Nachbarn zeigt dir, ob er töricht oder klug ist – und du wirst erkennen, das sein Leitprinzip deinem gleicht.“
Marc Aurel, Selbstbetrachtungen, 9.22

Universum ist so ein großer allumfassender Begriff. Was ja logischerweise in der Natur des Wortes ‚Universum‘ liegt. Wenn ich dieses Allumfassende aber aufteile auf den Bereich meiner direkten Umgebung, so erkenne ich das mein Leitprinzip und jenes meiner Verwandten, meiner Freunde und meiner Nachbarn sich gleichen. Also zumindest ähneln. Im Grundprinzip vergleichbar, gibt es natürlich stets persönliche Differenzen, eigene Auslegungen und begangene Wege.
Schwieriger ist es mit meiner Arbeit. Sie ist sinnvoll, macht Spaß; auch hier gibt es Übereinstimmungen in den Leitprinzipien der verschiedenen Persönlichkeiten. Doch spüre ich immer mehr das mir dies nicht mehr genügt auf Dauer. Ich würde gern auch hauptberuflich im sozialen Netz mitarbeiten, Selber es mit knüpfen. Die Vorstellungskraft ist gut und schön, die Realität meist jedoch anders. Und schließlich ist meine jetzige Anstellung ja nicht verkehrt. Sie erscheint nur nicht mehr so passend. Was eine weit größere Hemmschwelle für einen Wechsel ist als eine „So ein Scheißjob“-Einstellung.
Die Frage ist nicht ob es so große Unterschiede in den Leitprinzipien meiner ‚Universumswabe‘, sondern wo es größere Übereinstimmungen gibt.
Frank, Polyblob

Was mich antreibt

Was mich antreibt?
Nun, Diesel isses eher nisch
Da muß schon für mich
Was höheres sein wie Oktan
Etwas was sein kann
Vielleicht auch schon war
Was besseres wie Jetzt
Mehr vom Gut, weniger Schlecht

Was mich antreibt…
Nicht nur von der Freude am Leben
Von Emotionen, hohen wie tiefen
Von kaum stillbaren Wissensdurst
und sehnsüchtig Liebe zur Weisheit
Wird mein Tank gefüllt

Eigentlich war es nur ein weiterer kleiner Schritt
vom fühlen wie denken, nun zum handeln.
Nicht nur im engsten Umkreis oder bei Anderen,
welche einem begegnen im Leben einmal.
Sondern auch aktiv und organisiert im Ehrenamt.
Würde, Respekt, Liebe, muten vielleicht seltsam an im Kombinat
mit Treue, Stolz, Ehre – als Begriffe zu oft benutzt im Radikal
Doch spielt dies alles mit hinein
Nicht einfach „nur“ sozial sein
Sondern Menschen helfen mit erhobenen Hauptes auf ihren Weg zu wandern
Ob an des Lebens Anfang, der Mitte oder dem Ende entgegen.

Seltsam nur das Jene besonders gern schimpfen
übers Schlechte der Gesellschaft,
welche am wenigsten dagegen angeh’n.
Stehe selber noch am Anfang, doch bin ich sicher
werde bei Ehrenamtlichen von links nach rechts politisch
alles vorfinden, nur nicht dies verächtlich
herabwürdigend geringschätzende Negation
des Menschen Menschlichkeit.

Ich kann dies kaum noch hören, sehen oder lesen
So ist auch dies ein Antrieb vom Prinzip
wie bei gleichen Polen der Magnetik
Das Schlechte stößt mich ab beim Guten
Einfach ist’s hässlich reden
Schnell ist schlechtes getan
Geht doch lieber Gutes tun

So schließ ich dies Behelfsgedicht
mit gewandelten Dialogauschnitt
aus einem mir besonderem Film.
„Siehst du, auf dieser Welt gibt es zwei Kategorien von Menschen
Die Einen reden dümmlich – Die Anderen handeln ehrlich“
Was macht Ihr?

Warum willst du diese Leute wieder beeindrucken?

Da ich kalendarisch gesehen mit dem Buch hoffnungslos zurückliege, dies aber weit mehr als Kalendersprüche sind, so wahrhaftig jene auch sein können, ändere ich die Einleitung etwas passender ab.
Der tägliche Stoiker für den 29.3.2018
Inspiriert durch das Buch „Der tägliche Stoiker“ von Ryan Holiday und daraus zitiert.

„Solltest du jemals deinen Willen auf etwas richten, das nicht in deiner Macht steht, um jemand anderen zu beeindrucken, dann sei versichert, dass du damit den Sinn deines Lebens zunichtemachst. Sei also zufrieden damit, in allem, was du tust, ein Philosoph zu sein, und wenn du auch als ein solcher angesehen werden möchtest, dann beweise erst dir selbst, dass du einer bist, und du wirst erfolgreich.“
Epiktet, Enchiridion, 23

Sogenannte Poser, Blender, welche vorgeben etwas zu können oder zu wissen, wozu sie aber eben nicht fähig sind – diesen Menschen begegnet man immer wieder im Leben. Will ich diese Art zu sein tatsächlich auch für mich annehmen? Nein. So bin ich nicht und so werde ich nicht sein. Andere und sich selbst täuschen – das widerspräche auch einem Kernelement der Philosophie= Wahrhaftig sein zu sich selbst und dadurch auch zu anderen. Wer nach Weisheit strebt, der will auch Echtheit.
Ich finde es betrifft auch die Darstellung dessen was man kann gegenüber anderen. Den Menschen fällt es nur zu leicht sein Können übertreibend darzustellen. Was man alles schon geleistet hat und vor allem wie man es kann. Manchmal ist es nur ein feiner Unterschied in der Formulierung ob man zu sich und seinen Fähigkeiten, Leistungen und Erfahrungen steht oder ob man sich damit zur Egopflege hervorheben will. Etwas darstellen oder etwas inszenieren. Um es so auf den Punkt zu bringen.
Frank, Polyblob

Das 27. WGT in Leipzig vom 18.5. bis 21.5.2018

 

 

Lichtblitze erhellten für Sekundenbruchteile die sternenlose Nacht, es donnerte wie bei pfeilschnellen gigantischen Pferdeherden, welche übers Firmament galoppieren und Wasser viel vom Himmel als wenn Walküren und Nornen gemeinsam das Irdische beweinen und reinwaschen wollten. Dazu erklang die Musik von Wardruna. So war die Nacht unserer Rückkehr vom diesjährigen Wave-Gotik-Treffen.
Das Projekt könnte noch am ehesten mit Ambient Pagan umschrieben werden. Beschreiben läßt es sich kaum. Gewidmet den alten nordischen Runen entfaltet jedes Lied seine eigene Magie. Gern von Klängen und Rhythmus nachgebauter alter Instrumente sowie dem Gesang in den Bann gezogen, geht diese Musik tief. Berührt einen auf einer unbewußten Ebene. Das manche in Trance tanzten während andere dabei meditierten und viele versunken lauschten, das wunderte mich nicht im geringsten. Alleine schon weil es uns auch so ging.

Doch angefangen hatte das Treffen für uns am Donnerstag in geselliger Runde zum Abendessen. Am Freitag ging es dann ins Stadtbad. Eigentlich wegen dem Headliner des Abends Ash Code hin, kamen wir schon rechtzeitig zu Guerre Froide. Die Gruppe mit der französischen Beschreibung für den kalten Krieg dem Cold Wave zuzuordnen, liegt ja praktisch in der Luft. Beziehungsweise in diesem Fall im Ohr. Mit in ihrer Muttersprache gesungenen Lieder gewannen die Genreveteranen im Laufe ihres Auftritts an Fahrt. Dumm für mich, weil französisch sprachlich nicht so meine Stärke ist. Also praktisch gesehen gar nicht. Trotzdem kam eine kühle, einsame Atmosphäre rüber. Das der Band der Auftritt gefiel, sie selber dem Publikum ebenso, und die Gruppe zwischen den Liedern sehr ehrlich ihre Freude zeigte, tat dem ganzen keinem Abbruch. Da war das Hängen des Laptop-Players beim Abspielen der Videos samt Samples gleich am Anfang nur ein kurzes amüsantes Hindernis – irgendjemand aus dem Publikum rief auch glatt „Space-Taste!“. Gesang, E-Gitarre und E-Bass waren umso echter den gesamten Auftritt über. Seit Anfang der Achtziger und nun seit ein paar Jahren wieder aktiv, merkte man den 3 Veteranen wie auch der Sängerin auch Routine und Professionalität an. Für mich war die Band eine Neuentdeckung, die ich mir gerne wieder gebe.
Nur kurz raus zum frische Luft holen, mussten wir feststellen das in den Vorräumen es voll wurde und draußen am Eingang die Leute schon Schlange standen um noch Boy Harscher und Ash Code zu erleben. Cold Wave bzw. Post-Punk scheint wieder im kommen zu seien. Weshalb zwar das Stadtbad zwar ein sehr schöner und atmosphärischer Auftrittsort ist, aber leider zu klein für diesen Andrang. Verzichtend auf ein Presssackgefühl irgendwo hinten links sind wir dann zur Agra und dort ein wenig über den Markt geschlendert.

Am Samstag Nachmittag ging es dann zum Vortrag von Lydia Benecke über „Ungesunde Beziehungen – Die Schöne und Das Biest, Twilight, Shades of Grey und Co.“ im Vereinshaus des VEID, des Bundesverband Verwaister Eltern und trauernder Kinder in Deutschland e.V., was dann promt vor das Haus verlegt werden konnte aufgrund des großen Andrangs und sonnigen Sommerwetter. Das ich den VEID nun schon zum zweiten Mal ein wenig übervoll erlebe, liegt aber auch daran, das Luci van Org parallel zum und in Abstimmung mit dem WGT ein kleines Mini-Festival zur Unterstützung dieses gemeinnützigen organisiert. Sämtliche Künstler die hier auftreten tun dies unendgeldlich.  Beneckes Vortrag Märchen, egal ob von Disney oder über Fan-Fiction entstanden, von der psychologischen Seite zu betrachten – also wie sie auch selber sagte ‚durch ihre Brille‘ – war zwar durchaus amüsant, dies aber mit bekannten und weniger bekannten Fällen zu vermischen; ich weis nicht: das war nicht so ganz mein Geschmack. Immerhin war der Vortrag eher auf eine locker-leichte populär-wissenschaftliche Weise geführt und entsprechend unterhaltsam. Technisch gesehen gut improvisiert mit Kabel für Laptop und Leinwand, ist ihre Stimme allerdings das laute Sprechen nicht gewöhnt, so das sie nur im näherem Umkreis akustisch zu verstehen war.
Wir kamen danach gerade noch rechtzeitig zur Führung durch die Sammlung des Ägyptischen Museums – Georg Steindorff – der Universität Leipzig zum Thema „Leben in Diesseits und im Jenseits im alten Ägypten“. Ebenfalls auf eine lockere Art und Weise wurde über den in seiner Vorstellungskraft eher pragmatischen Totenkult referiert. Die gelegentlichen Seitenhiebe auf die heutige Tagespolitik fand ich jetzt zwar nicht so amüsant, umso interessanter war hingegen zu erfahren das Frauen im alten Ägypten bereits rechtsfähig waren und eine eventuell gegebene Vormachtstellung in der Familie über die Paarstatuen für die Ewigkeit festhalten konnten. Soweit ich weis, war das im alten Griechenland nicht so. Überhaupt sollte es in Europa viel zu lange dauern bis das Pendel der Gleichberechtigung sich dem Ausgleich nähern sollte. Die Sammlung selber ist auch ohne Führung einen Blick wert und somit das bereits das zweite Museum in Leipzig das ich gerne wieder besuche.
Wardruna spielten als Mitternachtsspezial nach dem eigentlichen Headliner Frontline Assembly, für den wir zur Agra fuhren. Die Kanadier spielten ein Best-of-Set mit lauter Klassikern und Mindphaser als Abschluß. Auch wenn mir klar ist das Front Line Assembly zum EBM-Kanon mitgehören, so sind sie für mich doch etwas mehr in der Electro/Industrial Ecke angesiedelt. Wodurch ich dann ein wenig überrascht war mit der Heftigkeit der Moshpit vor der Bühne. Leider gab es weder Zugaben, noch Merchandise, geschweige denn was Neues. Möglich das die so empfundene Auftragsarbeit von Front  Line Assembly auch am Tod des langjährigen Bandmitglieds Jeremy Inkel lag, welcher dieses Jahr verstarb und dem die Gruppe ein Lied widmeten. Unter solchen Umständen ist man nicht unbedingt zu besonderer Spielfreude aufgelegt.

Sonntags ging es erneut im Stadtbad in der EBM-Schiene weiter. Die letzten beiden Lieder von Spark! bekamen wir noch mit. EBM mit Humor und mit guter Laune dargebracht, klangen sie recht gut. Wobei wir zu diesem Zeitpunkt nur noch am Rande beim Eingang Platz fanden, denn anschließend kam Sturm Cafe. Ihre deutschen Texte waren zwar besser verständlich als französisch, allerdings ist das live ja auch immer so eine Sache. Zumindest kamen sie erfrischend ironisch rüber, zumal der Sound typische Nitzer Epp/DAF-Schnittmenge ist. Nicht schlecht, aber für mich nicht interessant oder auch nur antreibend genug um weiter vor zuschlängeln, in den Bereich hinein wo der (EBM)Punk abging. Besser gefielen sie mir wenn die Songstrukturen eigenständiger klangen.Schade nur das die „EBM Old School“-Fraktion so auf eben diesen Nitzer Epp-DAF Sound geeicht ist und nach Sturm Cafe den Veranstaltungsort wechselte. Denn Vomito Negro waren vielleicht nicht auf diese Art offensichtlich aggressiv, aber um Klassen düsterer und nicht im geringsten zahmer. Zusammen mit den Videos und Graphiken war da ein audiovisuelles Gesamtkunstwerk zu erleben. Naja, wenigsten war durch den Abgang der Pogophilen vorne mehr Platz um es zu erleben. Belgier können es halt dunkler.
Dänen ebenso.  Claus Larsen brachte anschließend ebenfalls ein Best of KLUTÆ und streute am Ende auch ein wenig Leæther Strip ein. Für eine gepflegte Moshpit war leider zu wenig Publikum da und fürs pogen kam auch nicht richtig Schwung auf. War fast leider genug Platz zum ungestörten Tanzen da und niemand  wollte mit dem Schubsetanz anfangen, beziehungsweise so ein Gothic-Jesus ging dazwischen als in einer Clique eine Rangelei mit Schwitzkasten anfing. Das die Beiden sich anschließend noch umarmten und gestikulierend zeigten das dies alles nur Spaß sei, hat den Samariter in Schwarz nicht davon abgehalten seinen Tanz in  der Mitte der Fläche fortzuführen. Gothic-Jesus mag ja abwertend klingen. Der Kerl hat allerdings tatsächlich einen Bart und schulterlanges Haar gehabt wie man es von diversen Darstellungen des Heilands kennt. Auch klamottentechnisch gab es eine gewisse Ähnlichkeit. Nur in Schwarz halt. Insgesamt war es jedoch – und auch mit, oder gerade wegen, E-Goth-Jesus – ein rundum gelungener Konzertabend, denn es muß nicht immer Kaviar sein. Und erst recht nicht Moshpit.

In das Museum der bildenden Künste ging es dann am Montag tagsüber. Diesmal zog uns allerdings ausschließlich die erste Etage in den Bann, beginnend mit der Beethoven Skulptur von Max Klinger. Für das gesamte Museum bräuchte es mehr als ein paar Stunden, eher Tage. Denn Pausen um die Eindrücke zu verarbeiten sind schon von Nöten. Die temporäre Ausstellung mit moderner Kunst lag uns weniger. Nichts gegen diese Art der Kunst, doch die ausgestellten Stücke von Künstlern, deren Namen ich nicht mal lesen wollte, sprach uns null an. Welchen Sinn hat den Kunst wenn man diese studiert haben müßte – am besten noch promoviert – um sie auch nur ansatzweise verstehen zu können. Die groben Farbschemata und geometrischen  Formen wirkten nicht einmal auf einer unbewussten emotionalen Ebene. Oder anders gesagt: es lies uns kalt und war uns egal. Wir verweilten also auch nur kurz darin, bevor wir weiterzogen.

Das keine Zeit für die anderen Etagen war, lag ehrlich gesagt daran, daß wir am Nachmittag noch zum heidnischen Dorf raus wollten. Wenn beim WGT schon auf so angenehme Weise Sommer ist, dann sollte auch dies erlebt werden. Einfach unter freien Himmel im Freundeskreis ein wenig schlendern und die Atmosphäre genießen; im Hintergrund die Musik der auftretenden Bands. Das hat schon was. Diese gewissermaßen herrlich normale – also halt anders normal, weil wir sind ja beim Wave Gotik Treffen – Atmosphäre kann einen dann eine Szene wie die folgende erleben lassen, wobei vielleicht liegt es ja auch daran das dies heidnische Dorf wohl die familienfreundlichte Lokalität des Festivals ist. Jedenfalls saßen wir gemütlich beisammen, tranken Tee, knabberten ein paar Süßigkeitkeiten, da bekamen wir eine Unterhaltung ein kurzes Stück entfernt zwischen Vater und geschätzt fünfjähriger Tochter mit. Die Kleine war quengelig und weinte auch ein wenig. Er, vom Gewand her dezenter Wikingereinschlag – allerdings ohne Hörnerhelm – und mit Bierkrug in einer Hand:“…aber versteh doch. Ich kann dich heute nicht mehr zu deinem Bruder fahrn. Morgen!“ Woraufhin sie beleidigt vorwärtsstampfte. Allerdings nicht ohne sich nach den ersten Schritten noch mal unzuschauen ob sie noch seine Aufmerksamtkeit hat. Mir schien, jenes junge Fräulein ist nicht nur kleidungstechnisch ein wenig Hofdame. Papa ließ sie ziehen ohne sie aus den Augen zu verlieren und keine zehn Meter weiter blieb sie auch schon stehen und schaute sich um was es da so alles gab. Es hätte mich auch nicht gewundert wenn sie eine viertel Stunde später wieder ihren Spaß gehabt und vor Lachen die Tränen längst vergessen hätte.
Man kann einfach nicht früh genug anfangen zu lernen, wie man seine Freude hat, obwohl man ja eigentlich was anderes vorhatte. Das Schönste aus dem machen was ist – nicht dem nachhängen was hätte sein können.
In gewisser Weise ging es uns nicht ganz unähnlich. Nur komplett ohne Tränen. Wir hatten ursprünglich vor, uns für die persönlich jeweils favorisierten Headliner den letzten Konzertabend vor unterschiedlichen Bühnen zu beenden und uns dann in der Moritzbastei wieder zu treffen.
Doch die Gemeinschaft hier war für uns schöner wie der eigentliche Wunsch eine der ursprünglichen Favoriten nun unbedingt woanders sehen zu wollen.

Im Gegensatz zum stürmischen Gewitter in München war das Pfingstwetter im Leipzig angenehm sommerlich. Auf ebenso andere feierliche Weise war Feuerschwanz als Abschluß des diesjährigen Wave-Gotik-Treffens die zweite Pfingstüberraschung nach Wardruna. Wenn eine Folk-Punk/Metal Formation bei der es hauptsächlich ums Trinken und Feiern geht, gelinkt Nichtrinker und Nüchterne ebenso zu begeistern wie die hackedichten Gesellen um uns herum, dann ist das schon was ganz besonderes. Vom Auftreten und der Lyrik her sehr selbstironisch, werden auch ernstere Themen leicht mit einem Hauch Sarkasmus besungen. Der Musikantentrupp hatte seine Freude ebenso wie das Publikum, sodass es selbstverständlich noch Zugaben gab, fast bis zum Bühnenabbau. Sozusagen.
Ausserdem habe ich noch Feuerschwanz ein neues Motto zu verdanken. „Schubsetanz ist Rittersport“. Wenn das nur der Goth-Jesses wüßte.

Am Dienstag sind wir noch zum Panometer aufgebrochen. Derzeit im 360°-Panoptikum des ehemaligen Gasometers ist die Bildinstalliation der versunken Titanic zu bestaunen. Mit fließender Musik und Licht unterlegt ist auch dieses Motiv, ebenso wie letztes Jahr das Great Barrier Riff, verführerisch dazu ausgelegt darin zu versinken, Details und Impressionen aufzuspüren. Zugegeben ist da jetzt ein kleines Wortspiel von mir mitgetaucht, doch passender und prägnanter kann ich es kaum beschreiben. Zusammen mit der sehr kompetenten Führung durch die kleine aber feine Ausstellung, bei der es beileibe nicht nur um die Titanic, sondern viel mehr um das damalige Lebensgefühl des ‚Dank Technik ist alles möglich‘-Empfindens ging, ein rundum fließender Freizeittip. Die Wortspiele kann ich manchmal einfach nicht lassen.
Der Besuch des Leipziger Zoos muß leider noch ein wenig warten. Dafür waren wir am Mittwoch dann doch etwas zu spät unterwegs, genossen allerdings die schönen Seiten Leipzigs am letzten Urlaubstag in aller Ruhe und total entspannt.
 

So kommt es auch das es diesmal nur zwei Fotos gibt. Die Holzkuppel des Panometers mit Blick gen Himmel als Einleitung und ein Ausschnitt aus einem Bild von Max Klinger als Abschluß. Kulturell wertvoll und menschlich gehaltvoll war der ganze Besuch des WGTs samt Leipzig erneut.

 

↓Ein paar Links, rein zu Informationszwecken↓
Weder halte ich irgendwelche Rechte von, noch verdiene ich irgendwas an den Inhalten oder habe gar die Kontrolle über diese.

Wardruna – Raido
Guerre Froide – Zero
Bundesverband Verwaiste Eltern und trauernder Geschwister in Deutschland e.V.

Lydia Benecke im Interview zum Thema „menschliche Abgründe“
Ägyptisches Museum in Leipzig
Front Line Assembly – Mindphaser

Sturm Cafe – Es Geht
Vomito Negro – Enemy of the State
KLUTÆ – Bones in the Furnace

Museum der bildenden Künste Leipzi
Feuerschwanz – Hexenjagd
Panometer Leipzig